Andrij Sybiha (vierter von links) und Asaad al-Schaibani (fünfter von rechts)

Wieder diplomatische Beziehungen Syrien will "strategische Partnerschaft" mit der Ukraine

Stand: 30.12.2024 16:16 Uhr

Unter der Herrschaft von Präsident Assad herrschte diplomatische Funkstille zwischen Syrien und der Ukraine: Nun streben die beiden Staaten eine "strategische Partnerschaft" an. Russland distanziert sich vom früheren Machthaber.

Nach dem Sturz von Baschar al-Assad suchen die neuen Machthaber in Syrien den Kontakt zu anderen Staaten - darunter auch zur Ukraine. Die beiden Länder wollen nach Jahren der diplomatischen Eiszeit eine "strategische Partnerschaft" aufbauen. Es werde Beziehungen auf politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene geben, sagte Asaad al-Schaibani, Syriens Außenminister der neuen Übergangsregierung, nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Kollegen, Andrij Sybiha.

An dem Treffen in der syrischen Hauptstadt nahm auch der syrische De-facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa teil. Er ist Anführer der islamistischen Aufständischen, die den Staatschef al-Assad gestürzt haben. Assad hatte über viele Jahre engste Verbindungen nach Russland, wo er vor Wochen auch Zuflucht gefunden hat.

Schibani sagte, Syrien hoffe auf "strategische Partnerschaften" mit der Ukraine auf politischer, wirtschaftlicher, sozialer und wissenschaftlicher Ebene. "Sicherlich haben das syrische und das ukrainische Volk dieselben Erfahrungen und dasselbe Leid erlitten, das wir über 14 Jahre ertragen haben", fügte er hinzu. Dabei zog er eine Parallele zwischen dem Bürgerkrieg in Syrien und der russischen Besetzung ukrainischer Gebiete, die im großangelegten russischen Angriffskrieg im Februar 2022 mündete.

Ukraine fordert Anerkennung der Grenzen

Der ukrainische Außenminister sicherte Syrien Unterstützung zu. Bereits am Mittwoch sollen Lkw mit 500 Tonnen Mehl in Syrien eintreffen, sagte er. Im Gegenzug gehe Kiew davon aus, dass sich die neue islamistische Führung an internationales Recht halte.

Die unter dem gestürzten Machthaber al-Assad vollzogene Anerkennung der völkerrechtswidrigen russischen Annexion ukrainischer Gebiete müsse rückgängig gemacht werden, forderte Sybiha. Er erinnerte daran, dass sowohl Syrien als auch die Ukraine unter Russland und dem Iran gelitten hätten.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Syrien und der Ukraine wurden 2022 abgebrochen. Auslöser war unter anderem Syriens Anerkennung der Separatistengebiete Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten.

Russland distanziert sich von Assad

Während der Assad-Herrschaft war Russland die wichtigste Schutzmacht Syriens. Nicht zuletzt dank des russischen Militäreinsatzes gelang es Assad mit seinen Anhängern bis zu seinem Sturz rund zwei Drittel des Landes zu kontrollieren. Die russische Regierung distanzierte sich inzwischen vom ehemaligen Präsidenten. Sergej Lawrow, der russische Außenminister, sagte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass, der schnelle Umsturz in Syrien sei auch auf die Unfähigkeit von Ex-Präsident Assad zurückzuführen, die sozialen Probleme im Land zu beheben.

Nach den Erfolgen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus - an dem auch die russische Luftwaffe beteiligt gewesen sei - hätten sich die Erwartungen der Syrer, dass sich ihr Leben verbessern würde, nicht erfüllt, sagte Lawrow. Daran trügen auch die USA einen großen Teil der Schuld, denn sie hätten eine rohstoffreiche Region im Nordosten Syriens besetzt und durch Sanktionen zudem erheblichen Druck auf die syrische Regierung ausgeübt.

Staatsbesuch in Saudi-Arabien

Die diplomatischen Beziehungen Syriens nehmen mit einigen Ländern Fahrt auf. Bereits mehrere ausländische Politiker sind zu Gesprächen nach Syrien gereist. Nun trifft sich der syrische Außenminister al-Schaibani mit dem saudischen Außenminister Prinz Faisal bin Farhan bin Abdullah. Wann der erste Staatsbesuch al-Schaibanis in Saudi-Arabien genau stattfinden soll, ist noch nicht bekannt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. Dezember 2024 um 16:09 Uhr.