EU, Schweiz und Norwegen 28 Prozent mehr Asylanträge im ersten Halbjahr
Mehr als 500.000 Menschen haben im ersten Halbjahr 2023 in der EU, der Schweiz und Norwegen Asyl beantragt. Die Europäische Asylagentur rechnet damit, dass die Zahl der Anträge bis Jahresende die Millionenmarke überschreitet.
Die Zahl der Asylanträge in den 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie in Norwegen und der Schweiz ist im ersten Halbjahr auf mehr als eine halbe Million gestiegen. Wie die EU-Asylagentur EUAA (European Agency for Asylum) mit Sitz in Malta bekannt gab, suchten von Anfang Januar bis Ende Juni 519.000 Menschen im Geltungsbereich der sogenannten EU+ Schutz. Das sind 28 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Die Agentur geht davon aus, dass im Gesamtjahr 2023 mehr als eine Million Anträge verzeichnet werden, wenn es bei dem aktuellen Trend bleibt. Der EUAA zufolge handelt es sich um die höchsten Halbjahreszahlen seit den Jahren 2015 und 2016. Damals waren infolge des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2015 rund 1,3 Millionen und im Folgejahr etwa 1,2 Millionen Asylanträge in den 29 Staaten eingegangen. Im Jahr 2022 war die Zahl der Anträge mit 994.945 knapp unter der Millionenmarke geblieben.
Die meisten Asylsuchenden kommen aus Syrien
Die meisten Asylanträge stellten demnach im ersten Halbjahr 2023 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Venezuela, der Türkei und Kolumbien. Sie machten insgesamt rund 44 Prozent der Antragsteller aus. Der größte Anteil der Asylanträge (etwa 30 Prozent) entfiel dabei auf Deutschland.
Laut der Asylagentur stehen infolge der gestiegenen Neuanträge viele Länder bei der Bearbeitung unter Druck. Dementsprechend sei auch der Rückstau der Fälle, die auf eine Entscheidung warten, 34 Prozent höher als 2022. Zudem genießen derzeit etwa vier Millionen Ukrainer, die wegen des russischen Angriffskrieg ihr Land verlassen haben, in der EU befristeten Schutz außerhalb des Asylsystems.
Einige Anerkennungsquoten haben sich laut der Mitteilung deutlich verändert. So werde türkischen Staatsangehörigen seit vier Jahren immer seltener Schutz gewährt; die Quote sank von 54 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell 28 Prozent. Bei Russen stieg hingegen die Quote anerkannter Asylanträge von 20 Prozent im Jahr 2021 auf jetzt 35 Prozent, bei Iranern von 31 Prozent im Jahr 2020 auf nunmehr 47 Prozent.
Mehr illegale Einreisen nach Deutschland
In Deutschland stieg der Zeitung "Welt" zufolge auch die Zahl der illegalen Einreisen. Demnach registrierte die Bundespolizei im August rund 15.100 unerlaubt eingereiste Migrantinnen und Migranten. Die Zahl kletterte damit auf einen neuen Höchstwert für das aktuelle Jahr.
Im Vergleich zum Juli, als die Beamtinnen und Beamten 10.714 illegale Einreisen feststellten, gab es einen Anstieg um rund 40 Prozent. In den ersten acht Monaten des Jahres waren es bereits über 71.000 Menschen - im letzten Jahr insgesamt 91.986.