
Anschlag in München Ermittler sprechen von islamistischem Motiv
Die Generalstaatsanwaltschaft in München geht davon aus, dass der 24-Jährige, der gestern ein Auto in eine Menschenmenge steuerte, ein islamistisches Motiv hatte. Der Afghane habe zugegeben, mit Absicht in die Gruppe gefahren zu sein.
Nach dem Anschlag von München haben die Ermittler weitere Details zum Hergang und zum Täter bekannt gegeben.
Die leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann sagte auf einer Pressekonferenz, nach derzeitigem Stand würde sie sich "schon trauen, von einer islamistischen Tatmotivation zu sprechen". Dies hätten Auswertungen seines Handys sowie Äußerungen des Täters ergeben.
Als Anhaltspunkte für eine islamistische Motivation nannte Tilmann unter anderem die Aussage von Polizisten, der Fahrer habe nach der Tat "Allahu Akbar" gerufen. Er habe in einer Vernehmung auch eingeräumt, den Wagen absichtlich in das Ende eines ver.di-Demonstrationszugs gesteuert zu haben.
Die Aussagen deuteten auf eine religiöse Motivation hin, sagte Tilmann und betonte, die Ermittlungen stünden aber noch am Anfang.
Keine Anzeichen psychischer Probleme
Es gebe bei dem 24-Jährigen bislang keine Anhaltspunkte auf psychische Probleme, die Auswirkungen auf die Tat gehabt haben könnten, sagte Tilmann weiter. Deshalb werde auch nicht beantragt, den Mann vorläufig in der psychiatrischen Unterbringung aufzunehmen.
Bei der Festnahme des Afghanen hatte die Polizei auch auf seinen Wagen geschossen. "Der Täter wurde dabei aber nicht getroffen und durch den Schuss auch nicht verletzt", hieß es. Den Beamten sei es gelungen, den Täter aus dem Auto zu ziehen, obwohl dieser noch versucht habe, erneut Gas zu geben. Das Auto gehörte laut Polizei dem Fahrer.
Die Generalstaatsanwaltschaft will nun Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Mordes in 36 Fällen beantragen. Zudem bestehe ein Verdacht auf gefährliche Körperverletzung und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Entscheiden werde über eine Untersuchungshaft am Nachmittag ein Ermittlungsrichter.
Nicht vorbestraft
Die Staatsanwältin bestätigte, er sei 2016 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen und zum Tatzeitpunkt nicht ausreisepflichtig gewesen.
Er habe in München zur Miete gewohnt, im Sicherheitsgewerbe gearbeitet und sei nicht vorbestraft. Es habe nur einmal in Bayern ein Verfahren wegen Arbeitsamtsbetrugs gegeben. Er habe sich arbeitslos gemeldet, dann eine Tätigkeit begonnen und sich nicht rechtzeitig wieder abgemeldet, sagte Tilmann. Das Verfahren sei gegen eine Geldauflage eingestellt worden, weil es nur ein sehr kurzer Zeitraum gewesen sei.
Bei der Fahrt des Autos in die Demonstranten waren am Donnerstag laut Polizei 36 Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwerstverletzt. Ein Kind befindet sich nach Klinikangaben in einem kritischen Zustand.