Trump feiert seinen Sieg in Iowa
analyse

Republikaner-Vorwahl in Iowa Was das Ergebnis für Trump bedeutet

Stand: 16.01.2024 10:57 Uhr

Ex-US-Präsident Trump hat die erste Vorwahl der Republikaner im Bundesstaat Iowa gewonnen. Der Sieg gibt Ausblick auf den weiteren Verlauf der US-Wahl. Und auch Trumps Konkurrenten können daraus lernen.

Die absolute Mehrheit der Stimmen, mehr als doppelt so viele als der Zweitplatzierte: Noch Fragen? Es gibt im "roten Amerika", unter republikanischen Wählern, einen spürbaren Appetit auf ein Comeback von Ex-Präsident Donald Trump.

Trump triumphiert bei Vorwahl in Iowa

Gudrun Engel, ARD Washington, tagesschau, 16.01.2024 20:00 Uhr

Iowa hat nur bestätigt, was alle Umfragen bereits angedeutet hatten: Trump überragt alle seine Herausforderer. Die Amtsenthebungsverfahren, seine Rolle beim Sturm aufs Kapitol, sein oft widerlegtes Märchen von der gestohlenen Wahl, die anstehenden Gerichtsverfahren - keine noch so große Ungeheuerlichkeit hat ihm offenbar im eigenen Lager geschadet.

Trumps Selbststilisierung zum Opfer unlauterer Machenschaften, übler Intrigen von Gegenspielern, die ihn politisch nicht schlagen können, wirkt. Seinen innerparteilichen Konkurrenten ist es bislang nicht gelungen, ihm als frischere, seriösere und weniger chaotische Alternative gefährlich zu werden. Dass Nikki Haley und Ron DeSantis für ihn das Feld räumen, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. 

Ex-US-Präsident Trump hat die erste Vorwahl der Republikaner im Bundesstaat Iowa gewonnen. Der Sieg gibt Ausblick auf den weiteren Verlauf der US-Wahl. Und auch Trumps Konkurrenten können daraus lernen.

Trumps Trumpf: Bidens Schwäche

Trumps Stärke ist Joe Bidens Schwäche. Die berühmte Frage, die sich US-Amerikaner vor Präsidentschaftswahlen stellen - "Geht es Ihnen heute besser als vor vier Jahren?" - beantworten derzeit sehr viele mit: "Nein!" Das Land ächzt unter explodierenden Lebenshaltungskosten, sorgt sich um inflationstreibende Milliardenausgaben und beklagt Amerikas geopolitische Ohnmacht.

Bidens Zustimmungsrate ist im Keller. Er wirkt alt, verbraucht, gebrechlich. Sogar unter Demokraten hält ihn eine große Mehrheit für zu alt für eine zweite Amtszeit. Aber die jüngere Generation traut sich nicht aus der Deckung. Ob Biden die Demokraten in dieser Stimmungslage wieder so effektvoll mobilisieren können wird wie 2020, ist fraglich. Das konservative Amerika sehnt sich zurück in die Trump-Jahre, deren Chaos und Unruhe sind weitgehend vergessen. 

 

Wer Trump herausfordert, muss frontal angreifen

Ron DeSantis dürfte seinen Achtungserfolg als Zweitplatzierter in Iowa einem späten Kurswechsel zu verdanken haben. Erst auf der Wahlkampf-Zielgeraden traute er sich, seinen einstigen politischen Ziehvater schärfer anzugehen. Monatelang hatte Trump ihn unter johlendem Gelächter seiner Fans als "Ron DeSanctimonious" geschmäht. Und behauptet, ohne seine Hilfe wäre DeSantis nie Gouverneur geworden.

Der Geschmähte schwieg, gab den Ehrenmann der alten Schule, der nicht auf Trumps Niveau sinken mochte. Doch Gentleman und Provokateur gehen im Wahlkampf selten zusammen. Und schon gar nicht, wenn man dem Gegenspieler eigentlich politisch nahesteht. Dann muss man auf den Charakter des Opponenten zielen. Viel zu spät hat DeSantis das verstanden. Immerhin bescherte ihm der Sinneswandel einen unerwarteten zweiten Platz. 

 

Wie die Präsidentschaftswahlen in den USA funktionieren

U. Konrad, J. Wilkowski, NDR, tagesschau24, 16.01.2024 10:00 Uhr

Haley und DeSantis könnten noch im Rennen sein

Was Trump jetzt noch ausbremsen könnte, sind seine juristischen Probleme. Auch wenn Trumps Anhänger sämtliche anstehenden Verfahren für rein politisch motiviert halten, ist deren Ausgang doch ungewiss. Womöglich wird Trump noch im Wahljahr verurteilt. Womöglich war das Streichen seines Namens von den Wahlzetteln in Colorado und Maine rechtmäßig.

In gut zehn Monaten kann noch viel passieren. Am Ende wird erst der Nominierungsparteitag im Sommer den republikanischen Präsidentschaftskandidaten auf den Schild heben. Sollte Trump verhindert sein, stehen zwei Alternativen bereit. 

Auch das Wetter spielt eine Rolle

Gleich zwei Rekorde hat der diesjährige Iowa-Caucus gebrochen. Und beide hängen zusammen. Zum einen war es noch nie so eiskalt an einem Caucus-Tag. Zum anderen war die Wahlbeteiligung noch nie so niedrig. Vereiste, unbefahrbare Straßen, arktische Temperaturen und dramatische Schneeverwehungen hatten schon den Wahlkampf zwischenzeitlich zum Stillstand gebracht.

Am Caucus-Tag sind viele lieber kuschelig zu Hause geblieben, als dass sie sich aufgemacht hätten in die bittere Kälte. Und so kann auch eine mythische demokratische Tradition nur weiterleben, wenn das Wetter mitspielt. Über Erderwärmung jedenfalls mochte in Iowa dieser Tage niemand diskutieren. 

Donald Trump triumphiert in Iowa - Gudrun Engel, ARD Washington, zzt. Iowa

tagesschau24, 16.01.2024 15:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. Januar 2024 um 12:00 Uhr.