Patriot-Systeme der Bundeswehr stehen auf dem Flughafen in Schwesing

Mutmaßliche Spionage Drohnen über Luftwaffenstützpunkt gesichtet

Stand: 09.02.2025 13:52 Uhr

Im Januar wurden über einem Luftwaffenstützpunkt in Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet. Diese seien hochspezialisiert gewesen. Das Verteidigungsministerium ermittelt einem Bericht zufolge wegen des Verdachts der Spionage.

Ein Luftwaffenstützpunkt bei Husum in Schleswig-Holstein ist Ziel eines mutmaßlichen Spionageversuchs mit Drohnen geworden. Eine Sprecherin des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin bestätigte der Nachrichtenagentur AFP "eine Mehrzahl an Drohnensichtungen am Bundeswehrstandort Schwesing im Januar". Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung (SZ) darüber berichtet.

Vom 9. bis 29. Januar sei es an der Basis in Schwesing bei Husum zu "sechs Sicherheitsvorkommnissen" mit professionellen Drohnen unbekannter Herkunft gekommen, zitierte die SZ aus einem als Verschlusssache eingestuften Lagebericht an das Bundesverteidigungsministerium. "Es wird wegen Spionageverdachts ermittelt", heißt es demnach in dem internen Bericht.

Nach Angaben der Bundeswehrsprecherin in Potsdam wurden die weiteren Ermittlungen an das schleswig-holsteinische Landeskriminalamt abgegeben.

Im schleswig-holsteinischen Schwesing befindet sich das Ausbildungszentrum Flugabwehrraketen. Zudem werden dort ukrainische Soldaten an "Patriot"-Systemen ausgebildet.

Karte: Schleswig-Holstein mit Schwesing

Über dem Luftwaffenstützpunkt Schwesing in Schleswig-Holstein sind im Januar offenbar mehrere Drohnen gesichtet worden.

Drohnen konnten nicht abgewehrt werden

Bei dem mutmaßlichen Spionageversuch wurden laut der SZ offenbar besonders professionelle Drohnen eingesetzt. "Die gesichteten Mehrflügler schwebten mit eingeschalteten Positionslichtern minutenlang auf der Stelle", zitiert das Blatt aus dem Lagebericht.

Doch sei vergeblich versucht worden, die Drohnen mittels Störsendern und anderem Gerät von ihrem Kurs abzubringen oder zur Landung zu zwingen. Aufgrund der Wirkungslosigkeit der Abwehrmaßnahmen sei davon auszugehen, dass es sich nicht um handelsübliche, sondern um spezialisierte Drohnen handle. "In keinem der sechs Fälle konnte der/die Drohnenbediener ausfindig gemacht werden", zitiert die SZ weiter aus dem Lagebericht.

Verdacht auf Start von Schiffen

Feldjäger, Polizei und der Militärische Abschirmdienst (MAD) seien involviert gewesen. Zusätzlich seien nun weitere Detektions- und Störsysteme an den Standort verlegt worden. In Bundeswehrkreisen wurde dem Blatt zufolge der Verdacht geäußert, dass die Drohnen von Schiffen in der Nord- oder Ostsee losgeschickt worden sein könnten.

"Grundsätzlich" sei das "Meldeaufkommen zu Drohnensichtungen und vermeintlichen Ausspähversuchen" in jüngerer Vergangenheit gestiegen, erklärte die Sprecherin in Potsdam. Eine gesicherte Zuordnung sei allgemein aber schwierig, da unter anderem auch handelsübliche Drohnensysteme frei verkauft würden.

Mehrere Sichtungen in vergangenen Monaten

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor knapp drei Jahren sind über Standorten der Bundeswehr vermehrt Drohnen gesichtet worden. In den vergangenen Monaten hat es außerdem mehrere Sichtungen von Drohnen an Orten mit sensibler Infrastruktur gegeben. Im August 2024 wurden Drohnen über einem Industriegebiet im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel festgestellt. Es folgten Sichtungen an Anlagen der Petrochemie in Süddeutschland und über dem US-Militärflugplatz Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Bundesinnenministerin Faeser hatte als Reaktion vor Drohnen als "Instrument für Spionage und Sabotage" gewarnt. Dennoch darf die Bundeswehr diese Flugobjekte bislang nur in Ausnahmefällen abschießen. Um das zu ändern, brachte die Bundesregierung im Januar einen Gesetzentwurf zur Änderung des Luftsicherheitsgesetzes auf den Weg. Demnach soll es zukünftig möglich sein sollte, illegal fliegende Drohnen abzuschießen. Ob das Vorhaben der rot-grünen Minderheitsregierung im Bundestag vor der Bundestagswahl noch eine notwendige Mehrheit findet, ist offen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 09. Februar 2025 um 11:20 Uhr.