Robert F. Kennedy Jr. spricht während eines Treffens mit Senator John Cornyn im Kapitol in Washington D.C. (USA)

Anhörung von Kennedy im US-Senat Ein Impfgegner für den Gesundheitsschutz?

Stand: 29.01.2025 10:26 Uhr

Robert F. Kennedy Jr. hat sehr eigene Vorstellungen über Vorbeugung. Der designierte US-Gesundheitsminister ist entschiedener Gegner von Impfungen. Viele Nobelpreisträger warnen vor seiner Berufung. Kommt er im Senat durch?

Es ist nicht gerade nett, was Caroline Kennedy über ihren Cousin zu sagen hat. Ausgerechnet am Tag vor der Senatsanhörung warf die Tochter des früheren Präsidenten John F. Kennedy ihrem Vetter Robert Francis Kennedy Jr. per Videobotschaft unter anderem Heuchelei vor - wegen dessen Haltung zu Impfungen:

"Bobby nutzt die Verzweiflung der Eltern von kranken Kindern aus", so Kennedy in einer Videobotschaft. "Er lässt seine eigenen Kinder impfen, während er anderen Eltern heuchlerisch einredet, das nicht zu tun."

Der Senat solle Trumps Nominierung ablehnen, so die Demokratin.  

Brandbrief von 77 Nobelpreisträgern

Caroline Kennedy ist nicht allein. Schon im November hatten sich 77 Nobelpreisträger in einem offenen Brief gegen den 71-Jährigen ausgesprochen. Kennedy Jr. sei nicht nur Impfgegner, sondern er verbreite auch Verschwörungstheorien und würde als Gesundheitsminister selbst zur Gefahr für Amerikas öffentliche Gesundheit werden.

Ein Beispiel, das in US-Medien immer wieder zitiert wird: 2005 schrieb der Umweltanwalt in einem Artikel, dass die Dreifach-Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln zu Autismus bei Kindern geführt habe. Die US-Regierung habe das gewusst und sie habe zugelassen, dass Amerikas Pharmaindustrie sich an diesem Impfstoff bereicherte.

Dabei war die entsprechende Studie über den angeblichen Zusammenhang zwischen Impfung und Autismus schon Jahre vorher als falsch zurückgezogen worden.

Organisierte Kampagne gegen das Impfen

Jahrelang leitete Kennedy eine Lobby-Organisation namens "Children's Health Defense", die Falschinformationen über Impfstoffe verbreitet und 2021 per Klage versuchte, die Zulassung für die Corona-Impfstoffe rückgängig zu machen.

Immer wieder erklärte Kennedy pauschal: "Es gibt keine sicheren und effektiven Impfungen!"

Das aber ist eine Haltung, die auch einigen Republikanern im Senat zu weit geht. Billy Cassidy aus Louisiana beispielsweise, selbst Mediziner, erklärt: "Was Impfungen angeht, da liegt er falsch!"

Donald Trump ist sich der Zweifel an seiner Ministerwahl sehr wohl bewusst und versucht sie zu zerstreuen: "Er wird schon nicht so radikal werden, wie Sie meinen. Er ist unvoreingenommen! Sonst hätte ich ihn nicht eingesetzt", so der Präsident schon vor Amtsantritt.

Umstrittene Ansichten zur Abtreibung

Aber sein Kandidat hat noch ein anderes Problem: seine liberale Haltung beim Thema Abtreibung. "Ich traue der Regierung nicht, über die Körper der Menschen zu entscheiden, das ist Sache der Frau", so Kennedy Jr. im Mai in einem Podcast.

Solche Sätze dürften bei vielen konservativen Republikanern gar nicht gut ankommen. Aber ob und wie viele sich am Ende gegen den Willen von Trump sperren ist fraglich.

John Kennedy, der andere Senator aus Louisiana, mit dem designierten Gesundheitsminister nicht verwandt und erbitterter Abtreibungsgegner, glaubt, dass es grundsätzlich großes Wohlwollen für die Vorschläge des Präsidenten gibt.

"Manche Nominierte sind etwas ungewöhnlich. Deshalb haben die Senatoren Fragen", so John Kennedy bei Fox News. "Aber ich erwarte, dass alle oder wenigstens die meisten am Ende vom Senat abgesegnet werden."

Julia Kastein, ARD Washington, tagesschau, 29.01.2025 08:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Januar 2025 um 06:09 Uhr.