Grünen-Abgeordnete betroffen Falscher Account twittert für Claudia Roth

Stand: 19.06.2017 14:14 Uhr

Fake-Accounts sind keine Seltenheit bei Twitter. Betroffen sind vor allem Prominente - nun auch Grünen-Politikerin Roth. Mehrere Merkmale können helfen, die Echtheit eines Twitter-Accounts einzuschätzen.

Von Martin Motzkau und Wolfgang Wichmann, tagesschau.de

Claudia Roth von Bündnis 90/Die Grünen hat einen neuen Account bei Twitter - aber nur scheinbar. Denn der vermeintliche Account der Bundestagsabgeordneten mit dem Twitter-Namen ClaudiaRoth_MdB ist eine Fälschung.

Das bestätigte zunächst ein Mitarbeiter ihres Teams im Wahlkreisbüro in Augsburg auf Anfrage. Danach reagierte auch die Pressestelle der Grünen und nannte den falschen Account bei Twitter eine Fälschung.

„Das ist leider nicht der erste Twitter-Account, der vorgibt, in meinem Namen zu sprechen", sagte Roth auf Nachfrage von ARD-faktenfinder. "Die Genauigkeit, mit der von diesem Account getwittert wird, hat aber eine ganz neue Qualität. Fernsehauftritte werden angekündigt, Frau Maischberger für eine gute Sendung gedankt und sogar in meinem Namen den Opfern vor der Moschee in London das Beileid ausgesprochen."

Update um 14:10 Uhr: Inzwischen ist dieses falsche Twitter-Profil von Claudia Roth nicht mehr online abrufbar.

Fake-Account reagierte auf Anfrage

Falsche Profile sind bei Twitter wahrlich keine Seltenheit. Von Politikern und Prominenten gibt es oft falsche Accounts, die beispielsweise satirische oder humorvolle Inhalte zu der betreffenden Person twittern. Diese Fake-Accounts sind dann meist leicht als solche zu erkennen.

Im Fall von Roths Account wurde aber mit Inhalt, Darstellung und Interaktion darauf gesetzt, wie ein echtes Profil zu wirken. So lautet die erste Kurznachricht: "Hier werden Sie in Zukunft Tweets zu meiner Person so wie meiner Politik finden. Tweets vom Team sind mit ^t markiert." Auch die Aufmachung mit Fotos und die Beschreibung des Accounts sind so erstellt, dass der Fake-Account nicht sofort als Fälschung erkennbar ist.

Claudia Roth: "Schon unfassbar dreist"

"Es ist schon unfassbar dreist, wie der Mensch hinter diesem Fake-Account auch auf Nachfragen hin die Täuschung verneint", sagt Roth. "Das zeigt einmal mehr, wie aufmerksam und achtsam die Nutzer in den sozialen Medien unterwegs sein müssen.“

Unechte Accounts bei Twitter sind dennoch meist schnell als solche zu erkennen: Denn spätestens bei Nachfragen bleiben die Betreiber unechter Accounts meistens stumm. Das ist in dem aktuellen Fall des Accounts von Roth allerdings anders. Einen Tweet von Martin Motzkau beantwortete der Betreiber des Accounts via Twitter. Auf die Frage "Ist das die echte Claudia Roth?" lautete die öffentlich einsehbare Antwort: "Sie ist echt, ein Verifizierung sollte folgen sobald Sie relevante Followerzahl hat..."

Politikerin ohne eigenen Twitter-Account

Ein falscher Account ist im Falle von Roth für Twitter-User besonders interessant: Denn die Politikerin hat bisher (und auch weiterhin) keinen eigenen Account bei dem Kurznachrichtendienst. Der neue falsche Account ist damit für alle interessant, die bisher bei Twitter auf direkte Nachrichten Roths warteten oder daran interessiert sein könnten.

Für einige schien es damit nur sinnvoll und richtig, dass Roth nun auch bei Twitter vertreten sein würde. Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung folgten dem Fake-Account zwischenzeitlich unter anderem CDU-Politiker und designierter NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und ARD-Talkerin Sandra Maischberger.

Account mit verifizierten Followern

Prominente Follower sind bei gefälschten Accounts ein ganz besonderes Problem: Die Fake-Accounts werden durch bereits offiziell verifizierte Follower (symbolisiert durch ein blaues Häkchen) geradezu "geadelt". Denn bereits verifizierte Twitter-Accounts werden meist auch als seriöse Quellen eingeschätzt. Viele gehen davon aus, dass verifizierte Accounts wohl nur echten Accounts folgen würden.

Die Zahl und Art der Follower ist ein wichtiges Merkmal, um die Echtheit eines Accounts - auch bei Twitter - zu überprüfen. Eine Vielzahl von Followern - darunter viele verifizierte Accounts - sprechen in der Regel für ein echtes Profil.

Mehrere Merkmale zur Prüfung eines Accounts

Neben Zahl und Qualität der Follower gibt es noch weitere Merkmale, um die Echtheit eines Twitter-Accounts einschätzen zu können: zum einen das Erstellungsdatum. In der Regel gilt: Wenn es einen Account schon länger gibt, ist er tendenziell eher echt. Denn Twitter löscht auf Anfrage falsche Accounts von Personen, wenn sie darüber informiert werden. Dass das Merkmal Alter aber kein Garant für Echtheit ist, kommt interessanterweise auch im Fall von Claudia Roth zum Tragen. Denn es gibt einen weiteren falschen Account der Politikerin mit dem Twitter-Namen @greenclaudia. Dieser Account ist bereits seit September 2009 online. Bislang wurde dieser Account nicht gelöscht.

Dieser alte Account ist ein gutes Beispiel für die weiteren Merkmale, die bei der Prüfung eines Twitter-Accounts betrachtet werden sollten: der Account-Name und eventuell angegebene Kontakt-Optionen, die Zahl und der Inhalt der bisher veröffentlichten Tweets, das Profilbild (visuelle Gestaltung des Profils), die Beschreibung des Profils und ein in diesem Fall nicht vorhandener blauer Haken; das heißt eine fehlende Verifikation durch unterschiedliche E-Mail-Adressen gegenüber dem Unternehmen Twitter.

Bei all diesen Merkmalen wird der Unterschied zwischen den beiden gefälschten Roth-Profilen besonders deutlich. Der Kanal @ClaudiaRothMdB klingt deutlich professioneller als der Account @greenclaudia. Auch bei den anderen Merkmalen wird schnell klar, dass der neue Fake-Account mit dem Ziel angelegt wurde, wie ein echter Account zu wirken.

Beste Prüfung: Persönlicher Kontakt

Die Fehler in Grammatik und Rechtschreibung bei den Tweets des neuen Accounts sollten einen bei der Prüfung des Accounts zumindest stutzig machen und die eine oder andere zusätzliche Nachfrage auslösen. Und ein professionell gefälschter Account ist dann leicht zu enttarnen, wenn ein persönlicher Kontakt - oder zumindest ein Kontakt über ein anderes Netzwerk oder per E-Mail - möglich ist. In diesem Fall reagierte das Team von Claudia Roth zunächst via Twitter und per E-Mail. Vor der Veröffentlichung wurden die Informationen dann nochmal in einem persönlichen Telefonat abgesichert.