Schifffahrt in Rheinland-Pfalz Not-Schleusungen sollen Stau auf der Mosel auflösen
Nach dem Schiffsunfall auf der Mosel sollen am Montag die ersten Not-Schleusungen mit Schiffen erfolgen. Am Samstag waren zwei Testläufe ohne Schiffe erfolgreich verlaufen.
Heute soll das erste festsitzende Schiff dann wieder durch die Mosel-Schleuse in Müden fahren - und zwar durch eine sogenannte Not-Schleusung. Diesen Vorgang haben die Techniker am Samstag mehrfach erfolgreich ohne Schiff geprobt. Dabei schichtet nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Mosel-Saar-Lahn ein Kran neun Stahlsegmente übereinander, um die Schleuse behelfsmäßig zu schließen. Mit Hilfe von Tauchern werden die Balken unter Wasser richtig positioniert. Auf diese Art ist die Schleuse am Donnerstag trockengelegt worden, um die Schäden zu begutachten.
Not-Schleusung für fünf bis sechs Schiffe pro Tag
Ein 15 cm breiter Schlitz in der Konstruktion führt schließlich dazu, dass das Wasser abfließen kann und das Schiff den unteren Wasserstand erreicht. Auf diese Weise sollen alle festsitzenden 70 Schiffe in den nächsten Tagen abwärts geschleust werden. Allerdings dauert der ganze Vorgang laut WSA vier bis fünf Stunden und nicht wie gewöhnlich 20 bis 30 Minuten. Es könnten also - trotz 24-Stunden-Betriebs - nur fünf bis sechs Schiffe pro Tag geschleust werden.
Das Amt will eine Liste erstellen, nach welcher Reihenfolge die Schiffe die Not-Schleusung durchlaufen. Mit kleinen Frachtern soll demnach begonnen werden.
Schleusenkammern trockengelegt und begutachtet
Experten hatten am Freitag das Bauwerk der leergepumpten Schleusenkammer begutachtet. Erste Befürchtungen, dass auch die Schleusenwände insgesamt stark beschädigt sein könnten, haben sich nicht bestätigt. Jedoch gebe es Beschädigungen im oberen Mauerwerk, so Albert Schöpflin vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) in Koblenz.
Am Freitagmittag besuchte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) die zerstörte Mosel-Schleuse. Zusammen mit Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) machte er sich vor Ort ein Bild von der Lage.
Schmitt kündigte an, das Sonntagsfahrverbot für Lkw zu lockern. Das solle es erleichtern, die Waren und Güter von den Schiffen auf die Straße oder die Schiene zu verlagern, sagte Schmitt bei ihrem Besuch an der Schleuse. Die Regelung solle Lastwagen betreffen, die Güter transportieren, die sonst über die Mosel gekommen wären.
Spezialkran hat Tore aus Schleuse entfernt
Ein spezieller Schwerlastkran, der aus Ludwigshafen nach Müden kam, hatte am Donnerstag die beiden Tore aus der Schleuse herausgehoben und an Land abgesetzt. Die Torflügel wiegen laut Wasser- und Schifffahrtsamt jeweils 40 Tonnen. Sie zu entfernen sei eine Herausforderung gewesen, sagte Tobias Schmidt vom WSA. Die Aktion habe aber viel besser geklappt als erwartet. Alle seien erleichtert.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) machten sich in Müden ein Bild von der demolierten Schleuse.
Den Angaben zufolge gibt es auch ein Ersatztor für die Schleuse. Es befinde sich derzeit im Bauhof in Trier. Das Tor könne zwar mittelfristig als Übergangslösung eingebaut werden, allerdings müssten dort zunächst unter anderem Hydraulikleitungen angebracht werden. Diese Arbeiten dauern laut dem Wasser- und Schifffahrtsamt etwa zwei Monate. Erst danach sei das Tor einsatzfähig.
Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen eingeleitet. Wie die Behörde mitteilte, werde gegen den 27-jährigen Schiffsführer des havarierten Güterschiffs ermittelt - wegen des Verdachts der Gefährdung des Schiffsverkehrs.
In solchen Fällen würden immer dann Ermittlungen geführt, wenn es Hinweise auf ein grob pflichtwidriges Verhalten des Schiffsführers gebe, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler auf SWR-Nachfrage mit. Derzeit würden Beweismittel gesichert und gesichtet. Der Schiffsführer hatte gegenüber der Wasserschutzpolizei kurz nach dem Unfall einen Defekt an dem Frachtschiff als Ursache für den Unfall angegeben. Da die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft am Anfang stehen, könnten keine weiteren Details mitgeteilt werden.
Flusskreuzfahrtschiffe setzen Reisen fort
Noch immer sitzen ungefähr 70 Schiffe auf der Mosel und der Saar fest und können nicht in den Rhein weiterfahren. Viele Flusskreuzfahrtschiffe haben ihre Touren auf der Mosel trotz der Sperrung fortgesetzt, allerdings mit veränderten bzw. kürzeren Routen. Sie starten zum Beispiel nicht in Köln oder Koblenz für die Fahrt nach Trier, sondern in Cochem. Die Gäste werden mit Reisebussen zum Beispiel aus Köln zur Anlegestelle nach Cochem gebracht.
Die Saison für Flusskreuzfahrten endet eigentlich Ende Dezember und beginnt dann erst wieder im März. Deshalb hält sich der Schaden für die Anbieter vermutlich in Grenzen. Allerdings werden viele Schiffe über die Wintermonate eigentlich in Werften wieder fit gemacht. Das könnte in diesem Jahr schwierig werden.
Sendung am Sa., 14.12.2024 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP