Hohe Meerestemperatur in Florida Wissenschaftler warnen vor großer Korallenbleiche
In dem Meerwasser vor der Küste des US-Bundesstaates Florida werden ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen - und die Werte drohen noch weiter zu steigen. Das könnte für die Ozeane schwerwiegende Folgen haben.
Seit Wochen sind die Oberflächentemperaturen der Meere weltweit zu hoch - laut Experten ist das auch eine Folge des Wetterphänomens El Niño. Im US-Bundesstaat Florida warnen Wissenschaftler vor schweren Folgen für die Korallenriffe im Atlantik und im Golf von Mexiko.
Daten der US-Wetterbehörde NOAA zeigen, dass die Wassertemperaturen im Golf von Mexiko und im Südwestatlantik derzeit im Durchschnitt zwei bis drei Grad Celsius wärmer sind als normal. An mehreren Orten übersteigen sie die Marke von 30 Grad Celsius. So wurde am Montagabend nahe der Insel Johnson Key vor der Küste Floridas eine Wassertemperatur von 36,1 Grad Celsius gemessen. Am Vortag war in der Nähe der im Golf von Mexiko gelegenen und ebenfalls zu Florida zählenden Insel Vaca Key eine Temperatur von fast 35 Grad Celsius registriert worden.
"Das ist unglaublich", sagte der Meteorologe Andrew Orrison vom zur NOAA gehörenden nationalen Wetterdienst: "Das Wasser ist so warm, dass man sich gar nicht abkühlen kann." Schätzungen von Experten zufolge könnten die Wassertemperaturen bis zum Ende dieser Woche weiter ansteigen. An Land könnten sie sich aufgrund der Luftfeuchtigkeit wie 43 Grad Celsius anfühlen.
Große Korallenbleiche droht
Die Wissenschaftlerin Liv Williamson vom Coral Reef Futures Lab der Universität von Miami warnte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP vor schwerwiegenden Folgen für die Umwelt. Sie rechne mit einer "schlimmen Bleiche". Bei einer sogenannten Korallenbleiche verlieren die Korallen ihre Farbe, was zum Aussterben der Meerestiere führen kann.
Die Wahrscheinlichkeit einer großen Bleiche liegt laut Williamson an vielen Riffen entlang der Pazifikinseln am Äquator bis nach Florida bei 90 Prozent. "Wir haben erst Juli - die Hitze wird sich noch weiter aufstauen, und die Korallen werden gezwungen sein, viel länger als normal mit gefährlich warmen Bedingungen zurechtzukommen", so die Wissenschaftlerin. Bereits jetzt gebe es Berichte über eine auftretende Bleiche aus dem Staat Belize in Mittelamerika. Das sei "so früh im Sommer sehr alarmierend", betonte Williamson.
Hohe Wassertemperaturen auch Folge von El Niño
Die seit April weltweit zu hohen Meerestemperaturen sind eine Folge des Klimawandels, aber auch des Wetterphänomens El Niño. Das hat nichts mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun, kann aber dessen Folgen verschärfen, weil es einen zusätzlich wärmenden Effekt hat.
El Niño ist ein natürlich auftretendes Phänomen, das mit der Erwärmung des Meerwassers im tropischen Pazifik und schwachen Passatwinden einhergeht. Die Auswirkungen sind vor allem in Südostasien, Australien, Afrika und Mittelamerika spürbar. Für Europa gelten die Folgen als begrenzt.