Ermittlungen gegen Tories Wettskandal vermasselt Sunaks Wahlkampf
Die Umfragewerte für die Tories waren bereits im Keller. Nun macht ein Skandal die Lage für die britische Regierungspartei noch schwieriger. Mehrere Konservative hatten auf den Wahltermin gewettet - noch vor dessen Verkündung. Von C. Prössl.
Am 22. Mai verkündete Rishi Sunak Neuwahlen. Der britische Premierminister hatte den Wahltermin natürlich zuvor mit Vertrauten diskutiert. Ein kleinerer Kreis von Politikern wusste also davon, dass Sunak die Parlamentswahlen für den 4. Juli ansetzen würde, noch bevor dies offiziell verkündet wurde.
Und einige dieser Eingeweihten liefen offenbar gleich ins nächste Wettbüro, um dort auf diesen Termin zu setzen und ein bisschen was dazu zu verdienen.
Auszeit für Wahlkampfchef
Eine Aufsichtsbehörde ermittelt nun gegen mehrere Personen. Der Wahlkampfchef Tony Lee musste sich eine Auszeit nehmen, nachdem bekannt geworden war, dass seine Frau Wetten auf den Wahltermin abgeschlossen hatte. Auch ein Parlamentarischer Staatssekretär soll gewettet haben. Und ein Personenschützer ist bereits suspendiert worden.
Er sei höchst verärgert über den Vorfall, sagte Sunak in einem Interview in der vergangenen Woche. "Das ist eine ernste Angelegenheit. Es ist richtig, dass die zuständige Behörde ermittelt und auch die Polizei."
Vertrauensverlust wächst
Gebrauchen kann Premier Sunak den Wettskandal überhaupt nicht. Die Konservativen liegen in den Umfragen weit hinten. Eine frische Umfrage von Ipsos für die Financial Times macht die Krise deutlich: Demnach haben die Konservativen seit Januar ein Drittel ihrer Wählerschaft verloren. Menschen, die im Januar noch gesagt haben, sie würden konservativ wählen, wollen nun ihr Kreuz bei Labour oder Reform UK machen.
Viele sind unentschieden und viele wollen gar nicht wählen. Die britische Politik hat ein Vertrauensproblem. Auch das zeigen die Umfragen. Dazu trägt dieser Wettskandal natürlich bei, der illustriert: Einige Politiker denken vor allem an sich selbst und glauben, sie stünden über dem Gesetz.
Die Affäre erinnert an "Partygate", als den Konservativen in der Corona-Pandemie vorgeworfen werden musste, dass allgemeine Vorschriften und Regeln für sie nicht gelten.
Noch lehnt Sunak weitere Suspendierungen ab
Weil die Umfragewerte so mies sind, steigt die Nervosität und die Verärgerung bei vielen Konservativen über diesen Vorfall, zum Beispiel bei Tobias Ellwood. Der Abgeordnete und ehemalige Staatssekretär sagte der BBC, die Beschuldigten sollten suspendiert werden.
Rishi Sunak lehnt das bislang ab. Er ist der Ansicht: Erst einmal sollten die Untersuchungen abgeschlossen werden. Das interpretieren viele als zu zögerlich: Ein Signal, solches Verhalten nicht zu dulden, sähe anders aus.
Ein Personenschützer, der gewettet hatte, wurde längst vom Dienst suspendiert. Und Craig Williams, der zum inneren Zirkel des Premierministers gehört und wiedergewählt werden will, gab längst zu, eine "Dummheit" begangen zu haben. Doch suspendiert wurde er noch nicht.