Mannheimer Marktplatz Staatsschutz ermittelt nach Messerattacke
Nach einer Messerattacke auf Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung in Mannheim hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Sechs Menschen wurden verletzt, ein Polizist schwebt in Lebensgefahr. Das Motiv des Täters ist noch unklar.
Auf dem Mannheimer Marktplatz sind bei einer Messerattacke vor einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sechs Menschen verletzt worden. Wie Staatsanwaltschaft, Polizei und Landeskriminalamt mitteilten, gehören fünf Angehörige der Bewegung zu den Verletzten. Zudem habe der Angreifer einen Polizeibeamten mehrmals von hinten in den Bereich des Kopfes gestochen und ihm lebensgefährliche Verletzungen zugefügt.
Ein anderer Polizeibeamter schoss demnach auf den Angreifer, der dabei ebenfalls verletzt wurde. Alle Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden und hätten zum Teil notoperiert werden müssen.
Täter offenbar Afghane
Nach SWR-Informationen ist der mutmaßliche Täter ein 25-jähriger Mann, der aus Afghanistan stammt und im Jahr 2013 nach Deutschland gekommen sein soll. Er habe zuletzt im südhessischen Heppenheim gelebt, also etwa 30 Kilometer nordöstlich von Mannheim. Dem Staatsschutz war er wohl bislang nicht aufgefallen. Er hat offenbar einen gültigen Aufenthaltstitel für Deutschland.
Zunächst gestaltete sich die Identifikation des Mannes schwierig, weil er keinerlei Ausweispapiere oder persönliche Gegenstände bei sich hatte und nach der Schussverletzung durch die Polizei ins Krankenhaus gebracht wurde
Veranstalter sprechen von gezieltem Angriff
Nach Angaben der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) galt der Angriff ihrer Versammlung auf dem Marktplatz. Laut der BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina wurde bei dem Angriff auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt.
"Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein", sagte Kizina der Bild-Zeitung. Eine Sprecherin der Stadt Mannheim bestätigte, dass die Organisation für den Vormittag eine Veranstaltung angemeldet hatte. Zu Stürzenbergers Verletzungen sagte Kizina: "Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht."
Der bayerische Verfassungsschutz schrieb in seinem Bericht für 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband der BPE, es lägen "tatsächliche Anhaltspunkte" dafür, dass diese "verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen" verfolgten, "die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind".
Laut Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist das Motiv des mutmaßlichen Täters jedoch noch unklar. "Über die Motivation des Täters können wir noch nichts sagen."
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bezeichnete den Messerangriff als Terrorattacke. "Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos", sagte er. Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten.
Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt.
Politiker äußern sich erschüttert
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich nach der Tat entrüstet. "Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!", schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin in Steinmeiers Namen auf der Plattform X. "In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut." Er wünsche den Verletzten ein rasches Genesen und dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem schrecklichen Verbrechen. "Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd." Faeser erklärte, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. "Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben."
Auch Kanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert. "Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar", schrieb er auf der Plattform X. "Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden."