Putins Jahrespressekonferenz Nichts Neues aus Moskau
Wer glaubte, in Putins Fragerunde gebe es neue Botschaften, wurde enttäuscht: Wirtschaft läuft, Lebenserwartung steigt - und er hat alles im Griff. Mit Blick auf die Ukraine wiederholte der Landesvater nur seine üblichen Behauptungen.
Im Osten nichts Neues. Das ist die Erkenntnis nach vier Stunden Frage-Antwort-Spiel zwischen dem russischen Präsidenten, den Menschen in seinem Land und Journalisten aus Russland und anderen Staaten.
Wer geglaubt hatte, dass Putin nach einem Jahr Pause neue Botschaften oder gar Visionen für die Menschen in seinem Land präsentiert, wurde enttäuscht. Stattdessen bekam das Publikum nur das, was alle schon seit Jahren kennen: Es gibt hier und da Probleme - im Kleinen wie im Großen - aber Putin löst sie.
Mit einem Federstrich unterstützt er die Idee, in einer gebeutelten russischen Region eine Sonderwirtschaftszone einzurichten. Natürlich muss ein kleines Mädchen keine Angst haben, dass Roboter in Zukunft die Macht übernehmen. Und eine Rentnerin wünscht sich am liebsten dreimal im Jahr so eine Fragerunde, in der der große Patriarch alles regelt, weil das doch sonst keiner kann.
Läuft doch alles
Und selbst die Inflation, die Putin als durchaus problematisch anerkennt, ist doch am Ende nach seinen Worten einfach ein Fehler auf der Regierungsebene. Aber da hilft ja ein weiterer Federstrich des Landesvaters.
Und sonst? Läuft doch alles - die Wirtschaft wächst, die Lebenserwartung steigt. Und der Krieg gegen die Ukraine, der immer noch nicht so genannt wird? Auch hier gibt es aus Moskau nichts Neues: Frieden wird es erst geben, wenn Russland alle seine Ziele erreicht hat. Verhandlungsbereitschaft oder gar Rückzug - Fehlanzeige. Stattdessen wiederholt Putin seine Behauptung über die angeblich faschistisch regierte Ukraine, mit der er die russische Invasion schon immer begründet hat.
Keine Debatte über eingeblendete SMS
Was wirklich interessant war, blieb im Hintergrund und wurde nicht weiter diskutiert: die SMS-Nachrichten, die auf einer Videowand live eingeblendet wurden. Da hat zum Beispiel jemand Putin aufgefordert, nicht mehr für das Präsidentenamt zu kandidieren, sondern Platz für Jüngere zu machen.
Aber vermutlich gilt für diesen Punkt nicht das Versprechen, dass für all die Fragen, die nicht live beantworten werden konnten, innerhalb eines Jahres eine Lösung gefunden wird. Was nach über vier Stunden bleibt, ist Putins Empfehlung: Glaubt einfach an die Größe Russlands - und natürlich an ihn selbst.