Bilanz für 2022 Zahl der Drogentoten in Deutschland erneut gestiegen
2022 starben fast 2000 Menschen durch den Missbrauch illegaler Drogen. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung spricht von schockierenden Zahlen und fordert von der Politik einen Paradigmenwechsel.
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Drogentoten erneut gestiegen. Wie der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, mitteilte, kamen 2022 1990 Personen infolge des Konsums illegaler Substanzen ums Leben. Das sind neun Prozent beziehungsweise 164 Tote mehr als im Vorjahr.
Seit 2012 kontinuierlicher Anstieg
Haupttodesursache ist Blienert zufolge der Missbrauch von Opioiden wie Heroin, Morphin, Methadon oder etwa das Schmerzmittel Fentanyl. 663 Menschen kamen den Angaben nach durch Langzeitfolgen von Drogenkonsum ums Leben. Das durchschnittliche Alter der Toten habe bei 41,6 Jahren gelegen, mehr als 80 Prozent von ihnen seien Männer gewesen.
In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Drogentoten in Deutschland kontinuierlich nach oben. 2012 wurden noch 944 Opfer gezählt. Wie schon in den Vorjahren gab es die meisten Opfer in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern. Dort starben 703 beziehungsweise 277 Menschen. An dritter Stelle folgt Berlin mit 230 Toten.
Mehr Hilfsangebote für Erkrankte gefordert
Blienert spricht von schockierenden und alarmierenden Zahlen und fordert einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik: "Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma. Suchtkranke Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden. Deshalb müssen wir über Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention sprechen."
Konkret müsse es mehr niedrigschwellige Hilfen geben, die schneller und direkter bei Betroffenen ankommen. "Vom Drogenkonsumraum über die Substitution bis zur Schlafstätte für obdachlose Abhängige - all das sind bewährte Maßnahmen gegen den Missbrauch illegaler Drogen, weil das der erste Schritt in den Ausstieg sein kann", so der SPD-Politiker.
Er fügte hinzu, dass oft auch Familienangehörige sowie Freundinnen und Freunde unter den Folgen der Suchterkrankung von Betroffenen litten. Daher fordert er eine bessere Begleitung für Eltern, Partnerinnen und Partner sowie Kinder von Erkrankten. An die Länder gewandt sagte er, "das Thema Sucht gehört in den Ministerien und Senaten auf die Chefebene. Außerdem müssen Einsparungen bei der Suchtberatung und Anlaufstellen ein absolutes Tabu werden."