Weitere Elbquerung in Sachsen marode Brücken-Ärger auch in Bad Schandau
Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden wurde einige Kilometer flussaufwärts eine Brücke als Vorsichtsmaßnahme komplett gesperrt. In Bad Schandau müssen die Menschen nun auf die Fähre umsteigen.
Er ist einer der gefragtesten Männer derzeit in dem kleinen Touristenort in der sächsischen Schweiz: Steffen Weidemann steuert in Bad Schandau die Fußgänger-Fähre von der einen Elbseite zur anderen. Es ist die letzte verbliebene Verbindung im Umkreis von 20 Kilometern, seit die Brücke hier vor etwa zwei Wochen völlig unerwartet komplett gesperrt wurde.
"Das ging wirklich von heute auf morgen", sagt Fährmann Weidemann. "Die Dienste sind jetzt etwas länger und anstrengender. Aber gut, wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen."
Bis mindestens Ende des Jahres gesperrt
Die Brücke verbindet die Ortsteile von Bad Schandau miteinander. Auf der einen Seite liegt der Bahnhof, auf der anderen die Innenstadt.
Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September sind die Behörden vorsichtiger geworden. Bei einer Überprüfung hier wurden jetzt Risse festgestellt, aus denen rostiges Wasser sickert. Der Stahl im Inneren könnte angegriffen sein. Nun hat das Landesamt für Straßenbau und Verkehr entschieden, die Brücke bis mindestens Ende des Jahres zu sperren.
"Die Elbbrücke ist schon die Hauptschlagader für die Region gewesen", sagt Bürgermeister Thomas Kunack. Es müssten jetzt schnelle Lösungen gefunden werden. Man könne vielleicht ein paar Wochen oder Monate so weitermachen. "Aber nicht über Jahre", sagt Kunack. Sonst leide die Region sowohl wirtschaftlich als auch im privaten.
Die Elbbrücke in Bad Schandau verbindet den Bahnhof und die Innenstadt miteinander.
Längere Arbeitswege
Die Passagiere können die Fähre seit der Sperrung zwar kostenlos nutzen. Aber genervt sind sie trotzdem. Auch wenn sie versuchen, gelassen zu bleiben. "Das ist mein täglicher Arbeitsweg, den ich absolvieren muss", sagt ein Familienvater. "Das ist schon schlecht. Macht schon das Einkaufen schwer."
Eine Mitfahrerin sagt: "Es ist eine unmögliche Situation." Für diejenigen, die täglich zur Arbeit oder zum Pflegedienst müssten, sei das für eine längere Zeit nicht machbar.
Es sei angenehm, dass man morgens vor der Arbeit zusammensitzt und miteinander ins Gespräch kommt, sagt ein weiterer Passagier. "Die negative Kehrseite ist, dass für mich der Arbeitsweg eine halbe Stunde am Tag länger ist."
Kein verkürzter Fahrplan im Winter
Eigentlich wäre jetzt mit Beginn der Wintersaison ein verkürzter Fahrplan üblich. Stattdessen fahren Steffen Weidemann und seine Kollegen 11,5-Stunden-Schichten.
Es gehe früh los, sagt der Fährmann. "Um 4:25 Uhr kommen wirklich schon die ersten Fahrgäste", so Weidemann Sie müssten oft weiter weg mit dem Zug und wären sonst mit dem Auto gefahren. "Bis um 8 Uhr geht auf alle Fälle die Hauptstoßzeit."
Die Region lebt vom Tourismus, die sächsische Schweiz zieht Wanderer an. Aber mit einer fehlenden Hauptverkehrsader könnten Touristen wegbleiben, so die große Sorge.
"Jetzt ist Nebensaison", sagt Hotel-Besitzer Daniel Mitzscherlich. "Jetzt sind auch weniger Touristen da. Die Straßen werden nicht so frequentiert. Das wird erst richtig krass und schlimm, wenn die Saison wieder losgeht."
Es wird dauern
Hochwasser, Waldbrände in der sächsischen Schweiz - in Bad Schandau sind die Menschen krisenerprobt. Und so versuchen auch Steffen Weidemann und seine Kollegen diese Krise zu meistern.
Doch die gesperrte Brücke bereitet allen große Sorgen. Keiner weiß im Moment, wie es weitergeht. Zwischen einer Reparatur und einem Neubau scheint derzeit alles möglich. Sicher ist nur: Es wird dauern.