ARD-DeutschlandTrend Bestes Ergebnis seit elf Jahren für Rot-Grün
Die Union verharrt im Jahrestief, Rot-Grün ist so stark wie zuletzt im Februar 2000: Laut aktuellem DeutschlandTrend gibt es eine hohe Wechselstimmung im Land. Auch Kanzlerin Merkel kommt bei den Bürgern schlecht weg. Im Kampf gegen die Hungersnot in Ostafrika haben die Deutschen eine klare Meinung.
Die Arbeit der Bundesregierung stößt wie bereits in den Vormonaten überwiegend auf Kritik. Aktuell äußern sich drei Viertel der Bundesbürger (74 Prozent) weniger oder gar nicht zufrieden mit der Leistung von Schwarz-Gelb. Gegenüber Juni dieses Jahres ist die Zufriedenheit mit dem Berliner Kabinett nochmals gesunken, nur 25 Prozent (-4 Punkte) bewerten es derzeit wohlwollend.
Die politische Stimmung in Deutschland ist also derzeit günstig für Rot-Grün. In der Sonntagsfrage des aktuellen ARD-DeutschlandTrends legt die SPD gegenüber dem Vormonat um zwei Punkte zu und erreicht 28 Prozent. Die Union kommt unverändert auf 32 Prozent. Die FDP verliert einen Punkt und liegt bei vier Prozent. Die Grünen erreichen unverändert 23 Prozent. Die Linkspartei liegt unverändert bei acht Prozent. Damit kommen SPD und Grüne zusammen auf 51 Prozent. So stark war Rot-Grün im ARD-DeutschlandTrend zuletzt im Februar 2000.
47 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die nächste Bundesregierung von der SPD geführt sein sollte. Dies sind sieben Punkte mehr als im September 2009. Dass die nächste Bundesregierung wieder von der Union geführt sein sollte, wünschen sich 39 Prozent der Bundesbürger (-6).
Damit hat sich das Meinungsbild in den vergangenen beiden Jahren gedreht, denn unmittelbar vor der Bundestagswahl im September 2009 gab es noch eine klare Präferenz für eine unionsgeführte Bundesregierung.
Merkel bei Direktwahl gegen SPD-Kandidaten chancenlos
Falls die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen könnten, würde Amtsinhaberin Angela Merkel auch in diesem Monat gegen beide potentiellen SPD-Herausforderer verlieren. Im Falle einer Direktwahl zwischen Merkel und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier würden sich 40 Prozent für Merkel und 44 Prozent für Steinmeier entscheiden.
Wenn die Deutschen die Wahl hätten zwischen Merkel und dem früheren Finanzminister Peer Steinbrück, wäre der Abstand größer: 38 Prozent würden Angela Merkel und 46 Prozent Peer Steinbrück wählen. Würden die Grünen mit Fraktionschef Jürgen Trittin einen Kanzlerkandidaten aufstellen, ginge eine Direktwahl hingegen zugunsten Merkels aus: 56 Prozent der Deutschen würden sich für Merkel und nur 23 Prozent für Trittin entscheiden.
Steinbrück punktet mit Klartext
Der als Kanzlerkandidat gehandelte SPD-Politiker Steinbrück bekommt von den Deutschen gute Bewertungen. 68 Prozent meinen, Steinbrück "sagt klar, was er denkt und nimmt kein Blatt vor den Mund". 51 Prozent finden, Steinbrück "hat in der Finanzkrise bewiesen, dass er das Land führen kann". 50 Prozent sind der Ansicht, Steinbrück "hat das Format, der nächste Bundeskanzler zu werden“. Immerhin 42 Prozent sagen, Steinbrück „ist der Politiker mit dem größten wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand". Dass Steinbrück "bei der nächsten Bundestagswahl 2013 mit 66 Jahren zu alt wäre, um Kanzler zu werden", denken 36 Prozent.
Dagegen nimmt das Ansehen der CDU-Bundeskanzlerin in der Bevölkerung weiter ab. Im August sind nur noch 45 Prozent der Bürger mit ihrer Arbeit zufrieden, 4 Punkte weniger als im Vormonat. Damit fällt Merkel auf den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn und bleibt im Mittelfeld der in diesem Monat abgefragten Politiker.
An der Spitze sind andere: Die überzeugendsten Politiker in Deutschland sind in diesem Monat Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Finanzminister Wolfgang Schäuble. Mit ihrer Arbeit sind jeweils 57 Prozent der Deutschen zufrieden. De Maizière legt damit um einen Punkt gegenüber dem Vormonat zu, Schäuble bleibt unverändert. Beide teilen sich damit den ersten Platz der abgefragten Spitzenpolitiker. Knapp dahinter liegen die beiden SPD-Politiker Steinmeier (54 Prozent,+3) und Steinbrück (53 Prozent, -1).
Hungersnot in Somalia
Im aktuellen DeutschlandTrend wurde auch die Hungersnot in Ostafrika thematisiert. Ergebnis: Eine Mehrheit der Deutschen von 63 Prozent ist dafür, notfalls mit einem Militäreinsatz der Vereinten Nationen in Somalia die Hilfslieferungen zu den Hungernden zu bringen. 34 Prozent lehnen einen solchen Einsatz ab.
Die Akzeptanz eines Militäreinsatzes zum Schutz von Hilfslieferungen in Somalia ist damit höher als die Zustimmung zu einer militärischen Intervention durch die NATO in Libyen (54 Prozent im ARD-DeutschlandTREND März), mit der Staatschef Gaddafi von Angriffen auf seine Bürger abgehalten werden sollte.
Die Mehrheit der Deutschen bezweifelt, dass die Hilfe für Ostafrika die notleidenden Menschen erreicht. Nur 34 Prozent sind der Meinung, dass der größte Teil der Hilfslieferungen bei den hungernden Menschen ankommt. 64 Prozent glauben dies nicht.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Fallzahl: 1008 Befragte
Erhebungszeitraum: 01. und 02. August 2011
Fallzahl Sonntagsfrage: 1507 Befragte
Erhebungszeitraum: 01. bis 03. August 2011
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 5%, ** bei einem Anteilswert von 50%