Brandenburg 80 Jahre Bunker "Fuchsbau" in Oder-Spree: "Wir haben nicht geahnt, was hier unten ist"
Unter den Nazis von Zwangsarbeitern in die Rauener Berge gegraben, kontrollierte später das DDR-Militär vom "Fuchsbau" aus den Luftraum. Dieses Jahr wird die Bunkeranlage 80. Heute gibt es dort Führungen, was früher als streng geheim galt.
Der Bunker "Fuchsbau" südlich von Fürstenwalde (Oder-Spree) gilt nicht nur bei Historikern als ein Stück Militärgeschichte. Denn die Rauener Berge hüten seit nunmehr 80 Jahren einen geheimen Ort. Der Bunker, tief in den Berg hineingegraben, ist heute ein Museum in dem drei Epochen aufgearbeitet werden. Noch heute ist er begehbar und wird von Menschen aus der Region besucht.
Zwangsarbeiter der Nazis graben Anlage in den Berg
Führungen, wie die am vergangenen Samstagvormittag, sind gefragt und beginnen meist vor dem Bunker. Das schlichte, dunkelgrüne Bürogebäude lässt kaum erahnen, was im Inneren des Berges wartet.
Achim Pötsch, der die Führung leitet, begrüßt die Interessierten und blickt zunächst auf die Anfänge der 9.000 Quadratmeter großen Anlage. Die Geschichte des Fuchsbaus begann ihm zufolge 1943 mit der Errichtung eines Konzentrationslagers. Südlich des damaligen Ortes Ketschendorf errichtete die SS ein Außenlager des KZ Sachsenhausen in unmittelbarer Nähe der Reichsautobahn - der heutigen A12. Die dort in vier Baracken eingepferchten Menschen waren billige Arbeitskräfte.
Mit verschiedenen Arbeitskommandos wurden im Gebiet um den Scharmützelsee Ausweichstellen der SS-Führung gebaut. Das größte dieser Kommandos war für den Bau einer großen unterirdischen Fernmeldeanlage, den "Fuchsbau", bestimmt, wie Pötsch erklärt. "Der ehemalige Nazi-Bunker wurde als Nachrichten-Bunker für viele Fernschreib-Verbindungen geschaffen. 1943 hat man angefangen, zu bauen. Und im November 1944 ist das Ganze in Betrieb gegangen."
Unterirdische Führungen durch den "Fuchsbau"
Verbotene Zone in der DDR-Zeit
Durch einen 40 Meter langen Gang betreten die Gäste während der Führung die Anlage, die bis zu 25 Meter unter die Erde geht. Gespannte Blicke rechts und links, auch bei Besucherin Karin Tiersch. Die ehemalige Rauenerin, die heute in Berlin lebt, wusste bisher kaum etwas über die ominöse Anlage. Zu DDR-Zeiten war alles streng geheim. Lediglich Gerüchte und Mutmaßungen habe es gegeben, sagt Tiersch. "Uns wurde gesagt: Wenn etwas ist, geht hier die Erde auf. Wir haben nicht geahnt, was hier unten ist." Jetzt, wo sie den Bau betreten kann, sei sie überwältigt.
Achim Pötsch erklärt auf der Führung, dass das Bauwerk nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst ungenutzt war. Ab den 1960er-Jahren folgte die Rekonstruierung und der Ausbau für eine Nutzung durch die Deutsche Post und die Nationale Volksarmee der DDR. Ab 1975 wurde der Bunker erweitert und nach der deutschen Wiedervereinigung sogar noch einige Jahre von der Bundeswehr genutzt.
Flugüberwachung und Kontrolle aller Sirenen in der DDR
Während der Ausführungen ihres Guides, passieren die Besucher Schleusen, tonnenschwere Stahltüren, klettern durch winzige Luken. Immer wieder gibt Pötsch Einblicke in die Vergangenheit. "Die diensthabende Besatzung betrat den Bunker, danach die Wartungsdienste für einzelne Anlagen und bei Übungen die sogenannte Gefechtsbesatzung." Es geht vorbei an der einstigen Poststelle, in der die Besucher die teilweise immer noch vorhandene Technik selbst ausprobieren können. Es werden Tasten gedrückt und Telefonanlagen bedient. Dazu gibt es einen Blick in die Rechenzentrale und in den Raum, von dem aus sämtliche Sirenen in der ehemaligen DDR ausgelöst werden konnten. "Am Anfang, als es in Betrieb ging, waren es 11.000. Zum Schluss waren es 35.000 Sirenen", erklärt Achim Pötsch.
Mehrere Wochen war Phönix Wildau im Training stark eingeschränkt. Zwei Fußballplätze mussten wegen einsturzgefährdeten unterirdischen Bunkeranlagen gesperrt werden. Die Gefahr war seit Jahrzehnten bekannt. Von Philipp Rothermehr
Eine der letzten Stationen der Tour ist der zentrale Führungssaal der Anlage - ein acht Meter hoher Raum. Dieser sei so hoch gebaut worden, weil mit dem sogenannten automatisierten Führungssystem alle Flugbewegungen auf zwei vier Mal vier Meter großen Leinwänden darstellen konnte. Von dort aus wurde also der gesamte Luftraum der ehemaligen DDR überwacht.
Nach zweieinhalb Stunden geht die Führung zu Ende. Dass das technische Denkmal mit seinen Anlagen überhaupt noch in einem gepflegten Zustand ist und betreten werden kann, ist den zahlreichen ehrenamtlicher Helfern zu verdanken. Dies wird am vergangenen Samstag auch von den Interessierten honoriert. Anlässlich des 80-jährigen Bestehens ist nun auch eine Broschüre erschienen, die die Geschichte der Anlage zusammenfasst.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.10.2024, 16:40 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch