Erstmals Zahlen genannt Laut Selenskyj 31.000 ukrainische Soldaten getötet
Bislang gab es keine offiziellen Angaben, wie viele ukrainische Soldaten im Krieg gefallen sind. Nun hat Präsident Selenskyj erstmals Zahlen genannt: Nach seinen Angaben wurden bislang 31.000 ukrainische Kämpfer getötet.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges vor zwei Jahren sind in der Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj 31.000 ukrainische Soldaten getötet worden. "Es sind nicht 300.000, nicht 150.000, wie es Putin und sein Kreis von Lügnern behaupten", sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Kiew. "Jeder Gefallene ist ein großer Verlust für uns", fügte er hinzu.
Es ist das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass die Regierung in Kiew konkrete Zahlen zu ihren militärischen Verlusten nennt. Selenskyj sagte, er würde keine Angaben zu verletzten oder vermissten Soldaten machen, denn dies könne dem russischen Militär nutzen. Im Bezug auf weitere Kriegsopfer sagte er: "Wir wissen nicht, wie viele unserer Zivilisten sie getötet haben." Es seien aber wohl Zehntausende in den besetzten Gebieten des Landes. Klarheit werde man erst nach dem Ende des Krieges erlangen.
Schätzungen gehen von höheren Zahlen in Russland aus
Auch auf russischer Seite waren die Angaben zu den Verlusten bisher spärlich. Die jüngsten Daten stammen aus dem Januar 2023, als das russische Verteidigungsministerium die Zahl der getöteten russischen Soldaten mit gerade einmal mehr als 6.000 bezifferte. Laut einem US-Geheimdienstbericht, der Mitte Dezember 2023 öffentlich wurde, kamen 315.000 russische Soldaten in der Ukraine ums Leben oder wurden verwundet. Das würde 87 Prozent jener 360.000 Soldaten entsprechen, über die Russland vor dem Krieg verfügte.
In einer am Samstag veröffentlichten Untersuchung schätzten die unabhängigen Medienportale "Medusa" und "Mediazona" die Zahl der getöteten russischen Soldaten bis Ende 2023 mit rund 75.000. Jeden Tag würden 120 weitere getötet, hieß es.
Von russischer Seite hatte es wiederholt geheißen, westliche Schätzungen über die Zahl der russischen Toten seien stark übertrieben. Ob die von Selenskyj jetzt genannte Zahl von 31.000 getöteten ukrainischen Soldaten stimmt, lässt sich ebenso wenig unabhängig überprüfen wie die Zahlen zu den russischen Toten. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl die ukrainische als auch die russische Seite die Anzahl der getöteten Soldaten herunterspielen.
Selenskyj fordert weitere Waffenlieferungen
"Ob die Ukraine verlieren wird, ob es sehr schwierig für uns wird und ob es eine große Anzahl von Opfern geben wird, hängt von Ihnen ab, von unseren Partnern, von der westlichen Welt", sagte der Selenskyj weiter.
Von entscheidender Bedeutung für die Ukraine ist die Unterstützung der USA. In Washington wird jedoch ein neues Ukraine-Hilfspaket in Höhe von 60 Milliarden Dollar (rund 55,7 Milliarden Euro) seit Monaten von den oppositionellen Republikanern im Kongress blockiert. Selenskyj zeigte sich nun jedoch zuversichtlich: Es gebe "Hoffnung für den Kongress" und er sei sicher, dass die Abstimmung positiv ausgehen werde, sagte der Präsident.
Selenskyj: "Informationslecks" beschädigten Offensive
Die Ukraine geht auch angesichts der stockenden Militärhilfe ihrer Verbündeten geschwächt in das dritte Kriegsjahr. Eine Gegenoffensive im Sommer 2023 war trotz schmerzhafter Verluste gescheitert.
Selenskyj deutete bei seiner Pressekonferenz an, dass die Pläne für die lang erwartete Gegenoffensive im Vorfeld an Russland weitergegeben worden waren. "Unsere Pläne für die Gegenoffensive lagen auf dem Tisch des Kremls, bevor die Aktionen der Gegenoffensive begannen", sagte er. Wegen "Informationslecks" bereite die Armeespitze für die Strategie dieses Jahres mehrere Versionen vor.