Katholische Kirche Dieser wird neuer Missbrauchsbeauftragter
Der Aachener Bischof Dieser löst nach zwölf Jahren den bisherigen Missbrauchsbeauftragten der Katholischen Kirche, Ackermann, ab. Es gebe immer noch Orden, die sich einer Aufarbeitung verweigerten, sagte er - sie sollten sich beteiligen.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser wird künftig für die Deutsche Bischofskonferenz die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche vorantreiben. Mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger wurde erstmals auch ein Stellvertreter für die Aufgabe benannt.
Die beiden folgen auf den Trierer Bischof Stephan Ackermann, der das Amt des Missbrauchsbeauftragten der Bischöfe nach zwölf Jahren abgegeben hat. Um die Aufarbeitung zusätzlich auf ein breiteres Fundament zu stellen, werden ein unabhängiger Expertenrat sowie eine bischöfliche Fachgruppe eingerichtet, der Dieser vorsitzen wird.
"Unabschließbare Aufgabe"
Dieser sieht sich vor großen Herausforderungen, wie er anlässlich der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda deutlich machte. Der Skandal um vielfachen sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der katholischen Kirche sei "höchst giftig", er wirke nach und zerstöre soziale Beziehungen. "Die Kirche kann daran kaputtgehen", sagte Dieser.
Die Aufarbeitung sei eine große Aufgabe, die "unabschließbar" sei - sie biete aber auch die Chance auf eine Erneuerung der Kirche. Es gebe durchaus noch Orden, die sich einer Aufarbeitung verweigern, räumte Dieser ein. Er appellierte an sie, sich zu beteiligen. Der Handlungsbedarf in der ganzen Kirche sei nach wie vor sehr groß. Es gehe um die "Anliegen von tief verletzten Menschen".
Kirchenreformer nennen Ablösung "überfällig"
Als "längst überfällig" bewertet die Reformbewegung Wir sind Kirche die Ablösung Ackermanns. Angesichts der Dimension der Aufgabe, die erst im Laufe der zwölf Jahre sichtbar geworden sei, habe der Trierer Bischof "verständlicherweise oft überfordert und hilflos" gewirkt. "Viel zu lange haben die deutschen Bischöfe einen großen Teil ihrer Verantwortung auf den Missbrauchsbeauftragten abgewälzt", so Wir sind Kirche.
Doch Ackermann seien kirchenrechtlich die Hände gebunden gewesen, da es keine Weisungsbefugnis gegenüber den Bischofskollegen gegeben habe. Dieses Grundproblem bleibe auch mit der neuen Fachgruppe mit Dieser und Burger an der Spitze als Hemmschuh bestehen.