Bundestagswahl 2025

SPD-Chef Klingbeil Altbekannter Hoffnungsträger
Nach dem desaströsen Abschneiden der SPD sind viele Blicke auf Lars Klingbeil gerichtet. Der Co-Chef der Partei fordert einen Neuanfang und will gleichzeitig weiter an vorderster Stelle dabei sein - künftig auch als Fraktionschef.
Dass es sich bei Lars Klingbeil um einen machtbewussten Politiker handelt, ließ sich schon am Wahlabend beobachten. Dieses Ergebnis werde Umbrüche erfordern in der SPD, so Klingbeil. Der Generationenwechsel in der SPD müsse eingeleitet werden. Als er diese Sätze spricht, steht er auf der kleinen Bühne im Willy-Brandt-Haus, der Parteizentrale der SPD in Berlin-Kreuzberg.
Vielen Beobachtern fällt schnell auf, wie er dort steht. Nämlich auf größtmöglichem Abstand zu dem Mann, der die Wahl verloren hat: Olaf Scholz. 16,4 Prozent lautet das Ergebnis an diesem 23. Februar 2025. Es ist das schlechteste Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik. Ein Desaster.
Teil eines Generationenwechsels
Doch Klingbeil, der eben noch von einer personellen Neuaufstellung sprach, klingt wenige Stunden später schon deutlich selbstbewusster. Im Interview mit den tagesthemen macht er klar, dass er die Partei weiter führen möchte und dass er ein zusätzliches Amt anstrebt.
Zuvor hatte das SPD-Präsidium einstimmig vorgeschlagen, dass er am Mittwoch für den Fraktionsvorsitz kandidieren solle. Fraktions- und Parteivorsitz würden dann in einer Hand liegen. In Klingbeils Hand. Der 47-Jährige will selbst Teil des Generationenwechsels sein.
Aus Niedersachsen in den Bundestag
Klingbeil stammt aus Niedersachsen. So wie viele Genossen, die gerade Einfluss in der SPD haben. Als Sohn eines Soldaten und einer Einzelhandelskauffrau ist er in Munster aufgewachsen - einen Steinwurf vom größten Standort des deutschen Heeres entfernt. 2009 wird er in den Bundestag gewählt und kümmert sich dort um Digital- und Verteidigungspolitik.
In Bundestagsreden aus dieser Zeit spricht er häufig über konkrete Begegnungen mit vermeintlich normalen Menschen. Anekdoten aus dem Alltag, die er auf die große Bühne holt. Auch im zurückliegenden Wahlkampf bedient er sich dieser Methode, spricht etwa von seiner Friseurin und ihren Sorgen.
Die Musik brachte ihn in die Politik
Klingbeil ist mit 1,96 Metern groß und wirkt im Auftritt dennoch sanft. Er gilt in seiner Partei und in seinem Wahlkreis als Sympathieträger. Am Sonntag konnte er sich erneut das Direktmandat sichern, mit deutlich über 40 Prozent. Ein Wert, von dem seine Partei derzeit nur träumen kann.
Seine Leidenschaft ist die Musik. Immer wieder zückt er bei öffentlichen Auftritten die Gitarre. Früher hat er in Bands gespielt und gerne Punk gehört. In einem Talkshow-Auftritt spricht Klingbeil über seine Leidenschaft. Es war die Musik, die ihn erst zur Politik geführt habe. Politische Texte und Kultur hätten ihn sozialisiert.
Lars Klingbeil macht in seiner SPD Karriere. Wird Generalsekretär und organisiert den erfolgreichen Wahlkampf 2021 - er gilt als Architekt des Wahlsiegs von Olaf Scholz. Es war sein bis dahin größter Erfolg. Klingbeil wird daraufhin Parteivorsitzender und führt die Partei seitdem zusammen mit Saskia Esken. Beide wollen Parteivorsitzende bleiben. Und genau das kommt nicht bei allen Genossen gut an. Doch zumindest für Lars Klingbeil könnte es klappen.
"Ich kann mir auch noch mehr vorstellen"
Er gilt als ambitioniert und selbstbewusst. In einer anderen Talkshow wird er gefragt, ob er sich vorstellen könnte, Kanzler zu werden. Er sagt dann das, was man so sagt, wenn man so etwas gefragt wird: "Ich bin SPD-Vorsitzender und total zufrieden." Er hätte es bei dieser Bemerkung belassen können, hat er aber nicht.
Klingbeil ergänzt: "Aber ich kann mir auch noch mehr vorstellen." Und genau das, nämlich dass er sich mehr vorstellen kann, wird dieser Tage sichtbar. Für Lars Klingbeil sind die kommenden Wochen entscheidend. Der SPD-Chef ist in der Offensive und in der Defensive zugleich. Übersteht er die Phase des Umbruchs, dürfte er seine SPD weiter prägen.