Bei Spendenverteilung Tote nach Massenpanik in Pakistan
Bei einer Massenpanik im pakistanischen Karatschi sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei nahm acht Verdächtige fest. Im Rahmen des Ramadan waren Spenden an Bedürftige verteilt worden.
Am Morgen nach der Katastrophe liegen hunderte Flipflops und Sandalen auf dem Gelände der Firma, die die Spenden verteilt hatte. Es sind stumme Zeugen der Panik, die am Abend zuvor hier ausgebrochen war.
"Hier im Gewerbegebiet wurde Geld verteilt, seit mehreren Tagen schon", sagt Faisal Edhi, Gründer einer Hilfsorganisation. Diesmal seien zu viele Menschen gekommen, in der Masse sei Panik ausgebrochen. "Versuche, diese Panik zu kontrollieren, machten es nur noch schlimmer. Einige sind im nahegelegenen Abfluss ertrunken, andere zu Tode getrampelt worden." Edhi ist erschüttert. Die Spendenaktion war nicht angemeldet, die Organisatoren überfordert.
Drei Kinder und mindestens acht Frauen unter den Opfern
Unter den Toten sind drei Kinder und mindestens acht Frauen. In der Nacht suchten Menschen nach ihren Angehörigen. Die Opfer lagen aufgebahrt, nur mit einfachen Planen zugedeckt. Die, die überlebt haben, tun sich schwer, ihre Erlebnisse zu erzählen. Bibi Khursid ist in ein rotes Tuch gehüllt, sie wiegt ihren Kopf beim Sprechen hin und her. Ihre Schwester sei ganz in der Nähe gestorben, sagt sie der Nachrichtenagentur AP:
Die hinter uns haben immer weiter gedrängt. Sie haben nicht angehalten. Ich bin fast zerdrückt worden. Dann ist meine Schwester auf mich gefallen. Als ich wieder zu mir kam, war sie weg. Als sich die Menge aufgelöst hat, habe ich sie dann gefunden – tot.
Schon in der vergangenen Woche waren in Punjab und Khyber Pakhtunkhwa bei Lebensmittelverteilungen Menschen zu Tode gequetscht worden. Mit dem neuesten Unglück in Karatschi steigt die Zahl der Toten auf mindestens 21 innerhalb einer Woche.
Kritik an der Regierung
Neben Trauer macht sich aber auch große Wut auf die Regierung in Islamabad bemerkbar. Mehrunnisa hat sich ein farbiges Tuch als Burka um den Kopf geschlungen, sie ist außer sich. "Millionen Frauen wurden aufgefordert, ihr Zuhause zu verlassen, um kostenlos Lebensmittel zu erhalten. Der Premier gibt seinem Vorgänger Imran Khan für alles die Schuld, dabei ist er doch selbst verantwortlich. Wir haben kein Gas, keinen Strom, kein Wasser", sagt Mehrunnisa. Alles sei teuer geworden, auch der Reis.
Die Verteilung von Spenden ist während des Ramadan üblich, Premierminister Sharif hatte ausdrücklich dazu aufgefordert. Die Inflationsrate in Pakistan liegt bei 30 Prozent. Die Preise für Grundnahrungsmittel haben sich verdoppelt, die Flutkatastrophe vom vergangenen Sommer hat alles noch verschlimmert.