Mannheim AfD-Politiker verletzt - Angreifer in Psychiatrie
In Mannheim ist ein AfD-Politiker mit einem Messer verletzt worden. Der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen. Laut Polizei gibt es bei dem Festgenommenen "deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung".
Ein mutmaßlich psychisch kranker Mann hat in Mannheim einen AfD-Kommunalpolitiker angegriffen. Der 25-Jährige habe den Mann am Dienstagabend mit einem Teppichmesser verletzt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in der baden-württembergischen Stadt mit. Es lägen keine konkreten Hinweise vor, dass der Tatverdächtige den Angegriffenen als AfD-Politiker erkannt habe. Der AfD-Politiker wurde in einem Krankenhaus behandelt. "Er erlitt keine lebensgefährlichen Verletzungen", hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Bei dem Tatverdächtigen hätten sich bei der anschließenden Festnahme "deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung" ergeben. Er sei in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht worden. Der Ermittlungsrichter am Amtsgericht Mannheim erließ einen Unterbringungsbefehl wegen versuchten Totschlags.
Laut den Ermittlern soll der Verdächtige zuvor mehrere Wahlplakate beschädigt und gestohlen haben, woraufhin er von dem Politiker verfolgt und gestellt wurde. In dieser Situation soll der Beschuldigte den AfD-Vertreter mit dem Messer verletzt haben. Der 25-Jährige wurde schließlich nach kurzer Flucht widerstandslos festgenommen.
Laut AfD handelte es sich bei dem Angegriffenen um Heinrich Koch, der für die Wahl des Mannheimer Gemeinderats am Sonntag antritt. Er hat den dritten Listenplatz inne. Laut AfD-Landesverband wurden die Schnittverletzungen des Angegriffenen im Krankenhaus genäht. Nach Angaben aus der Gemeinderatsfraktion wurde er am Ohr und am Bauch getroffen. Die Partei hatte zunächst von einer Attacke von Linksextremisten gesprochen - davon war später in der Mitteilung der Ermittler keine Rede.
Verletzter AfD-Kandidat: "Ich wollte ihn stellen"
Koch wurde inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Nach seiner Entlassung schilderte er die Tat aus seiner Sicht: Er habe nach einer Veranstaltung am späten Dienstagabend in Mannheim mehrere Männer entdeckt, einer davon sei mit AfD-Plakaten unterwegs gewesen, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er habe Umstehende gebeten, die Polizei zu informieren, dann sei er dem Mann mit den Plakaten hinterhergelaufen. "Ich dachte, ich muss die einfach stellen."
Koch sagte, er habe sein Handyvideo angeschaltet - "auch als Eigensicherung". Er habe zunächst nicht erkannt, dass der junge Mann mit den Plakaten ein Messer in der Hand habe, habe sich dann aber automatisch geschützt und weggedreht. Seine Schnittverletzungen am Ohr und am Bauch habe er zunächst nicht wahrgenommen, er sei dem flüchtenden Verdächtigen nochmals hinterhergelaufen. "Das habe ich nicht gemerkt im Adrenalinrausch, ich wollte ihn stellen." Dann sei aber die Polizei schnell vor Ort gewesen.
Koch geht von einem politischen Motiv der Tat aus. Die Verdächtigen hätten Wahlplakate an dem ganzen Platz "heruntergerockt", sagte Koch der dpa. Im Netz habe es bereits zuvor Aufrufe zu Angriffen auf AfD-Politiker in Mannheim gegeben.
Faeser verurteilt Gewalttat
Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte die Gewalttat gegen den AfD-Kommunalwahlkandidaten. "Es gibt niemals eine Rechtfertigung für Gewalt", sagte die SPD-Politikerin. "Dem Verletzten wünsche ich gute und vollständige Genesung und danke der Polizei für den schnellen Zugriff."
"Wir sind erschrocken und bestürzt", sagte der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier. In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Angriffe auf Politikerinnen und Politiker für Aufsehen gesorgt.