Debatte um Atemmasken Streit um Engpässe bei Schutzkleidung
Experten sind weiter uneins, ob Atemmasken für alle bei der Corona-Eindämmung helfen. Die Politik hat indes andere Probleme: Schon für Klinik- und Pflegepersonal ist Schutzkleidung schwer zu beschaffen.
Was denn nun - schützen sie uns oder schützen sie uns nicht? Noch streiten sich die Experten darüber, in welchem Umfang Atemmasken die Menschen vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus bewahren können.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt jedenfalls in ihrem aktuellen Video-Podcast vorsichtshalber: "Auch wenn Sie sich entschließen sollten, einen einfachen Mundschutz zu tragen - denken Sie immer daran, dass er niemals das Einhalten des Abstands ersetzen kann." Die Kanzlerin selbst trug bei der Aufzeichnung übrigens keine Maske.
Städtetag in Besorgnis um fehlende Ausrüstung
An Empfehlungen, Mund und Nase zu bedecken, fehlt es nicht. Doch dass der Atemschutz in Deutschland zur Pflicht werden könnte, ist derzeit eher unwahrscheinlich. "Zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir den Mangel weltweit haben, können wir ja jetzt schlechterdings nicht sagen 'Die ganze Bevölkerung soll medizinische Schutzmasken tragen', wo wir nicht mal für Pflegekräfte und Ärzte ausreichend haben", erklärt Gesundheitsminister Jens Spahn - und benennt damit auch gleich das Problem: Ausgerechnet für diejenigen, die den größten Risiken ausgesetzt sind, nämlich Ärzte und Pflegekräfte, mangelt es an Masken, an Brillen, an Kitteln.
Auch der Deutsche Städtetag tat seine Sorge über fehlende Ausrüstung, etwa in Kliniken, Praxen und Pflegeinrichtungen, kund. Laut Berechnungen des Robert Koch-Instituts haben sich bereits 2300 Krankenhaus-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert: "Der Selbstschutz ist enorm wichtig, um das medizinische Personal gesund zu halten", mahnt die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna. "Das ist die Grundvoraussetzung, dass wir den Marathon überstehen: Wenn wir am Ende viele Atemgeräte haben, aber nicht das Personal, das sie bedienen kann, haben wir damit nichts gewonnen."
Heimische Produktion wäre am besten
Insgesamt 115 Millionen einfache Schutzmasken und 60 Millionen Kittel werden im kommenden halben Jahr in Kliniken und Arztpraxen benötigt. Und das bei einem weltweit umkämpften Maskenmarkt, wie Gesundheitsminister Jens Spahn ihn nennt: "Die ganze Welt kauft gerade Schutzmasken. Ein Cent-Produkt ist gerade Gold wert. So müssen wir erleben, dass manchmal auch sicher geglaubte Lieferungen nicht ankommen, wie es eigentlich geplant war."
Heimische Produktion scheint nun die Zauberformel zur jedenfalls langfristigen Lösung der Engpässe zu lauten. Darauf setzt jedenfalls Spahn: "Diese Krise ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf", sagte er.
Altmaier weist Kritik an Management zurück
Doch die Opposition ist mit dem Krisenmanagement zumindest in diesem Punkt unzufrieden. Viele Firmen würden Gewehr bei Fuß stehen, gemeinsam mit den europäischen Partnern könnte Deutschland eine Pandemiewirtschaft auf den Weg bringen, meint die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock.
Sie kritisiert genau wie FDP-Fraktionsvize Michael Theurer, Wirtschaftsminister Peter Altmaier tue hier zu wenig. Altmaier lässt das zurückweisen: Die Federführung bei der zentralen Beschaffung von Schutzkleidung liege im Gesundheits- und Innenministerium, heißt es aus seinem Haus.
Um die Herstellung von Schutzkleidung in deutscher Eigenregie dürfte mindestens noch so lange gestritten werden wie über eine andere Frage: die, welche Art von Maske wie stark das Infektionsrisiko mindert.