
Vor Gesprächen mit den USA Gedämpfte Erwartungen in der Ukraine
In der Ukraine blickt man mit gemischten Gefühlen auf die Gespräche mit den USA. Denn auch wenn die Hoffnung auf ein Ende des Krieges groß ist, gibt es rote Linien - und die Ereignisse der vergangenen Wochen wirken nach.
Oksana Malyschko aus Kiew ist enttäuscht von US-Präsident Donald Trump. "Ich erwarte nichts Gutes von diesem Treffen", sagt sie. "Ich glaube auch nicht, dass sich die Beziehungen erholen werden. Das ist auch nicht notwendig, meiner Meinung nach. Wir haben Europa und sollten mit Europa zusammenarbeiten." Nach der öffentlichen Demütigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office sollte die Ukraine auch kein Rohstoffabkommen mehr unterschreiben, meint Malyschko.
Anders sieht das Oleksandr Mereschko, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im ukrainischen Parlament: "Allein die Tatsache, dass dieses Treffen stattfindet, ist wichtig", sagt er. "Ich hoffe, dies ist der Beginn einer Wiederherstellung von normalen Arbeitsbeziehungen zwischen US-Präsident Trump, seinem Team und der Ukraine."
Hat Trump eine Strategie - und wenn ja, welche?
Es sind wichtige Tage für die Ukraine. In Saudi-Arabien will die Delegation um Präsidialamtschef Andrij Jermak eigene Vorschläge zu einem möglichen Frieden unterbreiten. Sicherheitsgarantien für die Ukraine sind dabei zentral. Doch nach den Zerwürfnissen der vergangenen Wochen gehe es auch darum, die Positionen der Amerikaner zu verstehen, sagt der Parlamentarier Mereschko.
Wenn Präsident Trump einen Plan oder eine Strategie hat, wie man die russische Aggression stoppen kann, dann würde ich mir wünschen, dass er diesen Plan oder diese Strategie mitteilt, und dass damit alle Missverständnisse ausgeräumt werden, die im Zusammenhang mit seinen jüngsten Äußerungen entstanden sind.
Die Ukraine will eine Feuerpause erreichen - zunächst nur in Bezug auf Raketen- und Drohnenangriffe. Diese wäre zum einen einfach zu überwachen und zum anderen könnte Russland so seine Bereitschaft für einen echten Frieden signalisieren, so die Logik der Ukraine. Aber eine Sprecherin des russischen Außenministeriums hatte die Einstellung von Raketen und Drohnenangriffen bereits vorab als "völlig inakzeptabel" bezeichnet.
Zwei rote Linien
Die Kiewerin Larissa Sabadash vertraut auf ihren Präsidenten, wie sie gegenüber der ARD sagt. Und sie hofft, dass ihr Sohn, der seit drei Jahren an der Front kämpft, bald nach Hause kommen kann. "Ich verstehe, dass Zugeständnisse notwendig sein werden", sagt Sabadash. "Wir können die Krim abgeben, wenn das Leben rettet. Auch wenn es schrecklich sein wird, den Soldaten zu sagen, dass sie aufgeben sollen. Das ist das Schlimmste. Aber wenn wir damit Leben retten können ... Unsere Jungs sind unsere Zukunft. Wenn es sie nicht mehr gibt, wird es keine Ukraine mehr geben."
Zwei rote Linien gäbe es für die Ukraine, meint der Parlamentarier Mereschko. Einmal die offizielle Anerkennung der besetzen Gebiete als russische Gebiete. Und zweitens der Verzicht auf Sicherheitsgarantien. Denn auch das - so fürchten viele Menschen im Land - wäre das Ende der freien und souveränen Ukraine.