US-Wahlkampf Wohin fließen die Millionen?
Nirgendwo sonst auf der Welt ist der Wahlkampf so kostspielig wie in den USA. Kamala Harris hat seit Beginn ihrer Kandidatur die Rekordsumme von 540 Millionen Dollar eingenommen - doch woher kommt das Geld? Und wohin fließt es?
Donald Trump ist zurück und er will die Kontrolle, heißt es im neusten Werbespot der Wahlkampagne von Kamala Harris und Tim Walz. Darin warnen die Demokraten die Wähler vor Trump und seinem sogenannten "Project 2025", einem radikalen Plan, der Trump bei einer Rückkehr ins Weiße Haus mehr Macht und Einfluss verschaffen würde. Er selbst hatte sich zuletzt davon distanziert, um seine Wähler nicht zu verprellen.
Harris nimmt 540 Millionen ein
Spots wie diese überfluten derzeit die für die Wahl so wichtigen Swing States. Schließlich beginnt in einigen Bundesstaaten in wenigen Wochen das sogenannte early voting, die vorzeitige Stimmabgabe. Um diese Anzeigen zu finanzieren, brauchen die Parteien Wahlkampfspenden in dreistelliger Millionenhöhe.
Bei den Demokraten rollt seit Joe Bidens Rückzug von der Kandidatur eine nie dagewesene Spendenwelle, die in nur gut vier Wochen über 540 Millionen Dollar in die Kassen gespült hat. Allein in der Stunde nach Harris‘ Nominierungsrede auf dem Parteitag in Chicago gingen 82 Millionen Dollar ein.
Viele Privatpersonen spenden kleine Summen
Das Neue daran: es waren vor allem viele Privatpersonen, die kleine Summen gespendet haben. Rund ein Drittel davon waren laut einer New York Times-Analyse Erst-Spender, darunter besonders viele jüngere Frauen.
Jede neue Spende sei ein neuer Wähler, beziehungsweise eine neue Wählerin, erklärt Robin Kolodny, Politikwissenschaftlerin an der Temple University in Philadelphia. Und dieses Wählerengagement, sagt sie, stärke die Parteibasis, die "Fußsoldaten", wie sie sie nennt.
Tech-Milliardäre unterstützen eher Harris
In den letzten beiden Monaten vor der Wahl gehen traditionell die Großspenden ein. Zu Trumps sogenannten "Mega-Donors" gehört neben X-Eigentümer Elon Musk zum Beispiel Tim Mellon, Erbe einer schwerreichen Bankiersfamilie aus Pittsburgh. Der 82-Jährige hat schon jetzt 125 Millionen Dollar für die Republikaner locker gemacht.
Unterstützer der Harris-Kampagne sind häufig Tech-Milliardäre aus dem Silicon Valley. Zum Beispiel Reid Hoffman, Mitbegründer des beruflichen Netzwerks LinkedIn, aber auch der Multimilliardär Georg Soros mit seinem Sohn Alex sowie der ehemalige Bürgermeister von New York, Mike Bloomberg.
"Persönlicher Kontakt wichtiger als TV-Spots"
Wahlkampfreisen, tägliche Kundgebungen in den Bundesstaaten, Haustürwahlkampf und natürlich Werbung in jeglicher Form – auch weil die USA so riesig seien, sei der Wahlkampf enorm kostspielig, erläutert Politikwissenschaftlerin Kolodny. "Mit dem Geld können die Wahlkampfmanager auch Leute bezahlen, die bei potentiellen Wählern an die Tür klopfen, die ihnen SMS schicken oder sie anrufen. Sie haben herausgefunden, dass persönlicher Kontakt wichtiger ist als Fernsehspots", erläutert die Forscherin.
Obwohl auch in den USA immer weniger Menschen lineares Fernsehen gucken, pumpen die Demokraten immer noch rund 170 Millionen Dollar in Fernsehspots, aber noch mehr - rund 200 Millionen Dollar - investieren sie in digitale Anzeigen.
Gute Finanzen kein Garant für Wahlsieg
Seit einigen Jahren jedoch fließe immer weniger Geld in klassische TV-Werbung, so Michael Kang. Experte für Wahlkampffinanzierung an der Northwestern University in Chicago. Die digitalen Anzeigen seien besser zugeschnitten auf die einzelnen Nutzer der sozialen Netzwerke.
Am Ende hätten beide Parteien meist ähnlich viel Geld zur Verfügung, resümiert Kang. Seiner Meinung nach sei ein Cash-Vorsprung kein Garant für eine erfolgreiche Wahlkampagne. Die Wahl werde aufgrund anderer Dinge entschieden. Zum Beispiel, wie gut die Parteien die Wähler erreichten, wie überzeugend ihre Botschaft - oder wie beeindruckend ihr Kandidat sei.