Karte: Wie viele Flüchtlinge leben wo?
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Debatte um Abschiebungen Wo viele Asylsuchende in Deutschland leben

Stand: 30.08.2024 14:43 Uhr

Nach dem Messerangriff in Solingen debattiert die Politik wieder über Asylsuchende. Wo leben Geflüchtete in Deutschland, aus welchen Ländern stammen sie und wie viele Abschiebungen gibt es? Ein Überblick.

Von Alexander C. Mühlhausen, NDR

Knapp vier Prozent der Menschen in Deutschland sind Geflüchtete. In Ostdeutschland ist ihr Anteil an der Bevölkerung geringer als in den westdeutschen Bundesländern und Berlin. Insgesamt wohnen Geflüchtete häufiger in den Städten als auf dem Land, auch weil es dort bessere Chancen auf Arbeit gibt.

Besonders deutlich sieht man dies in Bayern: Jede zehnte Person in der Stadt Bayreuth ist ein Geflüchteter, während es im gleichnamigen Landkreis lediglich einer von hundert ist.

Außerdem leben in den Städten oft bereits viele Landsleute oder sogar Bekannte und Familie. Das vorhandene Netzwerk kann helfen, im fremden Land anzukommen. In Hamburg stammen etwa besonders viele Geflüchtete aus Afghanistan.

Wer zählt zu den Schutzsuchenden?

Schutzsuchende sind Menschen, die in Deutschland um humanitären Schutz (meist Asyl) bitten. Dies sind beispielsweise Menschen, die dem syrischen Bürgerkrieg entkommen sind. Aber auch viele Ukrainerinnen und Ukrainer zählen als Schutzsuchende, auch wenn sie meist ohne Asylantrag aufgenommen wurden.

Kinder von Schutzsuchenden sowie Angehörige, die über den sogenannten Familiennachzug nach Deutschland gekommen sind, fließen hingegen nicht in die Statistik ein. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hat, nachdem er oder sie viele Jahre in Deutschland gelebt und sich gut integriert hat, zählt ebenfalls nicht mehr als schutzsuchend.

Woher kommen die Schutzsuchenden?

Die meisten Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, stammen aus der Ukraine. Sie sind fast alle infolge des russischen Angriffskriegs nach Deutschland geflüchtet. Vor allem durch diesen Zuzug von Ukrainern leben heute in Ostdeutschland fast doppelt so viele Geflüchtete wie noch vor drei Jahren. Nach der Ukraine sind Syrien und Afghanistan die Länder, aus denen die meisten Geflüchteten stammen.

Wer darf bleiben? Wer wird geduldet?

Der Großteil der Schutzsuchenden darf in Deutschland bleiben, zumindest befristet. Bei einem Teil steht die Entscheidung noch aus. Lediglich sechs Prozent aller Geflüchteten sollen ausreisen, werden allerdings größtenteils weiterhin in Deutschland geduldet.

Für eine solche Duldung gibt es viele Gründe: Wenn die Menschen Familie in Deutschland haben, dürfen sie oft bleiben. Gleiches gilt, wenn sie noch zur Schule gehen, in einer Ausbildung sind oder arbeiten.

Geduldet wird auch, wer aus organisatorischen Gründen nicht abgeschoben werden kann. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Person keine Ausweisdokumente hat oder das Herkunftsland sich weigert, sie wieder aufzunehmen.

Es finden derzeit Verhandlungen mit einigen Herkunftsländern über sogenannte Rücknahmeabkommen statt, um Abschiebungen trotzdem zu ermöglichen. Solche Verhandlungen brauchen allerdings oft lange.

Wer kann abgeschoben werden?

Ein Prozent aller Schutzsuchenden wird nicht geduldet und soll ausreisen. Fast die Hälfte davon kann noch rechtlich dagegen vorgehen und ist meist nicht unmittelbar von einer Abschiebung bedroht.

Im Jahr 2023 wurden 16.430 Geflüchtete aus Deutschland abgeschoben, mehr als in den Vorjahren. Dennoch blieb die Zahl der Geflüchteten, denen eine Abschiebung drohte, in etwa gleich. Sowohl Ende 2022 als auch Ende 2023 sollten etwa 18.000 Geflüchtete abgeschoben werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 28. August 2024 um 14:55 Uhr.