Güterzug der Eisenbahngesellschaft TX Logistik auf der Geislinger Steige auf der Filstallinie der Bahn im Herbst
Ein Güterzug von TX Logistik - hier in Baden-Württemberg. Diese Züge sollen künftig auch auf der ICE-Strecke Leipzig/Halle-Erfurt-Bamberg fahren. Bildrechte: IMAGO/Arnulf Hettrich

Bahn Erste Güterzüge rollen auf ICE-Strecke durch Thüringen

03. April 2025, 14:36 Uhr

Bislang fuhren auf der Bahn-Neubaustrecke Leipzig/Halle-Erfurt-Bamberg nur Personenzüge. Das soll sich nun ändern: Das Unternehmen TX Logistik plant, Güterzüge auf die Trasse zu schicken. Ein Test verlief erfolgreich.

Auf der Eisenbahn-Neubaustrecke Leipzig/Halle-Erfurt-Bamberg rollen viele Jahre nach ihrer Inbetriebnahme erste Güterzüge. Das teilte die Deutsche-Bahn-Tochter DB Infrago als Streckenbetreiberin mit. Im Januar habe es eine erste erfolgreiche Testfahrt gegeben und seitdem neun weitere. In den kommenden Monaten werde TX Logistik dann den Regelbetrieb auf der Strecke planen. Das Unternehmen mit Sitz in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen ist eine Tochtergesellschaft der italienischen Staatsbahn.

Die Test-Güterzüge fuhren laut DB Infrago in der Nacht. Auch in Zukunft solle tagsüber der schnelle Personenverkehr Vorrang auf der Strecke haben. Auf dem Streckenabschnitt von Erfurt nach Bamberg verkehren aktuell ICE sowie der Regionalzug Thüringen-Franken-Express zwischen Erfurt und Nürnberg. Auf dem Abschnitt zwischen Erfurt und Halle/Leipzig fahren keine Regionalzüge, sondern nur ICE und Züge des Bahn-AG-Konkurrenten Flixtrain.

Wann der Güterzug-Betrieb voll aufgenommen wird und wie viele Züge täglich zwischen Leipzig, Erfurt und Bamberg rollen werden, steht noch nicht fest.

Ein ICE der Deutschen Bahn fährt über die Massetalbrücke an der ICE-Strecke durch den Thüringer Wald.
Bislang rasen über die Massetalbrücke im Thüringer Wald nur Personenzüge - in Zukunft soll das anders laufen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Sicherheitssystem ETCS als Hemmschuh

Auf der Neubaustrecke sind keine herkömmlichen Signale verbaut, sondern das digitale Zugsicherungssystem ETCS. Sensoren in den Lokomotiven und Triebzügen sowie an der Strecke kommunizieren dabei per Funk mit mehreren Betriebszentralen, die hoch automatisiert festlegen, ob ein Zug einen Gleisabschnitt befahren darf oder nicht. Schienenfahrzeuge ohne ETCS-Ausrüstung dürfen die Strecke nicht befahren.

Diese Vorgabe gilt als einer der Hauptgründe dafür, dass die Bahnstrecke bisher nur von Personenzügen genutzt wird. Die Güterbahnen scheuten bisher die Kosten, die für Installation und Wartung der Sensoren auf den Loks sowie für die Schulung des Personals anfallen würden. TX Logistik hat seine Güterzüge nun für das System angepasst.

Strecke wurde auch für Güterverkehr konzipiert

Die Nutzung der mit Milliardenaufwand gebauten Trasse für den Güterverkehr wird seit Jahren diskutiert. Zu weiteren Interessenten oder der Zahl der angemeldeten Fahrten wollte die Bahn aus rechtlichen Gründen keine Angaben machen. Die Strecke, die zwischen Erfurt und dem fränkischen Ebensfeld unter dem Kamm des Thüringer Waldes durch insgesamt 22 Tunnel führt, wurde nach Bahn-Angaben auch für Güterzüge konzipiert.

2017 war die letzte, 107 Kilometer lange Lücke zwischen Thüringen und Bayern auf der schnellen Nord-Süd-Magistrale geschlossen worden. Es handelte sich um ein Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE 8) mit Neu- und Ausbauabschnitten auf den insgesamt 623 Kilometern zwischen München, Erfurt und Berlin.

MDR (bob/seg/dst)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 02. April 2025 | 22:00 Uhr

22 Kommentare

theobaldbolger vor 5 Wochen

Aus der Ausnahmegenehmigung für den Betrieb der Strecke:

"Bei betrieblichen Verfahren, die unzulässige Be-
gegnungen, Überholungen oder Vorbeifahrten ausschließen sollen,
liegt die Verantwortung allein beim Menschen. Die insoweit maßge-
bende Fehlhandlungswahrscheinlichkeit schließt mögliche Gefähr-
dungen und Schäden nicht mit der notwendigen Sicherheit aus. Nur
durch ein automatisiertes, selbsttätig gesteuertes technisches System kann die unzulässige Begegnung sicher ausgeschlossen werden."

theobaldbolger vor 5 Wochen

Die Strecke wurde für Mischbetrieb geplant, einfach weil sie ausschließlich für den Personenverkehr viel zu teuer ist.
Auf der Strecke gibt es übrigens eine Gewichtsbegrenzung, damit bleiben dann als potentielle Züge eigentlich nur noch welche mit Containern oder LKWs übrige. Halt der typische Verkehr nach Italien, der dann weiter zum Brenner muss.

UZet vor 5 Wochen

Die privaten Bahngesellschaften haben häufig das rollende Material von Waggon- und/oder Triebfahrzeugvermeietgesellschaften angemietet, was aber nichts an der Verantwortung der privaten Bahngesellschaften für die Nutzung der Gleisanlagen ändert.
Wenn sie wissen wollen, wie ein, von einer privaten Bahngesellschaft geführte Güterzug klingt, dann brauchen Sie sich nur abends an einem von der Bahntrasse tangierten Ort im Elbtal aufhalten und sich das Rattern der defekten Radsötze anhören.

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