PISA-Studie Deutschlands Schüler wieder schlechter
Anders als noch im Jahr 2000 liegt Deutschland in der aktuellen PISA-Studie über dem OECD-Durchschnitt. Ernüchternd ist jedoch: Im Großen und Ganzen verbesserte sich seither kaum etwas.
Den "PISA-Schock" über die Studie aus dem Jahr 2000 hat Deutschland zwar hinter sich gelassen - dennoch sind auch die Ergebnisse der aktuellen Studie kein Grund zu frohlocken. Auch wenn Deutschlands Schüler - anders als damals - bei Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften über dem OECD-Durchschnitt liegen, im Vergleich zu 2015 schnitten sie in allen drei Bereichen wieder schlechter ab.
Die durchschnittlichen Leseleistungen sind - nach zwischenzeitlichen Verbesserungen - im Jahr 2018 wieder auf das Niveau von 2009 zurückgefallen. 2015 erreichten deutsche Schüler noch 509 Punkte, 2018 waren es nur noch 498. Damit liegt Deutschland beim Lesen unter den insgesamt 79 teilnehmenden Ländern auf Platz 20.
Naturwissenschaften: Platz 15
Auch bei den Naturwissenschaften gingen die Leistungen zurück: von 509 Punkten auf 503. Damit fielen sie noch unter das Niveau von 2006. Im Ranking aller teilnehmenden Länder liegt Deutschland hier auf Platz 15 - gemeinsam mit Australien und den Niederlanden.
Auch bei Mathematik liegen die Ergebnisse 2018 (500) leicht unter denen von 2015 (509), und deutlicher unter denen von 2012 (514). Damit landen die deutschen Schüler auf Platz 20.
"Praktisch keine Verbesserungen seit erster Erhebung"
Obwohl in den vergangenen zehn Jahren im OECD-Raum die Ausgaben je Schüler im Primar- und Sekundarbereich um mehr als 15 Prozent gestiegen sind, sei es "enttäuschend, dass sich die Schülerleistungen in den meisten OECD-Ländern seit der ersten PISA-Erhebung im Jahr 2000 praktisch nicht verbessert haben", schreibt OECD-Generalsekretär Angel Gurría im Geleitwort zur Studie.
Alle drei Jahre werden in der PISA-Studie die Kompetenzen der 15-jährigen Schüler in mehr als 70 Ländern getestet. In der aktuellen Erhebung lag der Schwerpunkt auf der Lesekompetenz, untergeordnete Erhebungsbereiche waren Naturwissenschaften und Mathematik. 2018 nahmen 79 Länder und Volkswirtschaften teil. In Deutschland waren es etwa 5450 Schüler von 226 Schulen.
Chancengleichheit in Deutschland besonders schlecht
Besonders augenfällig sind in Deutschland die Leistungsunterschiede in Abhängigkeit zum sozioökonomischen Hintergrund der Schüler. Die privilegiertesten 25 Prozent der Schüler haben bei der Lesekompetenz gegenüber den sozioökonomisch am stärksten benachteiligten 25 Prozent einen Leistungsvorsprung von 113 Punkten. Das sind 24 Punkte mehr als im OECD-Durchschnitt (89 Punkte).
Dieser Abstand nimmt sogar noch zu: Im Jahr 2009 belief er sich noch auf 104 Punkte (gegenüber 87 Punkten im OECD-Durchschnitt). Deutschland weist außerdem eine stärkere Konzentration leistungsschwacher und leistungsstarker Schüler an bestimmten Schulen auf als im OECD-Durchschnitt der Fall. Grund dafür ist laut Studienautoren die frühe Selektion und Aufteilung in verschiedene Schultypen.
Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen
Die Mädchen schneiden in Deutschland bei der Lesekompetenz deutlich besser ab als die Jungen. Sie erzielten im Schnitt 26 Punkte mehr (OECD-Durchschnitt: 30 Punkte). Diese Tendenz ist allerdings rückläufig, im Jahr 2009 lag der Leistungsvorsprung der Mädchen noch bei 40 Punkten.
In Mathematik hingegen schneiden Jungs leicht besser ab: Sie lagen im Schnitt sieben Punkte vor den Mädchen, mehr als im OECD-Durchschnitt (fünf Punkte). In Naturwissenschaften haben Jungen und Mädchen allerdings ein ähnliches Leistungsniveau.
Während die Leistungstrends der Mädchen in Mathematik und Naturwissenschaften zwischen 2015 und 2018 stabil geblieben sind, ist der Trend bei den Jungen rückläufig: In Mathematik ist ihre mittlere Punktzahl um 11 Punkte, in Naturwissenschaften um 12 Punkte zurückgegangen.
Mobbing und Zufriedenheit
Insgesamt 23 Prozent der deutschen Schüler geben an, mindestens einmal im Monat von Mitschülern drangsaliert zu werden. Das entspricht dem OECD-Durchschnitt. 67 Prozent der Schüler sind mit ihrem Leben zufrieden. 92 Prozent geben an, manchmal oder immer glücklich zu sein, vier Prozent bezeichnen sich als immer traurig.