Mutmaßlicher Kriegsverbrecher "gesund" Serbiens Justiz erlaubt Auslieferung Mladics
Nach seiner Festnahme hat die serbische Justiz die Überstellung von Ratko Mladic an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag genehmigt. Der 69-jährige sei in der Verfassung, vor Gericht gestellt zu werden, sagte eine Richterin. Mladics Anwalt sieht das anders: Er kündigte Berufung an.
Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic kann an das UN-Tribunal in Den Haag ausgeliefert werden. Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass der Gesundheitszustand Mladics eine Überstellung erlaube, entschied ein Gericht in Belgrad.
Es sei festgestellt worden, dass Mladic "physisch in der Lage ist, der Anhörung zu folgen", sagte Richterin Maja Kovacevic vor Journalisten. Daraufhin sei entschieden worden, dass die Bedingungen für seine Überstellung gegeben seien. Das Gericht habe außerdem ein ärztliches Gutachten zum Zustand Mladics ausgewertet, sagte sie. Dem Bericht zufolge ist der mutmaßliche bosnisch-serbische Kriegsverbrecher "trotz mehrerer chronischer Krankheiten" in der Lage, einem Verfahren zu folgen.
Anwalt kündigt Berufung an
Mladic hat nun drei Tage Zeit, um das Urteil anzufechten. Sein Anwalt Milos Saljic kündigte an, am Montagmorgen Berufung einzulegen. Die Richterin sei der Meinung, dass Mladic in der Lage sei, den Anhörungen zu folgen, sagte er vor Journalisten. "Ich denke, er ist es nicht." Nötig sei außerdem eine unabhängige ärztliche Untersuchung.
Die Familie Mladic und seine Anwälte wollten durchsetzen, dass der frühere Serbengeneral in ein Krankenhaus gebracht wird, weil er zu gebrechlich für ein Gerichtsverfahren sei. Eine erste Anhörung am Abend war schon nach kurzer Zeit abgebrochen worden. Mladic sei "psychisch und körperlich" in schlechter Verfassung gewesen und habe daher nicht mit dem Gericht kommunizieren können, hatte Anwalt Saljic erklärt.
Ein Foto von Ratko Mladic im Jahr 1996 im Vergleich mit einem jetzt veröffentlichten undatierten Foto der Zeitung "Politika".
Auch Mladics Sohn Darko sagte, sein Vater sei "im Moment nicht fit" genug, um nach Den Haag überstellt werden zu können. Sein schlechter medizinischer Allgemeinzustand erlaube keine Reise in die Niederlande. Der Gesundheitszustand seines Vaters sei "äußerst beunruhigend", fügte er hinzu.
Staatsanwalt Bruno Vekaric widersprach Augenzeugen, die Mladic als demenzkranken alten Mann mit eingeschränkter Zurechnungsfähigkeit dargestellt hatten. Die angebliche Gebrechlichkeit sei nur Teil seiner Verteidigungstaktik. Er habe Mladic als Mann erlebt, der seine Lage sehr wohl einschätzen und am Verfahren teilnehmen könne. Mladic verweigerte die Annahme der Anklageschrift des UN-Tribunals - für den Fortgang des Verfahrens hat das aber keine Bedeutung.
Der UN-Sicherheitsrat in New York begrüßte Mladics Festnahme. Damit habe die Regierung in Belgrad ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem UN-Tribunal in Den Haag unter Beweis gestellt, hieß es.
Seit 1996 gesucht - 2011 gefasst
Mladic wurde 1995 vor dem Haager Tribunal wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs (1992-1995) angeklagt. Seit 1996 wurde er international gesucht. Am Donnerstagmorgen wurde er in einem Haus in Lazarevo nördlich von Belgrad verhaftet. Mladic werden die Belagerung Sarajevos mit rund 10.000 Toten und das Massaker von Srebrenica mit etwa 8000 Toten angelastet.