Menschen gehen im Regen an einer Filiale der Commerzbank in Frankfurt am Main vorbei.

Abwehrkampf mit UniCredit Commerzbank streicht 3.900 Stellen

Stand: 13.02.2025 08:09 Uhr

Die Commerzbank wappnet sich mit Einsparungen für den Abwehrkampf gegen das italienische Institut UniCredit. Bis zum Jahr 2028 sollen konzernweit 3.900 Stellen wegfallen - davon 3.300 allein in Deutschland.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hat angekündigt, bis zum Jahr 2028 brutto rund 3.900 Vollzeitstellen zu streichen. Davon entfallen etwa 3.300 auf Deutschland. Von dem Abbau in Deutschland sind nach Angaben der Bank vor allem die Zentrale sowie weitere Standorte in Frankfurt betroffen, dort vor allem Stabsfunktionen und Backoffice. Derzeit zählt Deutschlands zweitgrößte Privatkundenbank in ihrem Heimatmarkt etwa 20.000 Vollzeitkräfte.

Zugleich sollen in anderen Konzernbereichen - etwa bei der polnischen mBank und an Standorten in Asien - neue Stellen geschaffen werden, sodass der Personalbestand im Commerzbank-Konzern weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben soll.

Gewinn soll deutlich steigern

Mit den Stellenstreichungen verfolgt das Frankfurter Geldinstituts ein Ziel: die Gewinne im Abwehrkampf gegen die italienische Unicredit nach oben zu schrauben. Nach knapp 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr solle der Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen, teilte der DAX-Konzern in Frankfurt mit.

Der Abbau der 3.900 Vollzeitstellen dürfte im laufenden Jahr jedoch zunächst den Gewinn drücken - der Überschuss werde auf 2,4 Milliarden Euro sinken, stellte das Geldhaus in Aussicht.

Abwehrkampf gegen die UniCredit

Der DAX-Konzern befindet sich mitten in einem Abwehrkampf gegen die UniCredit. Die italienische Großbank war im September mit neun Prozent bei der Commerzbank eingestiegen und hat sich über Derivate inzwischen Zugriff auf 28 Prozent der Anteile gesichert.

UniCredit-Vorstandschef Andrea Orcel wirbt für eine komplette Übernahme der Commerzbank. Doch die pocht auf ihre Eigenständigkeit und bezeichnet das Vorgehen des Mailänder Instituts als feindlich.

Mit ihrem neuen Gewinnziel für 2028 hofft Commerzbank-Chefin Orlopp, das Wertpotenzial der Bank sichtbarer zu machen. So will sie den Investoren beweisen, dass die Commerzbank langfristig als eigenständiges Institut bestehen kann.

Commerzbank umwirbt Aktionäre

Um attraktiver für Investoren zu werden, plant die Commerzbank nicht nur steigende Gewinne, sondern auch hohe Gewinnausschüttungen. "Die Commerzbank hat beste Voraussetzungen, um die Rendite für ihre Aktionärinnen und Aktionäre in den kommenden Jahren weiter zu steigern", erklärte der designierte Finanzvorstand der Commerzbank, Carsten Schmitt.

So will die Commerzbank für 2025 mehr als 100 Prozent ihres Überschusses an die Aktionäre auszahlen. Die Zinsen für eigenkapitalähnliche Anleihen werden vorher abgezogen. Für die Jahre 2026 bis 2028 fasst Orlopp eine Ausschüttungsquote von 100 Prozent ins Auge, macht dies aber von der Umsetzung der Strategie und vom wirtschaftlichen Umfeld abhängig.

Die UniCredit steht besser da

Das bisherige Strategieprogramm der Commerzbank reichte bis 2027, erst im September vergangenen Jahres schärfte Orlopp die Finanzziele nach. Nun traut sich die Managerin aber noch mehr zu: Die Eigenkapitalrendite soll sich 2027 auf 13,6 Prozent statt 12,3 Prozent belaufen, das Nettoergebnis auf 3,8 statt 3,6 Milliarden Euro steigen.

Zum Vergleich: Die Eigenkapitalrendite der UniCredit belief sich 2024 auf 17,7 Prozent und soll bis 2027 weiter über 17 Prozent liegen. Der Nettogewinn soll bis dahin auf rund zehn Milliarden Euro klettern von 9,3 Milliarden im vergangenen Jahr.

Bianca von der Au, HR, tagesschau, 13.02.2025 07:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 13. Februar 2025 um 07:30 Uhr.