Zwei Hände tragen Eheringe.

Statistisches Bundesamt Nur noch die Hälfte der Erwachsenen ist verheiratet

Stand: 04.02.2025 11:39 Uhr

Es wird seltener geheiratet - und später im Leben: Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland nur noch rund 50 Prozent der Volljährigen verheiratet. Zugleich stieg das Durchschnittsalter bei der Eheschließung deutlich.

Die Zahl der Verheirateten in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Nur noch gut jeder zweite Erwachsene über 18 Jahre hat sich das Ja-Wort gegeben, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Demnach lebten Ende 2023 rund 35 Millionen Menschen in einer Ehe. "Zahl und Anteil der Verheirateten sinken jedoch seit Jahren nahezu kontinuierlich", schrieben die Statistiker.

Vor 30 Jahren hatten noch rund 39,3 Millionen volljährige Menschen in einer Ehe gelebt. Das waren 60 Prozent aller Erwachsenen. Der Anteil lediger Volljähriger stieg binnen 30 Jahren von rund 24 auf etwa 33 Prozent- waren es 1993 nur gut 15,8 Millionen Ledige, erhöhte sich die Zahl bis 2023 rund 22,6 Millionen. Als ledig zählt dabei nur, wer nicht verheiratet ist oder war. Geschiedene oder Verwitwete gehören nicht in diese Kategorie, wie das Bundesamt betonte.

Nach Angaben der Statistiker wurden 2023 nur 361.000 Ehen geschlossen, das war der zweitniedrigste Stand seit 1950. 97 Prozent davon wurden zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts geschlossen, knapp drei Prozent von Paaren gleichen Geschlechts. Gleichgeschlechtliche Eheschließungen sind seit dem 1. Oktober 2017 möglich und fließen seit 2018 in die Statistik ein.

Menschen bei Hochzeit immer älter

"Dass der Anteil der Verheirateten seit Jahren schrumpft, geht auch damit einher, dass die Menschen bei ihrer ersten Heirat immer älter sind - sofern sie überhaupt heiraten", so das Bundesamt. Demnach stieg das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung in den vergangenen drei Jahrzehnten um rund sechs Altersjahre. Es liegt nunmehr auf einem Höchststand: 2023 waren Frauen bei ihrer ersten Heirat im Schnitt 32,8 Jahre alt, Männer 35,3 Jahre. 1993 betrug das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung für Frauen 26,8 Jahre und für Männer 29,2 Jahre.

Für den Psychotherapeuten Wolfgang Krüger aus Berlin hat das mehrere Gründe: "Wir sind meistens nicht unbedingt darauf erpicht, um jeden Preis zu heiraten", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Früher sei das der Fall gewesen, "weil man oft abhängig war vom anderen, auch finanziell". Zudem sei auch die niedrige Geburtenquote ein Grund. Ohne Nachwuchs stelle sich oft die Frage nach der Heirat nicht.

Auch weniger Scheidungen

Auch die Zahl der Scheidungen ist auf einem historisch niedrigen Stand. 2023 wurden rund 129.000 Ehen durch richterlichen Beschluss getrennt - der niedrigste Wert seit der Deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 und zugleich der zweitniedrigste seit 1950. 

"Diejenigen, die heiraten, heiraten sehr bewusst, weil sie auch in späteren Jahren heiraten", sagte Krüger dazu. "Also wir heiraten dann, wenn wir mehr Erfahrung haben, was Liebe anbetrifft, was Menschen anbetrifft, wenn wir in unserer Persönlichkeitsentwicklung bereits etwas vorangeschritten sind." Und viele heirateten im Allgemeinen erst dann, wenn sie den Betreffenden kennen und mit ihm zusammenwohnen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 04. Februar 2025 um 11:12 Uhr.