Baden-Württemberg XXL-Weihnachtsdeko in Baden-Baden: Gastronom investiert 80.000 Euro pro Jahr
Viele Innenstädte putzen sich in der Adventszeit mit bunten Lichtern heraus. Ein Gastronom in Baden-Baden legt dafür einen fünfstelligen Betrag hin. Nicht jeder in der Stadt ist davon begeistert.
Die Weihnachtszeit bringt Innenstädte zum Leuchten. Doch nicht immer sorgen Lichterketten und Co. für strahlende Gesichter: In Baden-Baden sorgt ein Gastronom mit seiner Weihnachtsdeko für Gesprächsstoff.
Aufbau der Weihnachtsdekoration dauert Wochen
Der Jesuitenplatz in Baden-Baden ist aktuell ein Selfie-Hotspot, besonders bei Touristen aus aller Welt. Seit 20 Jahren verwandelt sich in der Adventszeit der Löwenbräu-Biergarten in der Fußgängerzone mitsamt Umgebung in ein echtes Winterwunderland.
Etliche Wochen dauert der Aufbau der Dekoration rund um den Biergarten. Bis zum ersten Advent will der Gastronom fertig sein und auch in diesem Jahr hängt die Deko auf den letzten Drücker. Und kostspielig ist der ganze Spaß auch. Eine Eisbär-Pyramide in acht Metern Höhe ist eine der Hauptattraktionen. Allein diese Pyramide kostet einen mittleren fünfstelligen Betrag, sagt der Gastronom.
Wir kaufen jedes Jahr neue Ware für 50.000 bis 80.000 Euro, weil die Ware steht sechs Wochen draußen und die können wir dann wegschmeißen. Die ist dann durchnässt und kaputt und dreckig. Mike Brandau, Gastronom mit Fimmel für Weihnachtsdeko
An Weihnachten kommt im Baden-Badener Biergarten "Löwenbräu" niemand vorbei
Baden-Baden: Deko-Leidenschaft eines Gastronomen kennt keine Grenzen
Die beiden Söhne des Gastronomen überwachen den Aufbau der Holzkonstruktion bis ins kleinste Detail. Im Biergarten entsteht eine begehbare Holzhütte. Auch darin befinden sich Tausende von zum Teil elektrisch betriebenen Weihnachts-Deko-Artikeln. Der Strom kommt zu einem großen Teil aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage.
Wir bestellen jedes Jahr ungefähr 600 laufende Meter Holzschwarten neu, weil wir die Konstruktion an der Fassade immer wieder neu haben möchten. Lukas Brandau, Gastronom und Junior-Chef des Biergartens
Dem Gastronom Mike Brandau gehen die Ideen für neue Weihnachtsdeko nie aus
Pläne hat der Baden-Badener Gastronom genügend in der Schublade. Wenn es nach ihm ginge, wäre bald das Baden-Badener Rathaus fällig. Auch den oberen Marktplatz würde Brandau künftig gerne in der Weihnachtszeit bespielen. Am Geld soll es nicht scheitern, sagt er.
Ich habe dem Oberbürgermeister gesagt, wenn er sein Rathaus dekoriert haben will, soll er mich anrufen und da werden wir das mitmachen. Ware haben wir genug! Mike Brandau, Gastronom aus Baden-Baden
Der Baden-Badener Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) hat allerdings schon dankend abgewunken. Das Rathaus bleibt ungeschmückt, ließ er gegenüber dem SWR wissen.
Gastronom: Große Investition lohnt sich
Innerhalb von acht Wochen hat sich der Biergarten in eine begehbare Weihnachtshütte verwandelt. Mehrere Kilometer Kabel für Lichter und Tausende Deko-Artikel sind im Einsatz. Das Investment lohnt sich: Das Restaurant verkauft durch die Deko in der Adventszeit mehr als doppelt so viele Gerichte. Auch Hollywood-Star Nicolas Cage ist dem Charme des Baden-Badener Weihnachtszaubers schon erlegen. Er ließ sich vor einigen Jahren eine Stunde lang über das Gelände führen. Andere Besucher machen es ihm nach und staunen, wenn die Lichter angehen. Zwei Touristen aus Leonberg fügen an, dass sich da wohl jemand ausgetobt habe, aber warum auch nicht.
Ich mag, dass es so überladen ist, also gerade an Weihnachten, das liebe ich sehr, ganz toll. Joachim Storz aus Mannheim
SWR-Reporter Patrick Neumann hat den Gastronom in Baden-Baden besucht:
Weihnachtsdeko in Baden-Baden bleibt nicht ohne Kritik
Unter den Baden-Badener Bürgerinnen und Bürgern gibt es aber auch scharfe Kritiker der Weihnachtsdeko am Jesuitenplatz. "Es ist eigentlich völlig straffrei, einen schlechten Geschmack zu haben. Weniger wäre mehr, aber strafbar ist es nicht und man kann die Augen zumachen und dran vorbeigehen. Ich gehe jedenfalls meistens außen rum", sagt Georg von Langsdorff aus Baden-Baden.
Im Inneren des Weihnachtswunderlands gibt es dann noch den Selfie-Thron. Gegen eine Spende für einen guten Zweck, kann sich jeder wie im siebten Weihnachtshimmel fühlen. Seitlich am Thron befinden sich bewegliche Puppen, die Trompeten in den Hand halten. Nimmt man dort Platz, ertönt eine Weihnachtsfanfare. Amelie Heinzmann und David Müller aus Bühl sind begeistert von der ausgefallenen Dekoration. "Echt krasse Erscheinung, alles leuchtet. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Das hat einen direkt so in die Straße gezogen."
Sendung am Do., 28.11.2024 18:15 Uhr, Landesschau Baden-Württemberg