Menschen fliehen vor dem israelischen Angriff im Gazastreifen
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Krieg in Nahost ++ Hamas meldet Tod einer weiteren Geisel ++

Stand: 23.11.2024 23:27 Uhr

Laut der islamistischen Terrororganisation Hamas wurde bei israelischen Angriffen in Gaza eine entführte Israelin getötet. Bei den Attacken kamen nach Angaben von Ärzten auch 120 Palästinenser ums Leben. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

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Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat die laufenden Untersuchungen wegen des Verdachts der Weitergabe geheimer Informationen aus seinem Büro scharf kritisiert. Es gebe eine "Hexenjagd" gegen ihn und seine Mitarbeiter, sagte der israelische Ministerpräsident in einer auf X veröffentlichten Videobotschaft.

Er behauptete auch, der Zweck der jüngst erhobenen Anklage gegen mutmaßlich in den Fall involvierte Personen sei es, ihm und den Bürgern Israels, die ihn unterstützten, zu schaden. Weitere Details dazu nannte er nicht. Den Verdächtigen in dem Fall wird israelischen Medienberichten zufolge vorgeworfen, geheime Informationen mit der Absicht weitergegeben zu haben, dem Staat Israel zu schaden. Netanyahu bezeichnete die Anschuldigungen in seinem Video als "lächerlich".

In Hebron im Westjordanland haben Hunderte mutmaßliche jüdische Extremisten versucht, gewaltsam einen Teil der Stadt zu betreten, zu dem ihnen der Zutritt nicht erlaubt ist. Es habe deshalb Zusammenstöße mit israelischen Soldaten und Grenzpolizisten gegeben, teilte ein Sprecher des Militärs mit. Mehrere der Randalierer hätten israelischen Sicherheitskräften ins Gesicht gespuckt. 

Die israelische Zeitung "Haaretz" und palästinensische Medien berichteten zudem, einige Beteiligte hätten Steine auf die Geschäfte und Häuser palästinensischer Anwohner geworfen. Palästinensischen Angaben zufolge durften Palästinenser wegen einer dort stattfindenden jüdischen Wallfahrt ihre Häuser nicht verlassen. Jährlich kommen deswegen Tausende Juden aus aller Welt nach Hebron. Nach Angaben des Armeesprechers wurden mehrere Menschen festgenommen. Ob es sich bei den rund 500 Beteiligten um israelische Siedler aus dem Westjordanland handelte, konnte der Armeesprecher nicht sagen. 

Bei israelischen Luftangriffen im Libanon sind Behörden zufolge mindestens zwei Sanitäter getötet worden. Wie das libanesische Gesundheitsministerium berichtete, wurde ein Team von Rettern der Islamischen Gesundheitsbehörde (IHA) im Landessüden von einer Drohne angegriffen. Diese wird von der Schiitenmiliz Hisbollah betrieben. Als weitere Rettungskräfte ihren Kollegen zur Hilfe eilten, wurden die Fahrzeuge erneut angegriffen.

Vier weitere Sanitäter seien verletzt worden. Israels Militär hat der IHA wiederholt vorgeworfen, Krankenwagen für den Waffenschmuggel zu nutzen - unabhängige Belege dafür fehlen jedoch bislang. Das libanesische Gesundheitsministerium kritisierte die Drohnenschläge scharf und bezeichnete sie als Verletzung internationalen humanitären Rechts.

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs greifen auch proiranische Milizen aus dem Irak Israel immer wieder an. Nun soll Israel mit Angriffen gegen den Irak gedroht haben.

Die Arabische Liga wird sich am Sonntag auf irakisches Ersuchen zu "israelischen Drohungen gegen den Irak" beraten. Das berichtete die katarische Nachrichtenagentur QNA. Die Arabische Liga hat 22 Mitglieder, darunter auch die Palästinensergebiete. Der irakische Außenminister Fuad Hussein hatte am Freitag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur INA erklärt, dass es "eindeutige Drohungen" aus Israel für den Irak gebe. Der Ministerpräsident des Irak, Mohammed Shia al-Sudani, habe die Streitkräfte angewiesen, "Maßnahmen gegen diejenigen zu ergreifen, die Angriffe auf irakischem Territorium" starteten.

Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, wonach die USA Bagdad informiert hätten, dass israelische Militärschläge gegen den Irak unmittelbar bevorständen, sollte es der irakischen Regierung nicht gelingen Angriffe proiranischer Milizen aus dem Irak auf Israel zu verhindern. Israel äußerte sich dazu bisher nicht.

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union können es sich aus Sicht des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell nicht aussuchen, ob sie Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs vollstrecken oder nicht. "Die Staaten, die das Übereinkommen von Rom unterzeichnet haben, sind verpflichtet, die Entscheidung des Gerichtshofs umzusetzen. Das ist nicht fakultativ", sagte Borrell während des Besuchs eines Workshops israelischer und palästinensischer Friedensaktivisten auf Zypern.

Der Strafgerichtshof hatte Haftbefehle gegen Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und Ex-Verteidigungsminister Joaw Gallant wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen erlassen. Die Bundesregierung und andere europäische Staaten halten eine Umsetzung des Haftbefehls für kaum vorstellbar.

Nach Darstellung des militärischen Arms der islamistischen Hamas soll eine in den Gazastreifen entführte Israelin getötet worden sein. Eine weitere weibliche Geisel sei bei einem Angriff der israelischen Armee im Norden des Küstengebiets lebensgefährlich verletzt worden, teilte der Sprecher der Terrororganisation, Abu Obaida, im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden mit. Er berief sich dabei auf die Wächter der Frauen.

Die Informationen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär konnte die Angaben auf Anfrage weder bestätigen noch widerlegen. Der Hamas-Sprecher machte keine Angaben zur Identität der beiden Geiseln. Auch wann genau sich der Angriff ereignet haben soll, ist unklar.

Bei einem schweren Luftangriff mitten in Beirut sind nach Behördenangaben mindestens 15 Menschen getötet worden. 63 Menschen seien bei dem Angriff auf ein Gebäude im dicht besiedelten Stadtteil Basta verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Es wird erwartet, dass die Opferzahl weiter steigen wird. Libanesische Sicherheitskreise berichteten, dass der Angriff einem Hisbollah-Funktionär gegolten habe. Weitere Details gab es zunächst nicht. 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Ausstellung der Haftbefehle gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu und dessen Ex-Verteidigungsminister Joav Gallant durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) als "mutige Entscheidung" bezeichnet. "Wir unterstützen den Haftbefehl. Wir halten es für wichtig, dass diese mutige Entscheidung von allen Vertragsstaaten umgesetzt wird, um das Vertrauen der Menschheit in das internationale System wiederherzustellen", sagte Erdogan in einer Rede in Istanbul.

Die westlichen Länder, die der Welt "jahrelang Lektionen in Sachen Recht, Gerechtigkeit und Menschenrechte" erteilt hätte, müssten ihre Versprechen nun einhalten, betonte Erdogan. Die Türkei ist kein Vertragsstaat des IStGH-Abkommens.

Israelische Truppen intensivieren ihre Angriffe im nördlichen Teil des Gazastreifens. Der Chef des Kamal Adwan Krankenhauses in dem Gebiet, Hussam Abu Safija, erklärt, die anhaltenden israelischen Bombardierungen schienen darauf abzuzielen, das Krankenhauspersonal zur Evakuierung zu zwingen. "Am gestrigen Freitag wurde von Nachmittag bis Mitternacht mehrmals gezielt der Eingangsbereich der Notaufnahme bombardiert", erklärt er. Zwölf Mitarbeiter, darunter Ärzte und Krankenschwestern, seien verletzt worden.

Das israelische Militär bekräftigt, es wolle eine Neugruppierung von Hamas-Kämpfern im Norden des Gazastreifens verhindern. Örtliche Einwohner befürchten, eigentliches Ziel der militärischen Maßnahmen sei es, eine entvölkerte Pufferzone zu schaffen. Israel weist das zurück.

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind in den vergangenen 48 Stunden mindestens 120 Menschen getötet worden, teilten palästinensische Mediziner mit. Unter den Toten sei eine siebenköpfige Familie, deren Haus in der Nacht zum Samstag im Vorort Seitun von Gaza-Stadt getroffen wurde. Die übrigen Opfer seien bei anderen Angriffen im zentralen und südlichen Teil des Gazastreifens gestorben.

Angaben aus dem Libanon zufolge rücken israelische Truppen immer weiter im Süden des Landes vor. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge drang die israelische Armee in den christlich geprägten Ort Deir Mimas vor. Am Ortseingang habe die Armee einen Kontrollpunkt eingerichtet. Deir Mimas gilt als strategisch wichtiger Ort - von ihm aus sei sowohl der Fluss Litani teils zu kontrollieren. Israels Armee soll des Weiteren eine wichtige Verbindungsstraße zu der Stadt Nabatia komplett zerstört haben. Sie galt als wichtige Versorgungsroute für die Hisbollah-Miliz.

Libanesische Medien berichteten, dass die israelische Armee versuche, auch im Südwesten zum Ort Bajada zu gelangen, um Kontrolle über das Gebiet rund um den Litani von westlicher Seite zu gewinnen.

Im Norden Israels sind nach Armeeangaben fünf Raketen in der Region Metula an der Grenze zum Libanon eingeschlagen. Die Zeitung Haaretz berichtete unter Berufung auf den örtlichen Bürgermeister, dass die Raketen landwirtschaftliche Flächen getroffen hätten. In einem Fall gab es den Angaben zufolge einen Raketeneinschlag nahe einer Gruppe von Farmarbeitern. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand.

Bei israelischen Angriffen im Norden des Gazastreifens sollen neun Beschäftigte des dortigen Kamal-Adwan-Krankenhauses verletzt worden sein. Das teilte der Direktor der Klinik mit. Zudem sei der Generator des Krankenhauses beschädigt worden, wodurch auch die Versorgung der Patienten mit Sauerstoff eingeschränkt wurde. Das Krankenhaus behandle derzeit 85 Verletzte, 14 Kinder und vier Neugeborene.

Das israelische Militär erklärte, es wisse nichts von einem Angriff in der Gegend um das Spital.

Bei erneuten israelischen Angriffen auf die libanesische Hauptstadt Beirut wurden laut libanesischem Zivilschutz mindestens elf Menschen getötet. Die Zahl könne zudem noch steigen, da Rettungskräfte nach wie vor in Trümmern nach möglichen Opfern suchen würden. Zuvor war in Medien von mindestens vier Todesopfern und mehr als 20 Verletzten die Rede gewesen.

Bei den Angriffen auf Beirut wurde ein achtstöckiges Wohnhaus getroffen. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, sei auch die Hafenstadt Tyrus im Süden des Landes mit Drohnen attackiert worden. Ein Fischer sei ums Leben gekommen, ein weiterer Mann sei verletzt worden.

Bei Luftangriffen und durch Panzerbeschuss im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen von der Terrormiliz Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde mindestens 19 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. Mindestens 40 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Sprecher der Behörde, Mahmud Bassal, der Nachrichtenagentur AFP mit. Die israelische Luftwaffe habe drei Luftangriffe geflogen, der Panzerbeschuss sei in der Stadt Rafah im Süden des Palästinensergebiets erfolgt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Botschafter Ron Prosor hat sich zuversichtlich gezeigt, dass sich die Lage im Nahen Osten unter der künftigen US-Regierung unter Donald Trump entspannen wird. "Ich erwarte die Erweiterung der Abraham-Abkommen", sagte Prosor dem Redaktionsnetzwerk Deutschland mit Blick auf die in der ersten Amtszeit Trumps geschlossenen Vereinbarungen zur Normalisierung der Beziehungen mehrerer arabischer Staaten mit Israel. Das sei "ein hervorragendes Modell, weil es auch zu direkten Kontakten zwischen den Menschen führt."

Bei einem Luftangriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut sind Medienberichten zufolge mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. 23 weitere seien bei dem Angriff auf ein Gebäude im Stadtteil Basta verletzt worden, berichtete der Fernsehsender Al-Majadin unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Laut einem Korrespondenten von Al-Majadin wurde das Gebäude bei dem Luftschlag komplett zerstört. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, die israelische Luftwaffe habe ein achtstöckiges Wohnhaus mit fünf Raketen getroffen.

Mutmaßliche jüdische Extremisten haben in Hebron im Westjordanland den Kommandeur des israelischen Zentralkommandos bedrängt. Generalmajor Avi Bluth und mehrere weitere Offiziere seien beschimpft worden, teilte das israelische Militär mit. Zudem sei ihnen der Weg versperrt worden. Fünf Verdächtige seien daraufhin von der israelischen Polizei festgenommen worden. 

Zehntausende Menschen waren zu einer jährlichen Pilgerreise nach Hebron gekommen. Jüdische Extremisten haben traditionell ein angespanntes Verhältnis zum Militär, weil es im Westjordanland auch immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Siedlern kommt. Bei der Wallfahrt in Hebron sei Generalmajor Bluth als "Verräter" bezeichnet worden, berichtete die Zeitung The Times of Israel.

US-Präsident Joe Biden hat mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon gesprochen. Die Staatschefs hätten sich insbesondere über die Bemühung um ein Waffenstillstandsabkommen unterhalten, das den Menschen auf beiden Seiten der Demarkationslinie eine "sichere Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen" würde, teilte das Weiße Haus am Freitag mit. Zudem hätten die beiden Präsidenten über den Krieg in der Ukraine gesprochen. 

Die beiden Politiker hätten sich darauf geeinigt, in "enger Abstimmung" zu bleiben, hieß es weiter. Washington und Paris hatten bereits Ende September einen Vorschlag für eine Waffenruhe im Libanon vorgelegt, der aber nicht umgesetzt wurde. Beide Länder verstärkten dennoch ihre Bemühungen um eine Feuerpause.

Libanesischen Angaben zufolge hat Israels Armee ein weiteres Mal Angriffe auf Orte nahe der Hauptstadt Beirut geflogen. Die israelische Armee hat angeblich zwei Hamas-Kommandeure getötet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 23. November 2024 um 08:23 Uhr.