Die Reaktionen auf Joe Bidens Rückzug Zwischen Respekt und Häme
Nach dem Rückzug seiner Kandidatur würdigen viele Wegbegleiter US-Präsident Biden und seine Entscheidung. Auch Bundeskanzler Scholz spricht ihm Dank und Anerkennung aus. Hohn kommt dagegen von Herausforderer Trump.
US-Präsident Joe Biden war nach den Worten seines republikanischen Herausforderers Donald Trump als Präsidentschaftskandidat nicht geeignet. "Der korrupte Joe Biden war nicht geeignet, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, und ist sicherlich nicht geeignet zu dienen - und war es auch nie!", schrieb Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social. Weiter erklärte Trump, den durch Bidens Präsidentschaft entstandenen "Schaden" schnell beheben zu wollen.
Trump sagt dem US-Sender CNN, seiner Ansicht nach sei es leichter, Kamala Harris bei den US-Präsidentschaftswahlen im November zu schlagen als Joe Biden. Trump habe sich kurz nach dem Bekanntwerden von Bidens Rückzug als Präsidentschaftskandidat der Demokraten gegenüber dem Sender geäußert, schreibt ein CNN Reporter auf der Plattform X.
Pelosi würdigt Bidens Vermächtnis
Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, rückte dagegen Bidens politisches Vermächtnis in den Vordergrund. "Präsident Joe Biden ist ein patriotischer Amerikaner, der unser Land immer an die erste Stelle gesetzt hat", schrieb die weiterhin einflussreiche demokratische Kongressabgeordnete auf der Plattform X. "Sein Vermächtnis an Visionen, Werten und Führungsqualitäten macht ihn zu einem der bedeutendsten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte."
Pelosi dankte Biden dafür, "immer an das Versprechen Amerikas geglaubt» zu haben. "Gott hat Amerika mit der Größe und Güte von Joe Biden gesegnet", schrieb die Demokratin abschließend.
Der frühere US-Präsident Bill Clinton und dessen Ehefrau, die einstige US-Außenministerin Hillary Clinton, zollten Biden ebenfalls ihren Respekt. "Wir schließen uns Millionen von Amerikanern an und danken Präsident Biden für alles, was er erreicht hat, indem er sich immer wieder für Amerika eingesetzt hat", so das Ehepaar.
Biden habe seine "außergewöhnliche Karriere" mit einer Präsidentschaft gekrönt, "die Amerika aus einer beispiellosen Pandemie befreit, Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen, eine angeschlagene Wirtschaft wiederaufgebaut, unsere Demokratie gestärkt und unser Ansehen in der Welt wiederhergestellt hat".
"Joe, du bist ein echter Patriot"
Der einflussreiche Vorsitzende der demokratischen Fraktion im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte, Biden habe sich als großartiger Präsident erwiesen. "Seine Entscheidung war natürlich nicht einfach, doch er hat erneut sein Land, seine Partei und unsere Zukunft an erste Stelle gesetzt", teilt er mit. "Joe, du zeigst heute, dass du ein echter Patriot und großer Amerikaner bist."
Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, hat US-Präsident Joe Biden zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. "Wenn Joe Biden nicht geeignet ist, um für das Präsidentenamt zu kandidieren, ist er nicht geeignet, um als Präsident zu dienen. Er muss das Amt sofort niederlegen", erklärte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses im Onlinedienst X.
Auch deutsche Politiker zollen Respekt
Auch Vertreterinnen und Vertreter der Parteien in Deutschland zollten Biden für dessen Verzicht Respekt. Darunter war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): "Mein Freund @POTUS Joe Biden hat viel erreicht: für sein Land, für Europa, die Welt", schrieb Scholz auf der Plattform X. "Dank ihm ist die transatlantische Zusammenarbeit eng, die NATO stark, die USA ein guter und verlässlicher Partner für uns. Sein Entschluss, nicht noch einmal zu kandidieren, verdient Anerkennung."
"Joe Biden hat mehr als fünf Jahrzehnte lang dem amerikanischen Volk gedient. Seine heutige Entscheidung verdient größten Respekt", schrieb etwa CDU-Chef Friedrich Merz im Onlinedienst X. Grünen-Chefin Ricarda Lang äußerte sich ähnlich. Sie schrieb ebenfalls bei X: "Joe Biden hat als Präsident seinem Land auf beeindruckende Art und Weise gedient. Und er tut es auch mit diesem Schritt. Mein größter Respekt!"
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, nannte Biden auf X in englischer Sprache einen "Präsidenten, dem wir in Europa und Deutschland viel zu verdanken haben". "Das Ende ist tragisch und wird seinem Lebenswerk nicht gerecht." Der SPD-Politiker, der selbst seinen Rückzug aus der Politik im kommenden Jahr angekündigt hatte, schrieb weiter, "es scheint in der Politik nicht leicht zu sein, den richtigen Moment zu finden, um Goodbye zu sagen".
Führung und Mut
Die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht durch den Rückzug Bidens wieder Chancen für dessen Demokraten. "Noch können die Demokraten die Wahl für sich entscheiden", sagte sie der "Rheinischen Post". Der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), sieht in der Entscheidung Bidens "viel Mut". Biden habe "damit wie in den dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit Führung bewiesen", sagte Hardt der "Rheinischen Post".
Auch Spitzenpolitiker aus Tschechien und Polen würdigten Bidens Verdienste. "Lieber Präsident Joe Biden, Sie haben oft schwierige Entscheidungen getroffen, dank derer Polen, Amerika und die Welt sicherer sowie Demokratie und Freiheit stärker sind", schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bei X. Er sei überzeugt, dass sich Biden davon auch bei seiner jetzigen Entscheidung habe leiten lassen. Es sei für den US-Demokraten "vielleicht die schwierigste im Leben."
"Entscheidung eines Staatsmannes"
"Das ist zweifellos die Entscheidung eines Staatsmanns, der seinem Land jahrzehntelang gedient hat", schrieb der tschechische Regierungschef Petr Fiala bei X. "Es ist ein verantwortungsvoller und persönlich sicher nicht leichter Schritt, der aber deshalb umso mehr Anerkennung verdient", führte der liberalkonservative Politiker aus. Er drücke den USA die Daumen, dass aus der Wahl im November ein guter Präsident hervorgehe.
Israels Präsident Izchak Herzog schrieb auf X: "Ich möchte meine aus tiefstem Herzen empfundene Dankbarkeit für @POTUS zum Ausdruck bringen." Als erster US-Präsident habe er Israel in Kriegszeiten besucht. "Und als wahrer Verbündeter des jüdischen Volkes ist er ein Symbol für die unzerreißbaren Bande zwischen unseren beiden Völkern."