Berlin: Impflinge warten im Corona Impfzentrum Messe Berlin auf ihre Impfung
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Fragen und Antworten zu AstraZeneca Wer kann sich jetzt impfen lassen?

Stand: 07.05.2021 17:55 Uhr

Wer will, kann sich mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen lassen. Theoretisch. Denn an einen Termin zu kommen, ist nach wie vor schwer. tagesschau.de erklärt, wie man vorgehen kann und was zu beachten ist.

Von Sandra Stalinski, tagesschau.de

Wie weit ist die Impfkampagne?

Laut Bundesgesundheitsministerium haben mittlerweile - Stand 07. Mai 2021 - 26,2 Millionen Menschen eine erste Impfung erhalten, das entspricht einem Anteil von 31,5 Prozent der Bevölkerung. Vollständig mit der nötigen zweiten Spritze geimpft sind inzwischen knapp 7,4 Millionen Menschen und damit 8,8 Prozent der Bevölkerung.

Vom Impfstoff Vaxzevria des Herstellers AstraZeneca sind laut Robert Koch-Institut inzwischen 6,3 Millionen Dosen verimpft - von 9,3 Millionen Dosen, die nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums an Länder und Großhändler gingen. Nachdem die Priorisierung mit einer festen Reihenfolge für den AstraZeneca-Impfstoff inzwischen bundesweit aufgehoben ist, sollen kommende Woche eine Million Dosen davon an Arztpraxen geliefert werden, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an.

Die Freigabe des AstraZeneca-Impfstoffs sei besonders für diejenigen attraktiv, "die nicht so schnell an eine Impfung kommen würden", sagte Spahn. Aber angesichts begrenzter Liefermengen gelte auch weiter: "Es können nicht innerhalb von drei oder fünf Tagen oder auch von zwei Wochen alle geimpft werden." Bei den Menschen über 60 Jahren seien je nach Bundesland nun rund 70 Prozent geimpft.

Wer kann sich jetzt impfen lassen?

Für alle Impfstoffe außer dem von AstraZeneca gilt für die Impfkampagne in Deutschland nach wie vor die gesetzlich festgelegte Impfreihenfolge gemäß drei Gruppen: höchster, hoher und erhöhter Priorität. Die ersten beiden Prioritätengruppen, die die über 70-Jährigen und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen einschließen, werden bereits in allen Bundesländern geimpft beziehungsweise sind teilweise schon durchgeimpft. In vielen Bundesländern werden aber seit kurzem auch schon Personen der dritten Prioritätengruppe geimpft, zu denen Menschen über 60 und Personen mit Berufen der kritischen Infrastruktur zählen.

Dass diese Personen jetzt bei entsprechendem Nachweis eine Impfberechtigung haben, heiße aber nicht, dass sie alle auch von jetzt auf gleich einen Impftermin bekämen, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl, im Gespräch mit tagesschau.de. "Wir haben nach wie vor zu wenig Impfstoff. Das wird sich voraussichtlich Ende Mai, Anfang Juni ändern, aber im Moment herrscht noch Mangel." Er appelliert deshalb an die Impfberechtigten, nicht die ohnehin überlasteten Arztpraxen mit Anfragen zu überrennen.

Wie komme ich an einen Impftermin?

Egal, ob man generell bereits eine Impfberechtigung hat oder sich - ohne Impfberechtigung - mit AstraZeneca impfen lassen will: Die KBV empfiehlt zunächst die Webseiten der Kassenärztlichen Vereinigungen beziehungsweise der Gesundheitsministerien der Länder zu konsultieren. Dort finden sich die relevanten Hinweise zum Impfprozedere und beispielsweise Kontakte zu Impfzentren, bei denen man sich Termine buchen kann. In manchen Bundesländern wird auch in Impfzentren noch AstraZeneca geimpft, in anderen nicht.

Die KV Berlin zum Beispiel veröffentlicht auf ihrer Webseite eine Liste mit Ärzten, die mit AstraZeneca impfen. In der Regel gibt es dort Mailadressen, an die man seinen Impfwunsch melden und sich gegebenenfalls auf eine Warteliste setzen lassen kann. Wer sich mehrfach Termine bucht, wird allerdings dringend gebeten, Termine abzusagen, die nicht mehr gebraucht werden.

Darüber hinaus finden sich in der Regel auf den Webseiten der inzwischen 65.000 niedergelassenen Haus- und Fachärzte, die an der Impfkampagne teilnehmen, Informationen zu Impfterminen. Weil die Telefonleitungen der Praxen nicht mehr stillstehen, rät auch der Vorsitzende des Hausärzteverbands Bremen, Hans-Michael Mühlenfeld, dringend davon ab, die Ärzte abzutelefonieren oder einfach vorbeizukommen.

"Wir werden mit Anfragen geflutet und kommen nicht hinterher", sagt Mühlenfeld im Gespräch mit tagesschau.de. "Das blockiert uns bei unserer eigentlichen Arbeit, nämlich Kranke zu heilen oder besonders Gefährdete zu schützen." Die Freigabe von AstraZeneca habe ein Chaos ausgelöst, das die Praxen jetzt bewältigen müssten. "Ich gehe nach wie vor nach der festgelegten Impfreihenfolge vor und impfe zuerst diejenigen, die besonders schutzbedürftig sind", sagt Mühlenfeld. "Wenn die geimpft sind, widme ich mich gern gesunden Menschen, die mit AstraZeneca geimpft werden wollen."

Für wen wird AstraZeneca empfohlen?

Bei AstraZeneca hat es seit Februar viel Hin und Her gegeben. Anfangs hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) keine Empfehlung für ältere Menschen ausgesprochen, da damals noch entsprechende Daten fehlten. Beim Einsatz des Mittels bei Jüngeren traten dann jedoch seltene, aber schwere und teils tödliche Nebenwirkungen nach der Impfung zu Tage: bestimmte, ungewöhnliche Blutgerinnsel in Kombination mit einer reduzierten Zahl von Blutplättchen. Unter anderem die europäische Arzneimittelbehörde EMA nahm die Fälle unter die Lupe. Ergebnis: Der Nutzen der Impfung überwiege eindeutig das Risiko.

In Deutschland empfiehlt die STIKO aktuell den Einsatz für Menschen ab 60 Jahren. In der Altersgruppe falle die Nutzen-Risiko-Abwägung "eindeutig zu Gunsten der Impfung" aus. Denn mit dem Alter steigt das Risiko für schwere und tödliche Verläufe von Covid-19 stark an. Auch für Jüngere ist die Impfung mit dem Präparat möglich, "nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch den Patienten", wie es die STIKO ausdrückt.

Wer jünger als 60 ist, sollte laut dem Aufklärungsblatt zur Impfung das Risiko der seltenen Komplikationen und das Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus und einer Covid-19-Erkrankung abwägen. Die Häufigkeit der speziellen Blutgerinnsel wird mit weniger als 0,01 Prozent bei den Geimpften unter 60 angegeben. Experten berichten, dass klassische Risikofaktoren wie die Einnahme der Pille offenbar keine Rolle bei der Komplikation spielen. Argumente für oder gegen eine Impfung mit dem Vektorimpfstoff können das eigene (Kontakt-)Verhalten, der Beruf und die Inzidenz in der eigenen Region sein. Die Wahrscheinlichkeit, sich überhaupt zu infizieren, ist zum Beispiel bei weitgehend allein bleibenden Menschen in einem Ort mit niedrigen Infektionszahlen weitaus geringer als bei Personen mit vielen Kontakten in einem Corona-Hotspot.

Wann sollte die Zweitimpfung mit AstraZeneca stattfinden?

Während das empfohlene Impfintervall beim Biontech/Pfizer- und beim Moderna-Impfstoff sechs Wochen beträgt, empfiehlt die STIKO für den AstraZeneca-Impfstoff zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis. Die Befürchtung des Bundesgesundheitsministers ist nun, dass viele sich nun nicht mit AstraZeneca impfen lassen wollen, da sie dann erst im August den vollen Impfschutz bekämen. Mit Blick auf die Urlaubszeit und Lockerungen für vollständig Geimpfte könnte das für viele ein Hinderungsgrund sein. Wie Spahn ankündigte, kann der Abstand nun aber nach Absprache zwischen Arzt und Impfling auf bis zu vier Wochen verkürzt werden. Das ist im Rahmen der Zulassung auch gedeckt. Da auch die Erstimpfung schon schütze, gebe es aber in dieser Phase der Pandemie das Interesse, dass viele Menschen sich impfen lassen.

"Studien haben klar gezeigt, dass die Effektivität bei einem Abstand von weniger als sechs Wochen nur 55 Prozent beträgt und erst bei einem Abstand von zwölf Wochen bei über 80 Prozent liegt", betonte hingegen der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. Man müsse den Menschen klar sagen: "Wenn Sie Ihren Impfabstand bei Astrazeneca verkürzen, um damit schneller in den Genuss von Lockerungen zu kommen, machen Sie das auf Kosten ihres Immunschutzes." Die Prozentangaben beziehen sich auf die Verringerung der Zahl der Erkrankungen unter Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften in Studien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 07. Mai 2021 um 18:23 Uhr.