Selenskyj zu Besuch in Berlin Viel Dank und eine Bitte
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich bei seinem Berlin-Besuch für die breite Unterstützung bedankt. Zugleich bat er Deutschland um Kampfjets. Kanzler Scholz nannte Selenskyjs Besuch ein "starkes Signal".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bei seinem ersten Deutschland-Besuch nach Beginn des russischen Angriffskriegs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz empfangen worden. Er freue sich, Selenskyj in Berlin begrüßen zu können, sagte Scholz bei einer Pressekonferenz. Er sprach von einem "starken Signal", verurteilte die russische Invasion und würdigte den Widerstand der Ukrainer, die sich "unbeugsam und heldenhaft dieser brutalen Aggression" entgegenstellten.
"Wir unterstützen euch solange, wie es nötig sein wird", versicherte der Kanzler. "Und wir lassen in unserer Unterstützung nicht nach", so Scholz weiter. Der Kanzler sprach auch das neue Rüstungspaket in Höhe von 2, 7 Milliarden Euro für die Ukraine an. Zu den geplanten Lieferungen gehören unter anderem Flugabwehrsysteme, Panzer und Munition.
Selenskyj würdigte die zusätzliche militärische Hilfe als "sehr wichtige und starke Hilfe" für sein Land. "Der Umfang der deutschen Hilfe ist der zweitgrößte nach den USA", sagte er. Gleichzeitig bedankte er sich bei Deutschland für die Unterstützung: "Vor allem möchte ich dir, Olaf, herzlich danken und dem gesamten deutschen Volk für eure Hilfe."
Selenskyj will Kampfjet-Koalition
Zugleich bat Selenskyj Deutschland, sein Land zusammen mit anderen Partnern durch die Lieferung moderner Kampfjets zu unterstützen. Die Ukraine arbeite während seines Besuchs in europäischen Hauptstädten daran, "eine Kampfjet-Koalition zu schaffen", so Selenskyj weiter. Er werde sich auch an die deutsche Seite wenden mit der Bitte, die Ukraine in dieser Koalition zu unterstützen. Scholz äußerte sich dazu zurückhaltend. Deutschland habe der Ukraine sehr viel geliefert. Gerade was die Luftverteidigung betreffe, seien dies sehr moderne Waffen.
Nach dem Treffen im Kanzleramt flog Scholz zusammen mit Selenskyj nach Aachen. Selenskyj und das ukrainische Volk werden für Verdienste um die Einheit Europas mit dem Karlspreis geehrt. Der Kanzler wird bei der Vergabe die Laudatio halten. Bisher war aus Sicherheitsgründen noch offen, ob Selenskyj selbst zur Verleihung des Preises nach Nordrhein-Westfalen kommt.
Dank für "fantastische Solidarität"
Am Morgen hatte Bundespräsident Steinmeier Selenskyj in seinem Amtssitz Schloss Bellevue empfangen. Auch dort dankte Selenskyj Deutschland für die Unterstützung im Abwehrkampf gegen den Angriffskrieg Russlands. "In der schwierigsten Zeit in der modernen Geschichte der Ukraine hat sich Deutschland als unser wahrer Freund und verlässlicher Verbündeter erwiesen, der im Kampf für die Verteidigung von Freiheit und demokratischen Werten entschieden an der Seite des ukrainischen Volkes steht", schrieb er auf Englisch ins Gästebuch.
Er dankte zudem Steinmeier für dessen "persönliche Unterstützung der Ukraine" und dem deutschen Volk für dessen "fantastische Solidarität". Auf Deutsch fügte Selenskyj hinzu: "Danke Deutschland!".
Zum Autakt seines Deutschlandbesuchs ist der ukrainische Präsident Selenskyj von Bundespräsident Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen worden.
Selenskyj war am frühen Morgen aus Rom kommend zu seinem ersten Besuch in Deutschland nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine eingetroffen. Wegen des Besuches waren die Sicherheitsmaßnahmen in Berlin verstärkt worden. Durch eine sogenannte Allgemeinverfügung gibt es bis 18.00 Uhr unter anderem Verkehrssperrungen in der Hauptstadt. Besonders betroffen waren die Bereiche rund um das Regierungsviertel in Mitte.
Der ukrainische Präsident hatte gestern Italien besucht und sich mit Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni getroffen. Dort bedankte er sich für die Hilfe gegen die russische Invasion und bat um weitere Unterstützung. Seine Gespräche in Rom seien "wichtig, um einem Sieg der Ukraine näherzukommen", schrieb Selenskyj am Samstag auf Twitter. Zudem hatte es ein Gespräch mit Papst Franziskus gegeben.