Nach Papst-Äußerungen zum Islam Entrüstung in der muslimischen Welt
Mit Empörung haben muslimische Vertreter in vielen Ländern auf eine Vorlesung von Benedikt XVI. während seines Besuchs in Bayern reagiert. Sie warfen ihm eine "Verleumdungskampagne" und "Kreuzfahrermentalität" vor. In Regensburg hatte der Papst einen byzantinischen Kaiser zitiert, wonach Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht habe.
Ein Vortrag des Papstes während seines Bayerns-Besuchs ruft in der muslimischen Welt wachsende Empörung hervor. Die größte Organisation islamischer Staaten OIC warf Benedikt XVI. vor, er habe eine "Verleumdungskampagne" gegen den Islam und den Propheten Mohammed begonnen und ihn als "böse und unmenschlich" dargestellt.
Auch im Iran wurde Benedikt XVI. scharf kritisiert. "Leider hat der Papst den Islam beleidigt", sagte der einflussreiche Geistliche Ahmad Chatami vor Gläubigen in der Teheraner Universität in einer live vom staatlichen Rundfunk übertragenen Rede. "Die Moslems haben auf seine absurden Bemerkungen reagiert und werden auch weiterhin richtig darauf reagieren." Der Papst verstehe den Islam nicht richtig. "Es ist sehr bedauerlich, dass der religiöse Führer der Christen so wenig Kenntnis vom Islam hat und schamlos darüber redete."
Moslems sollen protestieren
In Indien rief der oberste Geistliche der größten Moschee des Landes, der Jama Masjid in Neu-Delhi, die Gläubigen auf, auf die Bemerkungen des Papstes zu reagieren. "Kein Papst hat jemals den Ruhm des Islams so sehr anzugreifen versucht wie dieser Papst", sagte Syed Ahmed Bukhari vor tausenden Gläubigen während des Freitagsgebetes. "Moslems müssen darauf auf eine Art und Weise reagieren, die den Papst zwingt, sich zu entschuldigen." Bukhari sagte nicht konkret, was er von den Gläubigen erwartet. Im mehrheitlich muslimischen indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir beschlagnahmten Polizisten vorsorglich Tageszeitungen, in denen über diese Äußerungen berichtet wurde, um Unruhen zu verhindern.
Das pakistanische Parlament verurteilte einstimmig die darin gefallenen Äußerungen des Papstes zum Islam.
Vatikan soll unter Druck gesetzt werden
Auch in Ägypten rief die einflussreiche Moslem-Brüderschaft zum Protest gegen das katholische Kirchenoberhaupt auf und appellierte an alle moslemischen Staaten, dem Vatikan mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu drohen. Die radikale islamische Arbeitspartei rief zu Protestkundgebungen auf.
In der Türkei verlangte die oberste staatliche Religionsbehörde eine Entschuldigung. Der Präsident des Amtes, Ali Bardakoglu, warf dem Pontifex eine "Kreuzfahrermentalität" vor und stellte den für November geplanten Türkei-Besuch des Papstes in Frage.
Rückgriff auf Äußerungen aus dem Mittelalter
Benedikt XVI. hatte am Dienstag vor Wissenschaftlern der Universität Regensburg eine Vorlesung über "Glaube, Vernunft und Universität" gehalten und sich darin unter anderem mit dem Verhältnis zwischen Religion und Gewalt beschäftigt. In diesem Zusammenhang griff er unter anderem auf ein mittelalterliches Streitgespräch zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos und einem persischen Theologen zurück: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten", zitierte der Papst den Kaiser.
Er nannte dies eine "erstaunlich schroffe" Art und Weise, die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt zu stellen. Er zitierte ferner einen Herausgeber der Reflexionen des Kaisers mit den Worten, der muslimische Gott sei "an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit".
Vatikan betont Respekt vor Islam
Angesichts der aufgeregten Reaktionen bemühte sich der Vatikan um eine Beruhigung der Debatte. Ein Sprecher versicherte, dass Benedikt XVI. die religiösen Gefühle von Muslimen nicht verletzten wollte. Der Papst wolle "eine Haltung des Respekts und des Dialogs gegenüber den anderen Religionen und Kulturen und selbstverständlich auch gegenüber dem Islam pflegen", sagte Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi in Vatikanstadt. Dem katholischen Kirchenoberhaupt liege jedoch daran, "religiöse Begründungen für Gewalt zurückzuweisen. Kritik gab es auch vom Zentralrat der Muslime in Deutschland.