Die Queen und die Karibik Monarchie auf dem Prüfstand
Weltweit wird die Queen betrauert - auch in den früheren Kolonien Antigua und Barbuda, Barbados und Jamaika. Doch nicht erst seit ihrem Tod dringen Karibikstaaten auf eine Loslösung von der britischen Krone.
"Wir lieben die Queen leidenschaftlich. Und auch wenn wir unabhängig sind, schauen wir nach wie vor zu ihr auf", sagt Luise Sabine aus Antigua und Barbuda gegenüber dem britischen Sender ITV. Der Inselstaat ist seit 1981 unabhängig, gehört aber zu den 14 Staaten, in denen der britische Monarch, nun also Charles der III., nach wie vor Staatsoberhaupt ist.
"Ich bin sehr traurig, es war wirklich eine nette Frau, auch die Art und Weise wie sie gesprochen hat. Ich werde sie vermissen, aber das Leben geht natürlich weiter." So wie dieser Mann bringen viele Menschen in Antigua und Barbuda in diesen Tagen ihre Sympathien gegenüber der verstorbenen Queen zum Ausdruck. Die Nationalflagge hängt auf Halbmast.
Forderung nach Reparationen
Doch auch die kritischen Stimmen mehren sich. Der Vorsitzende der Kommission für Entschädigung in Antigua und Barbuda, Dorbrene O'Marde, erklärte im US-Sender Democracy Now:
Wir fordern Großbritannien auf, seine Rolle beim Völkermord, bei der Plünderung, bei der Gewalt, die gegen afrikanische Menschen auf dem Kontinent und hier in der Karibik ausgeübt wird, zu hinterfragen. Es ist Zeit für eine Wiedergutmachung. Und dabei geht es im Wesentlichen um Reparationen für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die sie begangen haben.
Volksabstimmung über Republik
Nur wenige Minuten nach der Bestätigung von König Charles III. zum Staatsoberhaupt machte der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne, die Ankündigung, er wolle innerhalb von drei Jahren eine Volksabstimmung abhalten, damit der Karibikstaat zu einer Republik werde.
"Das ist keine Form von Respektlosigkeit, auch kein Akt der Feindseligkeit und kein Dissens zwischen Antigua und Barbuda und der Monarchie. Es ist ein letzter Schritt, um den Bogen zur Unabhängigkeit zu schließen und eine wirklich souveräne Nation zu werden", erklärte Browne vor rund einer Woche gegenüber dem britischen Sender ITV.
Demos beim Besuch von Prinz William
Barbados, der Karibikstaat, der sich noch weiter südlich befindet, hat bereits im vergangenen Jahr den Schritt vollzogen. Und auch in Jamaika werden Rufe laut, zur Republik zu werden.
Beim Besuch von Prinz William und seiner Ehefrau Kate in Jamaika im vergangen März warfen ihnen Demonstranten vor, vom "Blut, den Tränen und dem Schweiß" der Sklaven zu profitieren.
Zwölf Tage Staatstrauer
Der Karibikstaat hat dennoch zwölf Tage Staatstrauer ausgerufen. Doch Vertreter der Rastafari-Bewegung auf Jamaika wollen sich nicht beteiligen. Auch der bekannte Rastafari Mutabaruka, Musiker und Poet, forderte gegenüber dem amerikanischen Sender MSNBC: "Wir müssen den Kampf fortsetzen, damit anerkannt wird, dass etwas getan werden muss und zwar fordern wir eine Entschuldigung und Wiedergutmachung."
Kurz nach dem Tod der Queen titelte eine jamaikanische Tageszeitung "Das Ende einer Ära". Die britische Monarchie steht in der Karibik mehr als nur auf dem Prüfstand.