Ein Bild aus der afghanischen Stadt Dschalalabad soll den aus der US-Haft freigelassenen Chan Mohammed bei seiner Ankunft zeigen

Zwei US-Bürger freigelassen Taliban und USA tauschen offenbar Gefangene aus

Stand: 21.01.2025 12:07 Uhr

Die USA und die Taliban haben einen Gefangenentausch vollzogen - offenbar in den letzten Stunden der Biden-Regierung. Zwei in Afghanistan festgehaltene US-Bürger kamen frei, im Gegenzug für ein mutmaßliches Taliban-Mitglied.

Die Taliban in Afghanistan haben eigenen Angaben zufolge zwei US-Staatsangehörige aus dem Gefängnis entlassen. Dafür sei ein in den USA inhaftierter Afghane freigekommen. "Der in Amerika inhaftierte afghanische Kämpfer Chan Mohammed ist im Austausch für amerikanische Staatsbürger freigelassen worden und in sein Land zurückgekehrt", teilte das Außenministerium der Taliban mit. Bilder aus Dschalalabad im Osten Afghanistans zeigten Mohammed laut den Taliban bei seiner Ankunft.

Den Angaben zufolge verbüßte Mohammed in Kalifornien eine lebenslange Haftstrafe. Er war im März 2006 in der Provinz Nangarhar festgenommen worden, wie das US-Justizministerium bei seiner Verurteilung wegen Terrorismus und Drogenhandels im Jahr 2008 mitteilte. Das Ministerium bezeichnete Mohammed damals als Mitglied der Taliban und "gewalttätigen Dschihadisten und Drogenhändler, der versuchte, US-Soldaten in Afghanistan mit Raketen zu töten".

Familie von US-Bürger gibt Freilassung bekannt

Der Austausch wurde den Taliban zufolge durch Katar vermittelt. Bei den beiden US-Bürgern handelt es sich offenbar um Ryan Corbett und William McKenty. Die US-Behörden haben sich bisher nicht offiziell dazu geäußert und die Identität der freigelassenen Amerikaner nicht bestätigt.

Corbetts Familie teilte auf ihrer Webseite jedoch seine Freilassung mit und brachte ihre "überwältigende Dankbarkeit" zum Ausdruck. Sie dankte sowohl der ehemaligen Regierung von Joe Biden als auch der neuen Regierung von US-Präsident Donald Trump. Corbett war im August 2022 während einer Geschäftsreise von den Taliban festgenommen worden.

Die New York Times und CNN berichten, dass es sich bei dem zweiten freigelassenen US-Staatsangehörigen um McKenty handelt, über den wenig öffentlich bekannt ist. Corbetts Familie rief zudem dazu auf, zwei weitere noch in Afghanistan festgehaltene US-Bürger freizulassen - den ehemaligen Flugzeugmechaniker George Glezmann sowie den eingebürgerten Geschäftsmann Mahmud Habibi.

Verhandlungen offenbar seit zwei Jahren

Die Verhandlungen über den Gefangenenaustausch waren laut CNN bereits seit fast zwei Jahren im Gange und wurden in den letzten Stunden von Bidens Amtszeit abgeschlossen. Welche Rolle das Regierungsteam von Trump dabei spielte, ist unklar. Corbetts Ehefrau hatte vor einer Woche Trumps Nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz im Anwesen des US-Präsidenten in Florida getroffen, wie Fox News berichtete.

Biden war nach dem chaotischen Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan 2021 - ursprünglich von seinem Vorgänger Trump beschlossen - heftig in die Kritik geraten. Die Taliban-Regierung erklärte nach Trumps Wahlsieg im November, sie hoffe auf ein "neues Kapitel" in den Beziehungen mit den USA.

Der Austausch sei ein "gutes Beispiel für die Lösung von Problemen durch Dialog", hieß es heute aus dem Außenministerium in Kabul. Die Regierung der Taliban wird international überwiegend nicht anerkannt. Durch den Wegfall von humanitärer Hilfe nach der Machtübernahme der Taliban befindet sich das Land in einer schweren wirtschaftlichen Krise.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Januar 2025 um 12:59 Uhr.