Europawahl 2024
Europawahl in Nordeuropa Wo linke Parteien erfolgreich waren
In Schweden, Finnland und Dänemark reüssieren bei der Europawahl linke Parteien. Dass Rechtspopulismus hier nicht recht verfangen wollte, hat laut Experten mehrere Gründe.
Ohrenbetäubender Jubel in Finnland, Dänemark und Schweden - und zwar bei linken Parteien. Die feiern im Norden Zuwächse. Und das hat einen Grund, meint Alice Bah Kuhnke von den schwedischen Grünen: "Ich glaube, dieses Ergebnis kann man nicht anders erklären, als dass die schwedischen Wählerinnen und Wähler eine starke Klima- und Umweltpolitik wollen, auf einer Linie mit den Forderungen der Forschung." Mit ihren Stimmen haben die Schweden auch ihren Widerstand gegen die Rechtsextremen demonstriert, meint Kuhnke: "Wir haben die Welle der rechtsextremen Zuwächse gestoppt, die wir in vielen anderen EU-Ländern sehen."
Mit künftig vier Mandaten überholen die Grünen nach vorläufigen Ergebnissen die rechten Schwedendemokraten. Die können zwar ihre drei Mandate in Europa voraussichtlich behalten, haben aber Stimmen eingebüßt. Ein schwerer Schlag, konstatiert Mats Knutson, politischer Kommentator beim schwedischen Rundfunk: "Das ist historisch und kann mehrere Gründe haben. Ein Grund könnte die Aufregung um die anonymen Accounts der Rechten in sozialen Medien sein."
Klimaschutz vielen Schweden wichtig
Eine TV-Reportage hatte aufgedeckt, wie die schwedische Rechte online anonym gegen politische Gegner und Ausländer schießt. Einfluss könnte aber auch gehabt haben, dass die Migrationspolitik kaum eine Rolle bei den Wählenden gespielt habe, meint Knutson.
Als Sieger sieht sich in Schweden vor allem die Linkspartei. Dass die linken und grünen Parteien hier erstarken, während anderswo in Europa Rechtspopulisten auf dem Vormarsch sind - dafür hat SVT-Experte Knutson gleich mehrere Erklärungen: "Das liegt vermutlich daran, dass die Klimafrage bei dieser Wahl für viele Wählerinnen und Wähler wichtig war. Aber die Grünen und die Linkspartei haben vermutlich auch sozialdemokratische Wähler angelockt."
Finnische Linke zweitstärkste Kraft
Nicht nur in Schweden, sondern auch im übrigen Norden feiern linke Parteien Wahlerfolge. In Finnland konnte das Linksbündnis seinen Anteil nach vorläufigen Ergebnissen sogar um mehr als zehn Prozentpunkte verbessern und wurde zweitstärkste Partei nach den Konservativen - während die rechte "Partei der Finnen" einen Rückgang verbuchte.
Sie sei immer noch in einer Art glücklichem Schockzustand, sagte die Chefin des Linksbündnisses, Li Andersson: "Ich glaube, viele Menschen in Finnland beunruhigen die Zugewinne der Rechten und extremen Rechten in Europa. Immerhin in Finnland scheint sich das jetzt nicht zu bewahrheiten. Ich glaube, es gibt ein Bedürfnis, in dieser Lage aktiv zu werden und Position zu beziehen zu Menschenrechten, Gleichberechtigung und einer ehrgeizigen Umwelt- und Klimapolitik."
Wahlsieger in Dänemark: Sozialisten
In Dänemark wurde die sozialistische Volkspartei bei der Wahl sogar stärkste Kraft. "Für die Sozialisten ist die Wahl ein riesiger Sieg", sagte Christine Cordsen, politische Reporterin beim dänischen Sender DR. "Die Partei hat jetzt drei Sitze im Europaparlament und ist größer als die Sozialdemokraten. Das ist historisch."
Die Rechten konnten sich hier allerdings behaupten. Zwar erlitt die rechtspopulistische Dänische Volkspartei einen Rückgang, ihr Mandat kann sie jedoch voraussichtlich halten. Und: Ein zusätzlicher Sitz geht nach vorläufigen Ergebnissen an die seit der letzten Europawahl neu gegründeten rechten Dänemarkdemokraten.