Das Installationsschiff "Ile de Brehat" verlegt das Sea-Lion-Unterseekabels (C-Lion) im Garnisonsgebiet Santahamina.

Ostsee Datenkabel zwischen Deutschland und Finnland defekt

Stand: 18.11.2024 21:28 Uhr

Wieder ist ein Datenkabel in der Ostsee unterbrochen. Betroffen ist eine Verbindung zwischen Deutschland und Finnland. Unklar ist, ob Fremdeinwirkung im Spiel war. Beide Staaten zeigten sich in einer gemeinsamen Erklärung "zutiefst besorgt".

Ein Defekt am Ostsee-Glasfaserkabel "C-Lion1" wird zum Politikum. In einer gemeinsamen Erklärung zeigten sich die Regierungen von Deutschland und Finnland über den Vorfall "zutiefst besorgt". Eine gründliche Untersuchung sei im Gange.

Das Auswärtige Amt und das finnische Außenministerium äußerten sich nicht näher zu den möglichen Ursachen des Schadens, betonten aber: "Die Tatsache, dass ein solcher Vorfall sofort den Verdacht auf vorsätzliche Beschädigung aufkommen lässt, spricht Bände über die Unbeständigkeit unserer Zeit."

Auch hieß es in der Erklärung, die europäische Sicherheit sei "nicht nur durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bedroht, sondern auch durch die hybride Kriegsführung böswilliger Akteure". "Der Schutz unserer gemeinsamen kritischen Infrastrukturen ist entscheidend für unsere Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften."

Behörden wollen Vorfall aufklären

Kurz zuvor hatte der finnische Technologiekonzern Cinia mitgeteilt, dass aus ungeklärten Gründen das Unterwasserkabel "C-Lion1" zwischen Deutschland und Finnland durchtrennt sei. Der Defekt sei am Montag festgestellt worden. Aufgrund der Beschädigung seien die über das Kabel bereitgestellten Dienste unterbrochen. Cinia arbeitet nach eigenen Aussagen mit den finnischen Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären.

Auf einer Pressekonferenz des Unternehmens hieß es, der Vorfall habe sich in schwedischen Gewässern außerhalb der verkehrsreichsten Schifffahrtsgebiete ereignet. Das Kabel sei möglicherweise durch Fremdeinwirkung durchtrennt worden, sagte Cinia-Chef Ari-Jussi Knaapila. Darauf deute der plötzliche Ausfall in der vergangenen Nacht hin. Allerdings stehe die physische Inspektion noch aus.

Ein Unternehmenssprecher erklärte gegenüber finnischen Medien, derzeit gebe es keine Möglichkeit, die Schadensursache zu ermitteln. Derartige Kabelbrüche kämen jedoch "in diesen Gewässern nicht ohne äußere Einwirkung vor". Die Betreiberfirma geht demnach davon aus, dass "C-Lion1" durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz durchtrennt wurde. Informationen über vorsätzliche Sabotage liegen demnach bislang nicht vor.

Reparatur kann bis zu zwei Wochen dauern

Das 1173 Kilometer lange Kabel "C-Lion1" verläuft zwischen Helsinki und Rostock. Es ist das einzige Untersee-Datenkabel, das direkt von Finnland nach Mitteleuropa führt. Es verbindet die Datenzentren Kontinentaleuropas mit denen in Skandinavien.

Die Reparatur eines Unterseekabels dauert nach Angaben des Unternehmens üblicherweise zwischen fünf und 15 Tagen. Cinia zufolge muss das Kabel dafür aus dem Meer auf ein Reparaturschiff gehoben werden, das aus dem französischen Calais ins betroffene Gebiet kommen soll.

Auch Unterseekabel nach Litauen betroffen

Das Internet sei von dem Vorfall nicht beeinträchtigt worden, sagte Samuli Bergstrom, Leiter des Zentrums für Cybersicherheit bei der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde (Traficom). Glücklicherweise gebe es "mehrere Datenkabelverbindungen zwischen Finnland und dem Ausland, sodass ein einzelner Kabelausfall den Internetverkehr nicht beeinträchtigt", sagte Bergstrom dem Sender Yle.

Auch zwischen Litauen und Schweden ist offenbar ein Kommunikationskabel beschädigt worden. Das bestätigte der schwedische Telekommunikationskonzern Telia gegenüber dem litauischen Sender LRT. Der Datenverkehr sei aber nicht dauerhaft beeinträchtigt gewesen.

Im vergangenen Jahr waren eine Gaspipeline und mehrere Telekom-Kabel in der Ostsee beschädigt worden. Finnische Ermittler haben einen über den Meeresboden schleifenden Anker eines chinesischen Container-Frachters im Verdacht, hierfür verantwortlich zu sein. Es ist allerdings unklar, ob Vorsatz im Spiel war.