17. Kinder- und Jugendbericht Jugend fühlt sich von der Politik vergessen
Kinder und Jugendliche schauen nicht mehr so zuversichtlich in die Zukunft. Das zeigt der 17. Kinder- und Jugendbericht, den die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat. Grund dafür ist auch die Politik.
22 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene leben in Deutschland. Manchmal werden sie als "Generation Z" bezeichnet, doch "die eine Jugend" gibt es nicht. Stadt, Land, arm, reich, Ost, West, mit oder ohne Migrationshintergrund - junge Menschen sind so vielfältig wie ihre Lebensverhältnisse.
Und doch, eines eint sie: "Ihr Blick auf die Welt und das Leben fällt kritisch aus", sagte Familienministerin Lisa Paus von den Grünen bei der Vorstellung des Kinder- und Jugendberichts. Das Vertrauen vieler junger Menschen in die Zukunft sei gesunken. "Was wird werden in den nächsten zehn oder 20 Jahren? Die Folgen von Kriegen, Klimakrisen, weltweiten Fluchtbewegungen, die Nachwirkungen der Pandemie, der Fachkräftemangel in so vielen Arbeitsbereichen - sie belasten junge Menschen", so Paus.
Vergessen von der Politik
Sicherheit, Vertrauen und Orientierung finden junge Menschen vor allem in ihren Familien, stellt der Kinder- und Jugendbericht fest, der von einer vierzehnköpfigen Expertenkommission erstellt wurde. Einen Generationenkonflikt gebe es dabei offenbar nicht.
Doch die Politik bekommt schlechte Noten. Kinder und Jugendliche fühlen sich oft nicht gehört, sagt Kommissionsvorsitzende Karin Böllert von der Universität Münster: "Junge Menschen empfinden politische Entscheidungsprozesse als intransparent, als jugendfern. Hier würden sie gerne mehr Mitsprachemöglichkeiten haben, verbunden mit verbrieften Rechten auch ihre eigene Lebenssituation mitgestalten zu können."
Wenig Mitsprache fördert Offenheit für Populismus
In einer Gesellschaft, in der die Zahl älterer Menschen zu- und die junger Menschen abnimmt, drohten Kinder und Jugendliche ins Hintertreffen zu geraten, betonte auch Familienministerin Paus. Mitsprache sei wichtig - auch zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
"Wenn junge Menschen nicht mitbestimmen können und wenn ihre Bedürfnisse bei Entscheidungen anscheinend kein Gewicht haben, dann verstößt das nicht nur gegen ihre Rechte, sondern erschüttert auch ihr Vertrauen in die Politik und demokratische Prozesse", so die Ministerin. Und es mache sie anfällig für populistische Versprechungen. Ihr Haus arbeite deshalb an einem Nationalen Aktionsplan, der die Beteiligung junger Menschen fördern solle.
Kinderrechte per Grundgesetz
Paus forderte erneut, Kinderrechte im Grundgesetz festzuschreiben. Aber dafür - für eine Grundgesetzänderung - bräuchte es die Stimmen der Union. Und die lehnt das Vorhaben ab.
Für ihren 600 Seiten starken Bericht hat die Expertenkommission keine eigenen Daten erhoben, sondern vorhandene Studien ausgewertet. Außerdem wurden rund 5.400 junge Menschen unter anderem über Workshops an der Erhebung beteiligt.