ARD-Dokumentation "Tage des Terrors" Der Morgen des 11. September
Am Morgen des 11. September nimmt eine Katastrophe ihren Lauf, inszeniert wie das völlig überzogene Drehbuch eines Horrorfilms. Innerhalb weniger Minuten sind die Fernsehstationen live dabei. Die Terroristen kennen und benutzen die Medien ihres Gegners. In immer neuen Schreckensbildern geht ihre Botschaft vom wehrlosen Riesen Amerika um die Welt.
Amerika versprach seinen Bürgern Sicherheit und Wohlstand. Amerika, der Herr der Weltfinanzen und der Weltpolitik. Jeden Morgen strömten Broker, Banker und Staranwälte in das Gebäude, das Symbol war für die einzig verbliebene Supermacht. "Fenster zur Welt" hieß das Restaurant in 400 Meter Höhe, ein Blick auf den Rest der Welt von ganz oben.
Flüge ohne Wiederkehr
Unter den Menschen, die am 11. September nach Kalifornien fliegen wollen, fällt keiner auf. Aber einige von ihnen haben one-way gebucht, Flüge ohne Wiederkehr. Um 8.45 Uhr tun zwei Angestellte der Stadt New York ihre Arbeit in Downtown Manhattan. Eine Katastrophe nimmt ihren Lauf, inszeniert wie das völlig überzogene Drehbuch eines Horrorfilms.
Um 8.40 Uhr telefoniert Nat Alcamo aus seinem Büro im 60. Stock des WTC mit seiner Verlobten. "Wir hatten fünf Minuten geredet, da gab es eine Explosion, sehr laut, und wir konnten die Druckwelle spüren. Ich habe noch halb im Scherz gesagt, ich glaube, ein Flugzeug hat das Gebäude getroffen. Und dann sah ich auch schon die ganzen Trümmer herunterkommen vor meinem Fenster. Papier, Feuerbälle, Metallteile, ich stand auf, und sagte zu Deborah, ich glaube es war wirklich ein Flugzeug. Und sie brüllte, mach, dass du rauskommst, sofort."
Amerika: Hilflos und ohne Schutz
15 Minuten später sind die Fernsehstationen live dabei. Die Terroristen kennen und benutzen die Medien ihres Gegners. In immer neuen Schreckensbildern geht ihre Botschaft vom wehrlosen Riesen Amerika um die Welt.
9.05 Uhr: In einer Schule in Florida erfährt der amerikanische Präsident Bush vom Angriff auf das World Trade Center. Auch die Supermacht USA kann nichts tun für ihre von Rauch und Flammen eingeschlossenen Bürger. "Ich habe Menschen gesehen, deren Haut war völlig verbrannt. Da springen Menschen aus den Fenstern, ich habe 14 Menschen springen sehen, es ist ein solcher Horror, was da passiert", sagt ein Augenzeuge in Manhattan.
9.30 Uhr: George Bush geht vor die Kameras. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit muss er beweisen, dass er eine Krise managen kann: " Es handelt sich offensichtlich um einen Terroranschlag gegen unser Land. Ich habe mit dem Vizepräsidenten gesprochen, mit dem Gouverneur von New York und dem Direktor des FBI. Alle Mittel der Regierung werden eingesetzt, um den Opfern und ihren Familien zu helfen. Wir werden eine umfassende Untersuchung einleiten, um die Burschen aufzustöbern, die diese Tat begangen haben. Terrorismus gegen unsere Nation wird keinen Bestand haben", so die erste Reaktion des amerikanischen Präsidenten.
Amerika, hilflos, und ohne Schutz gegen Terroristen, die mit Messern in der Hand Flugzeuge entführen: 9.43 Uhr: Der nächste Schlag trifft das Pentagon. Nach dem Wahrzeichen des Geldes brennt die Zentrale der stärksten Armee der Welt.
9.57 Uhr: Bush ist an Bord des Präsidentenjets Airforce one. Aus Furcht vor weiteren Anschlägen fliegt der amerikanische Präsident nicht nach Washington, sondern nach Louisiana.
Immer wenn es für den Schrecken keine Steigerung mehr zu geben scheint, folgt ein noch schmerzhafterer Schlag.