Baden-Württemberg IG Metall und Bosch-Betriebsrat wollen gegen geplante Stellenkürzungen vorgehen
Tausende Stellen sollen deutschlandweit bei Bosch wegfallen. Die IG Metall und der Bosch-Betriebsrat haben bei einer Pressekonferenz in Neckarsulm Widerstand angekündigt.
Die Gewerkschaft IG Metall Heilbronn-Neckarsulm und der Betriebsrat von Bosch haben am Montag bei einer Pressekonferenz in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) erneut ein Zukunftskonzept für den Konzern gefordert. Der geplante Stellenabbau sei kopflos und würde den Beschäftigten der Bosch-Standorte keine Perspektive bieten, sagte Adrian Hermes, Betriebsbeauftragter der IG Metall und Mitglied des Bosch-Aufsichtsrats. Der angekündigte Sparkurs diene allein der Gewinnmaximierung.
Kritik an der Bosch-Geschäftsführung wird lauter
Hermes wirft der Geschäftsführung vor, über die Köpfe der Arbeitnehmervertreter hinweg zu entscheiden. Man sei von Anfang an nicht mit am Tisch gesessen, so Hermes weiter. Noch immer herrsche eine große Ungewissheit bei den Bosch-Beschäftigten. Unklar bleibt, wie viele Stellen in den jeweiligen Bereichen wegfallen sollen. Auch am Standort Abstatt (Kreis Heilbronn) bleibt die Frage ungeklärt.
Auch wenn der Sektor der E-Mobilität aktuell defizitär ist, müsse mehr getan werden. Der chinesische Markt produziere günstiger und schneller. Doch anstatt den Markt aufzugeben, fordert Hermes, mehr in die Entwicklung deutscher Standorte zu stecken, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Auch die Politik stehe in der Verantwortung. Mit verschiedenen Aktionen an den Bosch-Standorten soll in den nächsten Wochen der Druck auf die Geschäftsführung erhöht werden.
Wir fordern echte Zukunftsperspektiven und Innovationen statt einfallslosen Personalabbau. Die Transformation der Automobilindustrie kann nur im Einklang mit den Beschäftigten gelingen. Flugblatt der IG Metall vom 26.11.2024
Bei der Betriebsversammlung am Dienstag hatte sich die Belegschaft Luft gemacht und dem Management viele Fragen gestellt. Die Stimmung sei gedrückt und die Zukunft ungewiss, hatte der Betriebsrat die Situation am Standort Abstatt danach knapp zusammengefasst.
Bosch will tausende Stellen abbauen
Weltweit will der Automobilzulieferer in den kommenden Jahren bis zu 5.550 Stellen streichen. Von den Sparplänen besonders betroffen ist der Geschäftsbereich, der für Software und Fahrzeugcomputer (Cross-Domain Computing Solutions) zuständig ist.
Intelligente Fahrassistenzsysteme und Systeme für autonomes Fahren verkaufen sich laut Bosch schlechter als gedacht. Allein in diesem Bereich sollen 3.500 Stellen wegfallen, die Hälfte davon in Deutschland. Abstatt ist einer der betroffenen deutschen Standorte. Bosch macht auch die schwache Nachfrage nach E-Autos massiv zu schaffen.
Betriebsbedingte Kündigungen in Abstatt noch ausgeschlossen
Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich derzeit um Planungen. Genaue Zahlen des Personalabbaus seien Teil der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. In Abstatt gilt nach wie vor die erst im vergangenen Jahr geschlossene Vereinbarung, betriebsbedingte Kündigungen in der Zulieferersparte in Deutschland bis Ende 2027 auszuschließen.
Kundgebung in Abstatt geplant
Der Chef des Betriebsrats, Helmut Meyer, fordert von der Bosch-Spitze Gespräche darüber, wie die Zukunft des Standorts aussehen kann. Neben den geplanten Kürzungen arbeiten die Beschäftigten von Bosch Engineering am Standort Abstatt bereits seit Oktober bei reduziertem Lohn nur noch 37 statt 40 Stunden. In dieser Woche soll es in Abstatt auch eine Kundgebung gegen die Sparpläne geben.
Sendung am Mo., 2.12.2024 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg