Rückläufige Spenden Tafeln beklagen Ausnahmezustand
Mehr Kunden, weniger Spenden und viele Mitarbeiter am Limit: Die Tafeln beklagen eine schwierige Lage bei der Verteilung von Lebensmitteln - und fordern mehr Hilfen vom Staat für Bedürftige.
Die Tafeln in Deutschland beklagen angesichts stark gestiegener Lebensmittelpreise einen "Ausnahmezustand" bei der Verteilung von Lebensmitteln für Bedürftige. "Die Anzahl der Kunden hat sich an manchen Standorten fast verdoppelt. Die Lebensmittelspenden sind gleichzeitig jedoch teilweise um 50 Prozent zurückgegangen", sagte der Chef des Landesverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg, Frank Hildebrandt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Ehrenamtliche an der Belastungsgrenze
Die Zahl der Ehrenamtlichen sei dagegen fast konstant geblieben, sagte Anna Verres, Bundessprecherin der Tafeln. Diese würden an der absoluten Belastungsgrenze arbeiten, psychisch wie körperlich. Die Chefin des Sozialverbandes Deutschland, Michaela Engelmeier, sagte, in Zeiten von Rekordinflation und Preisexplosion könnten sich viele Menschen nicht einmal mehr das Essen leisten.
Dabei gehe es nicht allein um Menschen, die Bürgergeld empfingen, sondern auch um Millionen Geringverdienende und Rentner. "Die Arbeit der Tafeln überall in Deutschland verdient unser aller Respekt und Anerkennung", so Engelmeier. "Aber der Staat hat die Verantwortung, das Existenzminimum abzusichern - und nicht die Tafeln." Dieses ehrenamtliche Engagement müsse ein "Extra" für Betroffene sein.
Überlastung bereits seit Langem ein Problem
Bereits im März dieses Jahres hatten die Tafeln von einer schwierigen Lage gesprochen. Laut Angaben des Vorsitzenden des Dachverbandes der Tafeln, Jochen Brühl, verhängten im Jahr 2022 bis zu 32 Prozent der Tafeln einen Aufnahmestopp, etwa weil Lebensmittel zum Verteilen an Bedürftige fehlten.
Einer der Gründe für den Zulauf sei die hohe Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine, sagte Brühl. "Vor Ort sind auch Menschen, die ihren Lebensunterhalt aufgrund der gestiegenen Preise nicht mehr alleine stemmen können, darunter Studentinnen und Studenten, Erwerbslose, vermehrt auch Menschen, die einen Job haben."