Bewohner des Gazastreifens und Hamas-Terroristen stehen um ein Fahrzeug des Roten Kreuzes, mit dem eine Geisel zurück nach Israel gebracht werden soll
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Israel und Terrororganisationen Diese Geiseln und Häftlinge kommen frei

Stand: 30.01.2025 10:50 Uhr

Drei israelische Geiseln, fünf thailändische Geiseln sowie 110 palästinensische Häftlinge: Sie kommen heute laut einer Übereinkunft zwischen Israel und palästinensischen Terrororganisationen frei. Wer sind die Menschen?

Agam Berger

Agam Berger ist eine Soldatin, die gemeinsam mit den vier am vergangenen Samstag freigelassenen Späherinnen der israelischen Armee von einem Militärstützpunkt in Nahal Oz entführt wurde. Die 20-Jährige blieb als einzige der Gruppe zunächst im Gazastreifen zurück. Ein Mitschnitt einer Bodycam von Hamas-Terroristen zeigt sie am Tag des Überfalls blutüberströmt in einem Schlafanzug.

Agam Berger und schwarz gekleidete bewaffnete Hamas-Terroristen bei der Freilassung der israelischen Geisel.

Agam Berger und schwarz gekleidete bewaffnete Hamas-Terroristen bei der Freilassung der israelischen Geisel.

In ihrem letzten Anruf vor der Entführung sagte Berger Berichten zufolge zu ihrer Mutter, dass Terroristen auf sie schießen würden und alle weinten, sie aber keine Angst habe. Aus der Geiselhaft freigelassene Frauen sagten israelischen Medien, dass Berger für andere Entführte eine Stütze gewesen sei.

15 Späherinnen wurden israelischen Angaben zufolge bei dem beispiellosen Angriff auf den Militärstützpunkt getötet, sieben entführt. Eine der Frauen wurde nach 23 Tagen von israelischen Einsatzkräften aus dem Gazastreifen gerettet, eine andere in Gefangenschaft getötet. Ihre Leiche wurde von der Armee aus dem Gazastreifen geborgen. Vier der Soldatinnen ließ die Hamas vergangenen Samstag frei.

Gadi Moses

Der 80-Jährige, der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen soll, ist die älteste der nun freigelassenen Geiseln. Der Agrarökonom lebte im Ruhestand im Kibbuz Nir Oz in der Nähe zum Gazastreifen. Der Vater von drei Kindern und Großvater von zwölf Enkeln wurde während des Hamas-Massakers aus dem Kibbuz entführt, seine Partnerin wurde damals bei einem Schusswechsel zwischen Terroristen und der israelischen Armee getötet.

Gadi Moses

Gadi Moses soll auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben.

Der Kibbuz wurde bei dem Angriff schwer verwüstet. Terroristen töteten oder entführten dabei ein Viertel aller Einwohner des Orts. Moses befand sich danach nicht in der Hand der Hamas, sondern der Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ). Der Umstand, dass unterschiedliche Terrorgruppen die Geiseln entführt hatten, soll in der Verhandlungen über ihre Freilassung immer wieder zu Komplikationen geführt haben.

Arbel Yerhud

Die 29 Jahre alte Deutsch-Israelin Arbel Yehud sollte als Zivilistin eigentlich Teil der zweiten Geisel-gruppe sein, die am vergangenen Samstag freikam. Auch sie wurde vom PIJ festgehalten, hieß es aus Kreisen der Terrororganisation. Israelische Medien mutmaßten, dies sei der Grund, warum sie nicht gleich freigelassen worden sei.

Ein Plakat zeigt das Porträt von Arbel Yerhud.

Ein Plakat, das die israelische Regierung zu mehr Einsatz für die Frei zeigt das Porträt von Arbel Yerhud.

Yerhud wurde am 7. Oktober ebenfalls aus Nir Oz verschleppt, zusammen mit ihrem Freund Ariel Cunio. Dieser wird weiter als Geisel festgehalten. Yerhuds Bruder wurde in Nir Oz am 7. Oktober ermordet. Vor ihrer Entführung arbeitete Yerhud in einem Technologiezentrum der Regionalverwaltung von Eshkol.

Geiseln aus Thailand

Im Zuge einer besonderen Übereinkunft zwischen der Hamas und der thailändischen Regierung kommen auch fünf Geiseln aus Thailand frei. Für sie werden keine palästinensischen Häftlinge entlassen.

Wer die freigelassenen Thailänder sind, ist nicht bekannt. Vor ihrer Freilassung hieß es, unter den noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln seien zehn sind Ausländer - darunter acht Personen aus Thailand, ein Nepaler sowie ein Tansanier.

Insgesamt wurden am 7. Oktober 2023 31 Staatsangehörige aus Thailand verschleppt, 32 Thailänder wurden bei dem Terrorangriff getötet. Wie die Times of Israel schreibt, gehörten sie zu der großen Gruppe von Thailändern, die in Israel arbeiten, viele von ihnen als Erntehelfer in der Grenzregion zum Gazastreifen. Bei der ersten Freilassung von Verschleppten im November 2023 waren 23 Thailänder freigekommen.

110 palästinensische Häftlinge

Auch bei dieser Übereinkunft ist die Zahl der palästinensischen Häftlinge, die aus der Haft entlassen werden, um ein Vielfaches höher als die der freigelassenen Geiseln. Mehr als 30 von ihnen sollen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sein. Auch einige Frauen und Minderjährige sollen freikommen.

Zu den bekannteren Gefangenen gehört Sakaria Subeidi, der während der zweiten Intifada Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Dschenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 rund 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis kamen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Vor einigen Jahren waren er und weitere Häftlinge durch einen Tunnel aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis entkommen, wurden aber wieder gefasst.

Freikommen soll Medien zufolge außerdem Mahmud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Januar 2025 um 11:00 Uhr.