Freistadt Christiania in Kopenhagen Anwohner blockieren "Drogengasse"
Wieder gehen Anwohner gegen den Drogenverkauf in Kopenhagens Freistadt Christiania vor - und wieder läuft das Geschäft in der "Drogengasse" kurz darauf weiter. Die Anwohner haben Angst vor Gewalt organisierter Drogengangs.
Einwohner der Freistadt Christiania in Kopenhagen haben aus Protest gegen Gewalt und Drogenkriminalität die berüchtigte "Drogengasse" blockiert. "Die Aktion findet in der Hoffnung statt, Christiania von der Tyrannei der Banden und Rocker zu befreien", erklärte die Gruppe in einem Statement. Sie protestierte damit gegen eine Reihe von Gewalttaten rund um die sogenannte Pusher Street, die mit dem Drogengeschäft zu tun hatten.
Vor mehr als 50 Jahren räumte die dänische Armee das Kasernengelände im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn. Menschen mit Sehnsucht nach einem alternativen, freieren Lebensstil besetzten das Gelände und eröffneten 1971 Christiania. Später schuf die Stadt den rechtlichen Rahmen, unter dem Christiania geduldet wird - heute gehört die Freistadt zu den großen Touristenattraktionen Kopenhagens.
Anwohner verbarrikadieren Gasse
Doch der besondere Status von Christiania und die Menschenmassen schufen auch Probleme. In der "Pusher Street" verkaufen teils Vermummte Drogen aus kleinen Büdchen. Die Bewohner beklagen, dass das Geschäft mit dem Stoff mittlerweile in der Hand organisierter Gangs sei. "Die organisierte Kriminalität saugt die Energie aus all den positiven Dingen, die wir in Christiania gerne wollen", schrieben sie in dem Statement. Sie produziere Spaltung, Hass und Gewalt.
Mit Betonabsperrungen und Gittern verbarrikadierten sie in der Nacht die Eingänge zur Gasse. "Die Pusher Street ist geschlossen", stand auf einem Betonklotz. Die Aktion richte sich nicht gegen die vielen Menschen, die Cannabis zur Entspannung und verantwortungsvoll benutzten, erklärten die Einwohner. Man rufe jedoch dazu auf, die Drogen nicht in Christiania zu kaufen. Die Akteure in der "Pusher Street" hielten sich nicht an die Gesetze und Werte der Freistadt, das verdiente Geld finanziere nicht Christiania, sondern Gangs.
Hilferuf gegen die Gewalt der Drogengangs: Mit einem Container versperren die Anwohner der Eingang zur "Drogengasse".
Angst vor Gewalt der Gangs
Oft würden sie als Anwohner gefragt, warum sie die "Pusher Street" nicht einfach schlössen, heißt es in dem Schreiben weiter: "Die kurze Antwort ist, weil wir uns machtlos und verängstigt fühlen. Wir sind normale Leute, die arbeiten müssen und Brotdosen für ihre Kinder packen. Die Gangs sind gewaltbereit und bereit zu töten, um ihre Einnahmen und ihre Territorien zu schützen."
Die Blockade bedeute deshalb große Risiken für die an der Aktion Beteiligten: "Wir haben Angst, etwas zu tun, aber wir haben noch mehr Angst davor, nichts zu tun." An die Politik und die Polizei gerichtet fragen sie: "Warum schließt ihr die Pusher Street nicht? Wollt ihr nicht? Oder könnt ihr nicht?"
Schon mehrmals sind Versuche gescheitert, den Drogenverkauf zu unterbinden. Auch die Anwohner wehren sich nicht zum ersten Mal: 2016 schoss ein Dealer auf Polizisten, die schossen zurück. Anschließend rissen Anwohner die Buden mit einem Bagger ab. Doch die Stände entstanden neu.
Schon am Morgen nach der jüngsten Blockadeaktion waren die Barrikaden zur Seite geschoben worden und die Gasse teilweise wieder zugänglich.