Delegierte aus aller Welt UN-Klimakonferenz wird in Bonn vorbereitet
Bis zur nächsten Weltklimakonferenz in Dubai sind es nur noch sechs Monate. In Bonn finden nun die Vorverhandlungen statt. Im Fokus steht die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens - Experten warnen vor einem Scheitern.
Delegierte aus aller Welt bereiten in Bonn die nächste UN-Klimakonferenz vor. Die Beauftragte der Bundesregierung für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, rief zum Auftakt der zweiwöchigen Beratungen zu einer "breiten Koalition für eine ambitionierte globale Klimapolitik" auf.
In Bonn müssten die Weichen für einen erfolgreichen Verlauf der Klimakonferenz COP28 gestellt werden, die vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai stattfindet. Bei COP28 müssten "wegweisende Entscheidungen" getroffen werden, "durch welche wir einen großen Sprung in Richtung einer klimafreundlichen, nachhaltigen und damit besseren Welt machen", so Morgan weiter.
"Wir schlafwandeln auf einen Abgrund zu"
Die Sonderbeauftragte verwies auf die dramatische Lageeinschätzung des Weltklimarats IPCC in dessen Bericht vom März. Dieser "hat uns mit brutaler Klarheit gezeigt: Wir machen nicht genug und als Weltgemeinschaft schlafwandeln wir auf einen Abgrund zu", so Morgan.
Bei der Bonner Konferenz, die jedes Jahr zur Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz stattfindet, geht es vor allem um die bisherige Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 und damit um die Fortschritte und Versäumnisse im Kampf gegen die Erderwärmung. Zudem soll über die Finanzierung von Klimaschutz und Energiewende sowie den Ausgleich von Klimaschäden in Entwicklungsländern gesprochen werden.
Bei der Weltklimakonferenz COP27 im vergangenen Jahr in Ägypten wurde ein Fonds zum Ausgleich klimabedingter Schäden in besonders gefährdeten Ländern beschlossen.
Kritik von Hilfsorganisationen
Die Hilfsorganisation Oxfam warf den reichen Industrieländern zu Beginn der Bonner Gespräche vor, ärmere Staaten nicht ausreichend beim Klimaschutz zu unterstützen und zudem die Zahlen zu schönen. Laut einem Oxfam-Bericht floss im Jahr 2020 statt der versprochenen 100 Milliarden Dollar (93 Milliarden Euro) höchstens ein Viertel der Summe.
Die Geberländer hätten hingegen angegeben, 83,3 Milliarden Dollar gezahlt zu haben. Weiter kritisierte Oxfam, dass die Zuschüsse der Industrieländer nicht an die tatsächlichen klimatischen Veränderungen vor Ort angepasst würden und deshalb zu niedrig seien.
Umweltbundesamt fordert mehr Tempo
Auch in Deutschland müsse man jetzt Tempo machen, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. "Wir stehen jetzt an dem Punkt, an dem wir den Klimaschutz wirklich beschleunigen müssen", so Messner. Das Tempo müsse verdreifacht werden.
Laut Klimaschutzgesetz müssen die deutschen Treibhausgasemissionen im ersten Schritt bis 2030 um 65 Prozent sinken. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als zum Beispiel über Wälder wieder aufgenommen werden.
Das Pariser Abkommen legt das Ziel fest, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad, mindestens aber deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs steuert die Erde Experten zufolge jedoch auf eine Erwärmung zwischen 2,4 und drei Grad zu.
Mit Informationen von Bianca Schwarz, ARD Berlin