Medizinisches Personal arbeitet auf einer Intensivstation in Ludwigsburg in einem Zimmer von Covid-19-Patienten
faktenfinder

Impfung gegen Coronavirus Panikmache mit unbelegten Behauptungen

Stand: 02.02.2021 14:20 Uhr

Eine irische Wissenschaftlerin behauptet, Impfungen gegen das Sars-CoV-2-Virus könnten einen tödlichen Zytokinsturm auslösen. Beweise dafür gibt es nicht - vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein.

Menschen, die sich mit einem mRNA-Vakzin impfen lassen, machen dies, um ihre Gesundheit zu schützen. Nun behauptet die irische Wissenschaftlerin Dolores Cahill, dass sie sich dadurch der Gefahr eines tödlichen Zytokinsturms aussetzen. Ein entsprechendes Video kursiert in sozialen Netzwerken, so zum Beispiel in einer Facebook-Gruppe von Impfgegnern, in der mehr als 100.000 Nutzerinnen und Nutzer Mitglied sind.

Ein Zytokinsturm ist eine gefährliche Überreaktion des Immunsystems, die starke Entzündungsreaktionen auslöst. Mögliche Symptome sind Fieber, Schwellungen und Gefäßschädigungen, die im schlimmsten Fall tödlich enden können. Die Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht, eine Therapie gibt es bisher nicht.

Nur dünne Indizien

Cahill behauptet nun, dass mRNA-Impfungen die Gefahr einer solchen Überreaktion verstärken. Als Belege nennt sie Forschungen von 2012, die mit anderen Impfstoffen gegen eine andere SARS-Krankheit an Mäusen durchgeführt wurden, sowie eine Studie zu einem Grippe-Impfstoff, die jedoch laut den Autoren keine eindeutige Schlüsse zulässt.

Zu den Ersterkrankungen, die einen Zytokinsturm auslösen können, gehören verschiedene Infektionskrankheiten, darunter auch Covid-19. Somit steigt die Gefahr, unter dieser Immunreaktion zu leiden, mit der Wahrscheinlichkeit, sich mit den Sars-Cov2-Virus anzustecken - die durch die Impfung deutlich verringert wird.

Erfahrungen sprechen gegen Behauptung

Inzwischen sind mehrere Millionen Menschen gegen Covid-19 geimpft - ein Zytokinsturm wurde dabei als Nebenwirkung nicht beobachtet. Damit ist statistisch ein Zusammenhang inzwischen auch auszuschließen, sagte Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung an der Berliner Charité, dem WDR.

Cahill, Vorsitzende einer rechtsradikalen Splitterpartei, hat seit mehreren Jahren keine relevanten Forschungsergebnisse veröffentlicht. Allerdings hat sie eine Reihe von inzwischen weitgehend widerlegten Behauptungen zur Corona-Pandemie veröffentlicht, von denen sich ihre Universität ausdrücklich distanziert. Von Impfgegnern und Corona-Leugnern werden ihre Behauptungen hingegen weit gestreut und sorgen so für Verunsicherung und Angst.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die ARD in der Sendung Brisant am 21. Januar 2021 um 17:15 Uhr.