Mali, Burkina Faso und Niger ECOWAS muss dreifachen Austritt verkraften
Der westafrikanische Staatenbund ECOWAS hat drei Mitglieder verloren: Mali, Burkina Faso und Niger. Die drei Militärregierungen rücken damit auch vom Westen ab - und nähern sich Russland weiter an.
Es ist der Tag des Abschieds: Nach fast 50 Jahren haben Mali, Burkina Faso und Niger die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States) verlassen. Die Zahl der Mitglieder schrumpft damit von 15 auf zwölf Länder. Die Organisation spricht von einer entmutigenden Entwicklung, denn die drei Länder gehörten zu den Gründungsstaaten.
ECOWAS ist die älteste Wirtschaftsorganisation Afrikas. Sie wurde im Mai 1975 gegründet, um die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zu verbessern, etwa durch eine Freihandelszone.
Visa wurden abgeschafft, um freien Personenverkehr zu ermöglichen. Es gibt gemeinsame Infrastrukturprojekte, etwa im Straßenbau. Die Mitgliedsländer arbeiten auch zusammen, um Krisen und Konflikte zu lösen.
"Schlag für regionalen Zusammenhalt"
Gilles Yabi, der Gründer der Denkfabrik WATHI in der senegalesischen Hauptstadt Dakar, fürchtet schwerwiegende Folgen für den Zusammenhalt in Westafrika. "Der Austritt der drei Sahel-Länder ist ein Schlag für ECOWAS. Er ist auch ein Schlag für den regionalen Zusammenhalt in Westafrika. Das sind sehr schlechte Nachrichten für die gesamte Region."
Zwar verbleiben starke Wirtschaftsmächte wie Nigeria, Ghana und Senegal in der Organisation. Doch mit dem Wegfall der flächenmäßig riesigen Länder Mali und Niger schrumpft ECOWAS auf der Landkarte deutlich zusammen.
Ihren Austritt begründen Mali, Burkina Faso und Niger damit, dass ECOWAS sich "von den Idealen ihrer Gründungsväter entfernt" habe und unter dem Einfluss fremder Mächte stehe. Alle drei Länder haben eines gemeinsam: Sie werden seit Jahren von Militärs regiert. In Burkina Faso und Mali kamen sie 2020 und 2022 gewaltsam an die Macht. In Niger Mitte 2023.
Russland als neuer Verbündeter
Die drei Sahel-Länder kehren allerdings nicht nur ECOWAS den Rücken, sondern auch Europa, vor allem der früheren Kolonialmacht Frankreich. Nach den Militärputschen musste Frankreich seine Truppen abziehen. Alle drei Länder haben mittlerweile neue Verbündete gefunden, vor allem in Russland.
Mali, Burkina Faso und Niger werfen anderen Mitgliedsländern auch die Sanktionen vor, die nach den Putschen gegen ihre Länder verhängt wurden. ECOWAS habe es auch versäumt, sie im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.
Das soll sich nun ändern: Das Dreierbündnis will vor allem in Sicherheitsfragen zusammenarbeiten. Geplant ist eine gemeinsame Kampftruppe von rund 5.000 Soldaten. In der Sahel-Region sind islamistische Gruppen aktiv. Sie verüben immer wieder Anschläge gegen Sicherheitskräfte, aber auch gegen die Bevölkerung.
Auch bei der Reisefreiheit könnte sich nun etwas ändern. Niger, Mali und Burkina Faso teilten mit, dass Bürger anderer westafrikanischer Länder weiter ohne Visum einreisen könnten. Illegale Einwanderer würden allerdings künftig daran gehindert.
Sorge vor wachsender Unruhe in der Region
Gilles Yabi von der Denkfabrik WATHI hat Sorge, dass es in Zukunft mehr Konflikte geben könnte zwischen den einzelnen westafrikanischen Ländern. Es gebe viel Aggression, Bitterkeit - und viele Spannungen zwischen den Nachbarstaaten. "Bei ECOWAS tauschen sich nicht nur Regierungsspitzen regelmäßig aus, sondern auch Chefs von Polizei und Militär. Das verringert Spannungen und die Gefahr, dass es zu Kriegen zwischen einzelnen Ländern kommt."
Die Chancen, dass die drei Länder in die ECOWAS zurückkehren, stehen eher schlecht. Denn die Organisation besteht darauf, dass bestimmte demokratische Grundlagen eingehalten werden. Dazu sind die Militärregierungen allerdings nicht bereit. So könnten Mali, Burkina Faso und Niger in Zukunft eine Art Inseldasein führen in Westafrika.