Unwetter erreicht Italien Tote und Verletzte durch Sturmtief in der Toskana
Das Sturmtief "Ciarán" hat Italien erreicht und in der Toskana schwere Verwüstungen verursacht: Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben. Besonders im Umland von Florenz wurden Gemeinden überschwemmt.
Begleitet von schweren Unwettern und heftigen Regenfällen hat das Sturmtief "Ciarán" die mittelitalienische Region Toskana in der Nacht heimgesucht. In der Folge dieses Sturmtiefs sorgt ein weiteres Tiefdruckgebiet, "Gordian", für starke Winde und Regenfälle. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Bei den Sucharbeiten am Morgen seien zwei Leichen gefunden worden, teilte der Präsident der Region, Eugenio Giani, mit.
Zu den Toten in der Toskana zählt auch ein 85 Jahre alter Mann, der in seiner überfluteten Wohnung in der Gemeinde Montemurlo nordwestlich von Florenz ertrank. Eine weitere Bewohnerin des Ortes, eine 84-jährige Frau, starb an den Folgen eines Schwächeanfalls. Eine weitere Person kam italienischen Medien zufolge in der Küstenstadt Rosignano ums Leben.
Die italienische Regierung erklärte den Notstand für die Toskana. Regierungschefin Giorgia Meloni verfolge die Ereignisse "mit großer Sorge", hieß es in einer Mitteilung.
"Noch nie so viel Regen registriert"
Bereits am Donnerstagabend hatte der Zivilschutz die Menschen in der Toskana gewarnt und sie dazu aufgerufen, nicht ihre Häuser zu verlassen. Das Unwetter verwandelte binnen weniger Stunden die Straßen in mehreren Dörfern zu reißenden Strömen aus Wasser und Schlamm. Regionalpräsident Giani schrieb im Onlinedienst X, ehemals Twitter: "Was heute Nacht in der Toskana geschah, hat einen Namen: Klimawandel. Noch nie haben wir in so wenigen Minuten so viel Regen registriert."
Mehrere Menschen wurden verletzt, es gibt Berichte über Vermisste. Der starke Wind macht den Einsatzkräften jedoch bei den Aufräum- und Sucharbeiten zu schaffen. Die Feuerwehr rückte demnach zu mehr als 1.000 Einsätzen aus. Auch der Zivilschutz war die ganze Nacht hindurch im Einsatz. Beim Bahnverkehr kam es zu erheblichen Problemen. In einigen Gegenden waren die Ströme des Wassers so gewaltig, dass auch Krankenhäuser überschwemmt wurden.
40.000 Haushalte ohne Strom
Die Unwetter betrafen besonders die Provinz Prato im Norden der Toskana. Die dortige Kleinstadt Montemurlo mit etwa 20.000 Einwohnern registrierte einer Mitteilung zufolge innerhalb weniger Stunden 200 Liter Regen pro Quadratmeter. Diese Messwerte seien "beispiellos", hieß es. Die Feuerwehr berichtete, dass sie in der Umgebung von Florenz, Pistoia, Pisa und der Stadt Prato Dutzende von Einsätzen ausgeführt habe, um Autofahrer zu retten, die in ihren Fahrzeugen in überfluteten Tunneln oder wegen umgestürzter Bäume auf der Fahrbahn festsaßen.
Unweit der Stadt Florenz trat der Fluss Bisenzio über die Ufer und überschwemmte mehrere Gemeinden. Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie im Ort Campi Bisenzio viele Autos in einer Straße von den Wassermassen mitgerissen wurden. Teile der Autobahn A11 wurden gesperrt. Die Lage in Florenz sei "kritisch", erklärte Bürgermeister Dario Nardelle in der Nacht auf X. Laut den Behörden sind mehr als 40.000 Haushalte in dem Gebiet ohne Strom. Es wird erwartet, dass der Arno im Verlauf des heutigen Tages seinen Hochwasserscheitel erreicht.
Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung aus
Betroffen von den schweren Unwettern war zudem die Region Venetien im Nordosten des Mittelmeerlandes. Örtlichen Medien zufolge werden zwei Menschen vermisst. Der Regen hörte am Morgen auf oder schwächte sich ab und das Wasser begann örtlich zurückzugehen.
Das Auswärtige Amt in Berlin veröffentlichte dennoch einen neuen Reisehinweis und rät vorerst dazu, nicht notwendige, touristische Reisen in die Region Friaul-Julisch-Venetien zu vermeiden. Zudem sollte in den besonders betroffenen Gebieten auf Autofahrten verzichtet werden.
Drei Tote vor Portugals Küste
"Ciarán" war am Donnerstag mit Spitzenböen um die 200 Stundenkilometer und heftigem Regen über Teile Westeuropas hinweggefegt. In Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Spanien kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, mehr als eine Million Menschen waren zwischenzeitlich ohne Strom.
Ausläufer des Sturmtiefs tobten heute noch immer vor Portugal. Vor der Küste nördlich von Lissabon kenterte ein Segelschiff. Laut der Seefahrtsbehörde kamen alle drei Insassen - zwei Männer und eine Frau - dabei ums Leben. Sie seien tot aufgefunden worden und hätten keine Rettungswesten getragen. Die Nationalität der Opfer oder ihr Alter wurden zunächst nicht mitgeteilt.